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Nach Terror-Anschlägen in Frankreich: Unterschiedliche Maßnahmen in Europa

In Paris patrouillieren nach den Anschlägen Soldaten in der Métro
In Paris patrouillieren nach den Anschlägen Soldaten in der Métro ©EPA
Die blutigen Terroranschlägen von Paris haben Europa in Alarmbereitschaft versetzt. Neben Frankreich haben infolgedessen einige europäische Länder ihre Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.
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Während die Bedrohung eher im Zentrum Europas gesehen wird, fühlen sich die Bürger der übrigen Staaten Europas sicher, wie eine dpa-Umfrage ergab. Wir haben die jeweiligen Maßnahmen innerhalb der EU und einzelner Länder im Speziellen für Sie.

Sicherheitsmaßnahmen innerhalb der EU

EUROPÄISCHE UNION: Die EU-Innenminister wollen den Austausch von Fluggastdaten vorantreiben. Der bisher am Widerstand des EU-Parlaments gescheiterte Plan der EU-Kommission sieht die Speicherung von Buchungs- und Flugdaten durch die Fluggesellschaften vor, um den Sicherheitsbehörden Zugriff auf Daten von Fluggästen zu geben, die in die EU ein- oder aus der Union ausreisen.

Terror in Frankreich: Überwachungsstrategien

DEUTSCHLAND: Justizminister Heiko Maas will noch im Jänner Pläne für schärfere Sicherheitsgesetze vorlegen. Damit sollen gewaltbereite Islamisten durch den Entzug des Personalausweises daran gehindert werden, in Kampfgebiete wie Syrien und den Irak auszureisen. Allein die Absicht, an Terrorcamps teilzunehmen, soll unter Strafe gestellt werden, ebenso die finanzielle Unterstützung von Terrorismus.

GROSSBRITANNIEN: Premier David Cameron hat neue Überwachungs- Kompetenzen für die Geheimdienste ins Gespräch gebracht. Davon könnten beliebte Kurznachrichtendienste wie Whatsapp betroffen sein. Daneben sind in London strengere Anti-Terror-Gesetze vorgesehen. Unter anderem sollen Lehrer und Dozenten verpflichtet werden, radikale Tendenzen zu melden.

Kampf gegen den Terror

SPANIEN: Spanien hatte nach den Anschlägen 2004 auf Madrider Pendlerzüge mit 191 Toten den Kampf gegen den islamistischen Terror drastisch verstärkt. 2010 verabschiedete die Regierung zudem einen Geheimplan, der die Anwerbung von Terroristen verhindern sollte und mehr Einreisekontrollen vorsah. Innenminister Jorge Fernandez Diaz will am Freitag im Kabinett einen neuen Anti-Terror-Plan vorlegen.

BELGIEN: Die Regierung hat mehrere Vorschläge ausgearbeitet, über die die Minister an diesem Freitag beraten. Dazu gehört der Einsatz des Militärs, um bestimmte Orte oder Einrichtungen zu überwachen. Die Telefon-Überwachung von Verdächtigen soll ausgeweitet werden. Zudem sind Maßnahmen zum Schutz gegen rückkehrende Kämpfer aus Syrien oder dem Irak angedacht.

Reiseverbot für Jihadisten

NIEDERLANDE: Zunächst sind in den Niederlanden keine neuen Maßnahmen geplant. Justizminister Ivo Opstelten hofft jedoch, dass ein dem Parlament bereits seit August 2014 vorliegendes Paket mit Anti-Terror-Maßnahmen nun mit Vorrang verabschiedet wird. Dazu gehört ein Reiseverbot für mögliche Jihadisten. Geplant ist auch der Entzug der niederländischen Staatsangehörigkeit für die Personen, die am bewaffneten Kampf einer Terror-Gruppe teilgenommen haben.

NORWEGEN: Rund um Redaktionen wie etwa den Rundfunksender NRK ist die Sicherheit erhöht worden. Die Polizei vor dem Parlament trägt seit kurzem automatische Waffen anstelle von Pistolen. Den Pass konnte die Polizei Islamisten schon vorher entziehen.

Anti-Terror-Behörde angedacht

ITALIEN: In Italien soll unter anderem eine Anti-Terror-Behörde eingerichtet werden, nach dem Modell der Anti-Mafia- Staatsanwaltschaft, die sich mit der Gefahr des fundamentalistischen Terrorismus befasst. Auch soll Terrorverdächtigen, die das Land verlassen möchten, der Pass entzogen werden können. Außerdem soll die Polizei mehr Rechte bekommen, um Webseiten für Terror-Propaganda zu blockieren. Die Sicherheit an vielen sensiblen Orten in Italien wurde seit den Pariser Anschlägen erhöht, darunter an Sehenswürdigkeiten wie dem Kolosseum oder dem Petersplatz in Rom.

Das wird in Österreich getan

ÖSTERREICH: Wien plant eine “Sicherheitsoffensive” gegen den Terror. Das Innenministerium will einen dreistelligen Millionenbetrag in bessere Ausrüstung für Spezialeinheiten und die Polizei investieren. Bereits im Herbst brachte die rot-schwarze Koalition in Wien zudem ein Gesetz zur Eindämmung der “Reisetätigkeit” gewaltbereiter Islamisten auf den Weg. Doppelstaatsbürger, die in den Jihad ziehen, verlieren demnach den österreichischen Pass.

Restriktive Asylpolitik

SLOWAKEI: In dem Land sind keine Maßnahmen geplant, es sieht sich aber in seiner restriktiven Asylpolitik bestärkt. Die Slowakei gewährt so wenigen Menschen Asyl wie kaum ein anderes EU-Land.

RUMÄNIEN: Die rumänische Regierung will ein geändertes Gesetz zur Überwachung von Mobiltelefon- und Internet-Daten einführen. Ein seit 2012 geltendes, im Volksmund “Big Brother” genanntes Gesetz, war im Herbst vom Verfassungsgericht gekippt worden, weil die Richter den Schutz vor Daten-Missbrauch als nicht gesichert sahen.

Wenig Angst in Ungarn und dem Baltikum

UNGARN: In Ungarn sind keine Maßnahmen geplant. In dem Land gibt es keine nennenswerte Einwanderung und auch keine muslimischen Bevölkerungsgruppen.

BALTIKUM: In Estland, Lettland und Litauen sehen die Sicherheitsbehörden derzeit keine erhöhte Terrorgefahr. Anders als in westlichen EU-Staaten ist der Islam kein weit verbreitetes Kulturphänomen im Baltikum.

(apa/red)

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