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Schweinegrippe: Kein weiterer Verdachtsfall in Österreich

Donnerstagabend hatte das Referenzlabor in Wien alle offenen Tests wegen der mexikanischen Grippe in Sachen Österreich abgeschlossen. Dies teilte das Gesundheitsministerium mit.

“Alle offenen Tests waren negativ. Es gibt auch keine weiteren Verdachtsfälle”, erklärte eine Sprecherin des Ressorts. Somit blieb es bei einem Erkrankungsfall in Österreich.

Die “Influenza-Pandemie” ist in aller Munde. Doch wirklich aufregen muss sich derzeit in Österreich niemand. Die Zahl der nachgewiesenen Todesfälle infolge der neuen Grippe-Variante in Mexiko betrug acht, in den USA gab es einen weiteren Todesfall. Angst muss also vorweg kaum jemand haben, meinten die österreichischen Experten Michael Kunze (Institut für Sozialmedizin der MedUni-Wien) und Franz Allerberger, Hygieniker von der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit), im Gespräch mit der APA.

“Ich sage, von dem rein klinischen Erscheinungsbild dieser Influenza bisher ist das ein durchschnittliche bis harmlose Grippe. Die große Aufregung ist, weil die Weltgesundheitsorganisation eben die Warnstufe erhöht hat. Das ist praktisch automatisch. Aber von der klinischen Symptomatik ist das keine ‘aufregende’ Influenza. Wir wissen allerdings nicht, wie sich das entwickelt”, sagte der Wiener Sozialmediziner Michael Kunze.

Im Hintergrund des Bewusstseins der Öffentlichkeit ist noch immer die “Vogelgrippe” durch einen H5N1-Erreger. Doch das ist und war laut Kunze etwas ganz anderes: “H5N1-Vogelgrippe ist von Mensch zu Mensch schwer übertragbar, hat aber eine hohe Todesrate.” Bisher stellt die mexikanische Grippe H1N1 offenbar den umgekehrten Fall dar. Ihr Verlauf ist offenbar eher mild, sie verbreitet sich aber rasch von Mensch zu Mensch.

Hygieniker Franz Allerberger von der AGES betonte dazu, dass man die Realität rund um die mexikanische Grippe erst durch penible Untersuchungen am Ort des Geschehens klären könnte. Mit dabei wären aktuell internationale spezialisierte Teams: “Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten. Rein diagnostisch kann das eine Diskrepanz sein mit einer Stadt wie Mexiko-City mit 20 Millionen Menschen im Ballungsraum. Da können unter tausenden Grippekranken auch Todesfälle sein.” Nur diese würden dann registriert. Außerdem gäbe keine Zusatzinformationen über den Gesundheitszustand der Betroffenen.

Allerberger: “Das versucht man jetzt zu verifizieren.” Experten vom Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) haben schon in den vergangenen Tagen betont, dass die registrierten Todesfälle eben die “Spitze des Eisbergs” darstellen könnten.

Die andere Erklärung laut dem Experten: “Das sind die hygienischen Verhältnisse. In Mexiko-Stadt und seinem Ballungsraum haben 90 Prozent der Menschen kein ordentliches Trinkwasser.” Infektionskrankheiten hätten in westlichen Industriestaaten oft kaum schwerwiegende Folgen, in Schwellen- und Entwickungsländern aber sehr wohl.

Allerberger: “Die Weltgesundheitsorganisation WHO bezeichnet die Masern noch immer als eine der gefährlichsten Erkrankungen. Wir hatten vergangenes Jahr in Österreich rund 400 Masernerkrankungen und keinen einzigen schweren Krankheitsverlauf.” Für Staaten mit schlechten sozialen und gesundheitlichen Bedingungen sei diese Krankheit hingegen eine “einzige Katastrophe”, während man in Österreich die Eltern der Kinder bereits für die Schutzimpfung gewinnen müsse. Allerberger: “Aber das alles muss jetzt schnell geklärt werden.”

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