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Völkerkundemuseum: Konkrete Pläne, aber kein Geld

Zwischen leeren Vitrinen präsentierte das Museum für Völkerkunde am Montag detaillierte Pläne für die künftige Präsentation seiner Schausammlung, ohne jedoch konkrete Aussichten auf die dafür notwendigen Finanzmittel zu haben und einen weiteren Zeitplan bis zur vollständigen Wiedereröffnung nennen zu können.

Im Oktober wird als Vorgeschmack ein asiatischer Teil der Schausammlung eröffnet, 14 weitere thematische Bereiche sollen folgen. Dafür nötig wären “mindestens fünf Mio. Euro” an zusätzlichen Finanzmitteln, sagte KHM-Generaldirektor Wilfried Seipel genau 80 Jahre nach der Eröffnung des Museums.

Diese Mittel sind jedoch in dem ursprünglichen Finanzierungsplänen für die Renovierung des vier Jahre lang geschlossenen Museums nicht vorgesehen – Pläne, “an die sich das Ministerium unverständlicherweise immer noch klammert”, sagte Seipel. Er sehe keine Möglichkeit, über die vom Ministerium zugesagten 9,8 Mio. Euro für die Instandsetzung des Baus “zusätzliche Mittel zu lukrieren”. Der Direktor des Völkerkundemuseums, Christian Feest, ergänzte: Die genannten fünf Mio. Euro seien das “Einrichtungsbudget”, zusätzliche “belebende” Mittel für die inhaltliche Gestaltung müssten ebenfalls lukriert werden.

Zwar sei im Rahmen der bisherigen Renovierung seit März 2004 viel geschehen, so Seipel: Depotflächen (2.900 Quadratmeter) im Keller seien ebenso entstanden wie ein Dachgeschoß-Ausbau (2.500 Quadratmeter), auch die Bibliothek ist eingerichtet worden. Für das seither teileröffnete Völkerkundemuseum, in dem derzeit die “Tutanchamun”-Schau gezeigt wird, fehle jedoch “der große Wurf”, es müsse “mit allem Drum und Dran saniert werden”, so Seipel, der dies ursprünglich noch in seiner Amtszeit (die mit Jahresende 2008 endet) auf Schiene bringen wollte. Das Völkerkundemuseum stehe derzeit “an ähnlicher Stelle wie vor 80 Jahren” und müsse wieder “Fuß fassen nach Umwälzungen und Schließungen”, so Feest. Er sei “sehr optimistisch”, dass die notwendigen Mittel dem Museum zugesprochen werden.

Um das Museum stärker ins Rampenlicht zu stellen, werden ab Oktober Objekte aus “Süd-, Südostasien und Himalayaländern” in einem der permanenten Schauräume präsentiert. Dies soll zeigen, wie das Museum künftig seine Inhalte ausrichten und präsentieren will. Gezeigt werden u.a. unter dem religiösen Aspekt “0,016 Prozent” der Objekte des Museums auf zwölf Prozent der Gesamtfläche der neuen Schausammlung von insgesamt 3.200 Quadratmetern, sagte Kurator Christian Schicklgruber. Die Schausammlung soll ständig erneuert werden, damit sie nicht “verstaubt” ist, so Feest. Zu den Plänen für die Schausammlung gehören weiters Themen wie “Orient und Orientalismus”, “Insulares Südostasien”, “Das Alte Amerika in der Neuen Welt” und “Gabe, Austausch, Geld”.

Mit dem Südostasien-Teil der Schausammlung wolle man “an die Öffentlichkeit gehen”, denn es sei “leichter für ein Museum, das geöffnet ist”, finanzielle Mittel zu bekommen, sagte Feest. Das Völkerkundemuseum wolle sich “an die veränderten Perspektiven der Welt anpassen” und ein unterhaltsames und interessantes Museum darstellen. Die verschiedenen (thematischen und regionalen) Bereiche – etwa Zirkumpolargebiete, “Der Pfeil” oder Ozeanien – sollen, sollten die Finanzmittel aufgebracht werden, von verschiedenen Kuratoren gestaltet werden, um die kulturelle Vielfalt wahrnehmbar zu machen.

Auch mit eigenen Sonderausstellungen will man ab Herbst für Aufmerksamkeit sorgen, diese können mit den vorhandenen Mitteln realisiert werden: Geplant sind “KunstVoller Widerstand. Krise und Kreativität in Sri Lanka” (ab 18.11.) und “Straps & Bands. Textilien aus der Sammlung Foitl” (ab 2.12.). Auch außerhalb des Museums werden Ausstellungen ausgerichtet – es wäre “uns lieber, wenn wir diese im eigenen Haus zeigen könnten”, vermerkte Feest.

Seipel nützte die Gelegenheit, um seinen “allergrößten Protest” gegen die “Verschandelung des Maria-Theresienplatzes” zum Ausdruck zu bringen. Auf dem Platz zwischen KHM und dem Naturhistorischen Museum soll während der EURO 2008 eine überdimensionale “Meinl-Kaffeewelt” entstehen – für Seipel “unverschämt, diesen Platz auf diese Weise kaputt zu machen”.

Im Museum für Völkerkunde sind 220.000 materielle Dokumente aus außereuropäischen Kulturen, 70.000 ethnografische Fotografien und eine 140.000 Bände umfassende Bibliothek versammelt.

Web: http://www.ethno-museum.ac.at

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