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Aus für Zigarette in Lokalen naht

In gut zwei Monaten treten in Österreich strengere Nichtraucherschutzbestimmungen in Lokalen in Kraft. Wie sehen die Wirte die Zukunft?

Gequalmt werden darf ab 1. Jänner 2009 laut dem neuen Tabakgesetz nur mehr in bestimmten Ausnahmefällen – in Betrieben mit bis zu 50 Quadratmetern Fläche oder 80 Quadratmeter großen Gaststätten mit einem Extra-Raum. Bei einer Größe dazwischen wird im Einzelfall entschieden, ob eine räumliche Trennung möglich ist.

Während manche “eine Katastrophe” befürchten, haben andere ihr Unternehmen kurzerhand zum Nichtraucherlokal erklärt und sind darüber “heilfroh”. Unterschiedlich sind die Meinungen zum neuen Tabakgesetzes beispielsweise in Wien. Für Berndt Querfeld, Betreiber des Cafe Landtmann, ist die Trennung zwischen Raucher- und Nichtraucherbereich “kein Problem” und längst Praxis. Mittlerweile halte man über die Hälfte des Lokals, darunter den gesamten Wintergarten, nikotinfrei.

“Bei gefühlten 75 Prozent der Reservierungen werden mittlerweile Nichtrauchertische verlangt”, so der Cafetier im APA-Gespräch. Den gesamten Betrieb künftig qualmfrei zu machen, ist für den Gelegenheitsraucher Querfeld aber keine Option: “Das halte ich weder nervlich noch wirtschaftlich aus”, verwies der Chef auf zahlreiche Zigarettenliebhaber unter den Stammgästen.

Im Cafe Eiles in der Josefstadt sieht man die Sache weniger entspannt: “Eine Katastrophe”, klagte Besitzerin Gertrude Dinjer. 80 Prozent ihrer Gäste seien Raucher, der seit zwei Jahren existierende, nikotinfreie Bereich überwiegend leer. Kaffee und Zigarette würden einfach zur Wiener Tradition gehören, so die Nichtraucherin. Eine räumliche Trennung sei in ihrem Lokal aufgrund der Denkmalschutzbestimmungen nicht möglich, den Glimmstängel gänzlich zu verbieten aber auch nicht: “Da kann ich zusperren”, fürchtete die Gaswirtin.

Einen völlig anderen Weg hat das Mariahilfer Szene-Cafe phil gewählt: Hier setzt man seit rund eineinhalb Jahren auf ein komplettes Rauchverbot. Mitbetreiberin Eva Baumgardinger ist “heilfroh” über diesen Schritt, obwohl anfangs vor allem Abendgäste ausgeblieben seien: “Jetzt sind wir mehr Tagescafe”, erklärte sie. Eine Aufhebung des Raucherverbots – wie etwa im Falle von Wein & Co. – sei noch nie angedacht gewesen.

Keine Zustimmung findet das neue Gesetz in Salzburg beim Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung Sepp Schellhorn, der die bevorstehenden Einschränkungen als “Wischi-Waschi-Lösung” bezeichnete. “Ich war immer für eine einheitliche Regelung”, betonte der Gastronom, der eine Irreführung der Wirte befürchtet: “Warum jetzt viel Geld in die räumliche Trennung stecken, wenn 2011 die EU den Nichtraucherschutz einführt?”, kritisierte Schellhorn. Seine große Skihütte im Angertal bei Bad Hofgastein lässt dem Hotelier-Vertreter beispielsweise graue Haare wachsen: “Wie soll ich den vielen ‘Berufs-Rauchern’ aus den östlichen Ländern Europas erklären, dass das hier nicht mehr geht?”

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