Die Chronologie des Inzest-Falles von Amstetten
Bis zum April 2008 ahnte wohl niemand, was sich im Keller jenes Hauses in Amstetten abspielte, in der Josef F. mit seiner Familie wohnte. Am 16. März 2009 wird ihm der Prozess gemacht. Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse:
27. April 2008 – Ein noch nie dagewesener Fall von Missbrauch wird in Amstetten publik: In einem Verlies soll ein 73-Jähriger seine Tochter 24 Jahre lang gefangen gehalten haben. Während der Gefangenschaft dürfte der Mann mit der 42-Jährigen sieben Kinder gezeugt haben, eines von ihnen starb nach der Geburt. Der mutmaßliche Täter Josef F. wurde bereits Tags zuvor festgenommen.
28. April 2008 – F. legt ein weitgehendes Geständnis ab und wird tags darauf in U-Haft genommen.
29. April 2008 – Das Ergebnis der DNA-Untersuchung bestätigt: Alle sechs Kinder der 42-jährigen Tochter sind eindeutig vom 73-jährigen Josef F., sagte Oberst Franz Polzer, Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LK NÖ) bei einer Pressekonferenz.
14. Mai 2008 – Die Opfer-Familie geht mit einer via Plakat vermittelten Botschaft erstmals an die Öffentlichkeit und bedankt sich für die Anteilnahme an ihrem Schicksal.
Anfang Juni 2008 – Die schwerst erkrankte 19-Jährige kann die Intensivstation des Landesklinikums Amstetten verlassen. Nach Angaben der Ärzte wird sie wieder völlig gesund. Die anderen Familienmitglieder sind Ende April in die Sonderkrankenanstalt übersiedelt und werden von der Öffentlichkeit abgeschirmt.
Anfang Juli 2008 – Erstmals wird das Inzest-Opfer, die Tochter von F., gerichtlich einvernommen.
Ende Juli 2008 – Die Ehefrau des Tatverdächtigen zieht aus der gemeinsamen Unterkunft der Opfer im Landesklinikum Amstetten-Mauer aus.
Ende September 2008 – Josef F. wird zu einem Lokalaugenschein nach Amstetten gebracht. Es gilt hauptsächlich technische Dinge abzuklären.
Oktober 2008 – Das gerichtspsychiatrische Gutachten bescheinigt F. unter anderem Zurechnungsfähigkeit und emotionale Invalidität.
13. November 2008 – Die Staatsanwaltschaft St. Pölten erhebt gegen Josef F. Anklage. Darin wird ihm auch das Verbrechen des Mordes – Strafdrohung: Zehn bis 20 Jahre oder lebenslang – vorgeworfen. Der Verteidiger des 73-Jährigen verzichtet auf einen Einspruch gegen die Anklageschrift.
29. Dezember 2008 – Opfer-Anwalt Christoph Herbst gibt bekannt, dass die Tochter von Josef F. sowie deren Kinder das Landesklinikum Amstetten-Mauer verlassen haben. Nach fast achtmonatigem Aufenthalt konnten sie die Sonderkrankenanstalt verlassen. Ihr neues Domizil bleibt geheim.
22. Jänner 2009 – Das Landesgericht St. Pölten gibt bekannt, dass sich Josef F. ab 16. März in einem mehrtägigen Verfahren vor Geschworenen verantworten wird müssen.
13. Februar 2009 – Die britische Boulevardzeitung “The Sun” veröffentlicht erstmals Fotos, die die Tochter von Josef F. in Begleitung einer ihrer Töchter zeigen. Das österreichische Medienrecht greift in diesem Fall nicht, weil die Ausgabe der Zeitung nicht in den deutschsprachigen Raum ausgeliefert worden ist.
Anfang März 2009 – Internationale Medienvertreter reisen nach St. Pölten an. Hotels sind bereits ausgebucht, mediale Hektik setzt ein. Der Prozess startet am 16. März 2009, ein Urteil wird für den 20. des Monats erwartet.