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Bologna-Gipfel: Abschluss ohne "große Jubelfeier"

Mit einer "Jubiläumskonferenz" begehen die Bildungs- und Wissenschaftsminister aus 46 Staaten am 11. und 12. März in Budapest und Wien den vorläufigen Abschluss des "Bologna-Prozesses". Mit diesem sollte bis 2010 ein einheitlicher europäischer Hochschulraum geschaffen werden.
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Österreich werde dabei “nicht eine große Jubelfeier veranstalten”, kündigte der Generalsekretär und Hochschul-Sektionschef des Wissenschaftsministeriums, Friedrich Faulhammer, am Dienstag Abend vor Journalisten an. Die nationale Umsetzung sei zweifellos “verbesserungsbedürftig”.

Zuletzt hatten vor allem die protestierenden Studenten in Österreich und Deutschland ihre Aktionen mit Mängeln bzw. der gänzlichen Ablehnung des Bologna-Prozesses begründet. Für den Gipfel haben sie die Reaktivierung ihrer Proteste angekündigt. Trotz der positiven Ziele des Prozesses wie der Förderung der Mobilität sowie der Vergleichbarkeit der Abschlüsse gebe es beim in Österreich umstrittensten Bologna-Reformpunkt, der Umwandlung der Diplom- in Bachelor- und Masterstudien, durchaus Probleme, konzedierte Faulhammer.

Grundidee von Bologna: An mindestens dreijährige, berufsbefähigende Bachelorstudien sollen zweijährige Masterstudien anschließen, die der Spezialisierung dienen und auch an anderen Unis absolviert werden können. Dazu mussten in Österreich die meist vierjährigen Diplomstudien (Abschluss im Regelfall: Magister) in dreijährige Bachelor-Studien umgewandelt werden. Folge: Viele Unis hätten versucht, “möglichst viel aus den Diplom- in die Bachelorstudien hineinzupacken nach dem Motto ‘Wer weiß, ob die Studenten im Master-Studium noch da sind’ “, so Faulhammer. Folge sei eine Überfrachtung der Studienpläne gewesen.

Als Positiv-Beispiele bei der Umwandlung nannte Faulhammer die Wirtschaftsuniversität (WU), die mit dem Bachelor-Programm Sozial- und Wirtschaftswissenschaften ein breites Bachelor-Programm aufgelegt habe, an das sich erst spezialisierende Master-Studien anschließen. Nicht gelungen sei dagegen die Umstellung in den “harten” technischen Fächern wie Maschinenbau und Elektrotechnik. Dort habe man einfach die ersten Studienabschnitte des bisherigen Diplomstudiums in ein Bachelor-Studium transformiert und den Studenten gesagt: “Ihr müsst nachher noch den Master machen, sonst habt ihr keine Chance am Arbeitsmarkt.”

Andererseits dürfe man nicht alle Probleme im Studienbereich auf Bologna schieben. So hätten etwa die Streichung von Wahlfächern und reduzierte Erweiterungscurricula nichts damit zu tun, so Faulhammer. Die Bologna-Umstellung einerseits und die Autonomie der Unis sei zur selben Zeit gekommen und insofern eine “blöde Koinzidenz”. Die Studenten würden aber beide Dinge miteinander verbinden. Auch deren “Verschulungsängste” hätten mit Bologna nichts zu tun – dies sei ebenso ein “Mythos” wie etwa der Glaube, hinter dem Prozess stehe die EU.

Auf einen Prozentsatz, wie viele Bachelor-Absolventen künftig einen Master anhängen sollen, wollte sich Faulhammer nicht festlegen. Das Problem sei derzeit, dass die Studenten zum Teil keine Wahl hätten als einen Master zu machen, weil ihnen der Bachelor keinen Job am Arbeitsmarkt biete. Als “Ventil” soll unter anderem die in der jüngsten Novelle des Universitätsgesetzes (UG) geschaffene Möglichkeit dienen, in Ausnahmefällen auch vierjährige Bachelor-Studien anzubieten. Auch der öffentliche Dienst, der die Bachelors derzeit nicht als vollständig A-wertig ansieht, bleibe ein Thema: “Da bleiben wir dran.”

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