Für Direktorin Ingried Brugger ist die Retrospektive so bedeutend, da “Werke gezeigt werden können, die bisher als verschollen galten”. Gleichzeitig betonte sie aber auch die Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung, da sich ein Großteil der Arbeiten Kahlos in “Privatbesitz in Mexiko und den USA bei teilweise sehr komplizierten Leihgebern” befinden. Dennoch konnten für die Ausstellung, die in Kooperation mit dem Berliner Martin-Gropius-Bau entstand, 50 Gemälde und 90 Zeichnungen auf Papier zusammengetragen werden. Eine “Ausstellung in der Ausstellung” ist laut Kurator Florian Steininger die Fotoabteilung, die von Cristina Kahlo kuratiert wurde und insgesamt 150, teils noch nie publizierte Fotografien der Künstlerin und ihrer Familie zeigt.
Gipskorsett mit Hammer und Sichel
Im Hauptraum der Ausstellung ist man als Besucher umgeben von Kahlos großformatigen Selbstporträts, die wesentlichen Anteil an ihrem mittlerweile erlangten Ruhm haben. Einen prominenten Platz im Raum erhielt ein Gipskorsett, das die Malerin in Folge eines schweren Verkehrsunfalls im Alter von 18 Jahren tragen musste und von ihr u.a. mit Hammer und Sichel verziert wurde. Das Korsett alleine sei schon Anlass, in die Ausstellung zu pilgern, so Steininger, handle es sich dabei doch um eine “Reliquie ähnlich dem Turiner Grabtuch”.
Letztes Werk vor ihrem Tod
Neben der autobiografischen Dimension von Kahlos Schaffen und ihren berühmten Selbstporträts soll auch der surrealistische Aspekt ihrer Arbeiten im Zentrum stehen, wie Steininger erklärte: “Dadurch konnte sie ihr psychisches und physisches Leid in einzigartiger Weise zum Ausdruck bringen.” Ein weiterer Höhepunkt der Ausstellung ist das Gemälde “Selbstbildnis inmitten einer Sonnenblume”, das lange Zeit als verschollen galt und anlässlich dieser Retrospektive in Berlin und Wien zum ersten Mal präsentiert wird. Das 1954 entstandene Bild gilt als letztes Werk Kahlos vor ihrem Tod.
Bis 5. Dezember in Wien
Einen Unterschied zur Ausstellung in Berlin sieht Cristina Kahlo, Großnichte der 1954 verstorbenen Malerin und selbst Fotografin und Museumskuratorin, in der Neuanordnung der Gemälde aufgrund der räumlichen Situation. Die Frida Kahlo Retrospektive ist bis zum 5. Dezember in Wien zu sehen.
Frida Kahlo Retrospektive, 1.9. bis 5.12.
Bank Austria Kunstforum, 1010 Wien, Freyung 8
Täglich 10-19 Uhr, freitags 10-21 Uhr
Karten unter Tel.: 01/537 33 26, http://www.bankaustria-kunstforum.at