Nach Brandanschlägen im Rotlicht-Milieu: Zehn Personen in U-Haft

Zehn Personen befinden sich zahlreichen Straftaten im Rotlicht-Milieu, unter anderem zwei Brandanschlägen im Bezirk Kirchdorf und in Wien mit einem Gesamtschaden von rund 2,9 Mio. Euro, in Untersuchungshaft. Mehrere Verdächtige gehören der Neonazi-Szene an, teilten die Staatsanwaltschaft Wels und die Pressestelle der Polizei Oberösterreich am Donnerstag mit. Bei Hausdurchsuchungen wurden zehn Kilo Sprengstoff und illegale Faustfeuerwaffen samt Munition sichergestellt. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Soko zu Rotlicht-Milieu-Kriminalität
Nach anonymen Hinweisen gründete die Polizei zunächst eine Arbeitsgemeinschaft und schließlich eine Soko. Telefonauswertungen, Hausdurchsuchungen und Observationen wurden durchgeführt und mehr als 80 Personen einvernommen. Wie sich herausstellte, fand die Gruppierung ihre Einnahmequellen – der Gesamtschaden wird mit mindestens 3,5 Mio. Euro beziffert – in Gewalt-, Eigentums- und Vermögensdelikten, in der Rotlicht-Szene sowie im Waffen- und Drogenhandel.
Die Ermittlungen ergaben, dass Firmenbesitzer und Betreiber von Bordellen bedroht, misshandelt und in finanzielle Abhängigkeit gebracht worden sein sollen, damit sie Geld abliefern. Die Organisation wird zudem verdächtigt, in Haftanstalten spätere Täter angeworben zu haben. Ihr wird ein Brandanschlag mit mehr als 400.000 Euro Schaden im Jahr 2009 auf ein Bordell im Bezirk Kirchdorf sowie die Entführung und Misshandlung des damaligen Geschäftsführers angelastet.
Brandstiftung im Erotik-Lokal Centaurus
Im Mai 2011 wurde ein Wiener Saunaklub ein Raub der Flammen, es entstand ein Schaden von 2,5 Mio. Euro. Auftraggeber des Anschlags soll ebenfalls die Gruppierung gewesen sein, beim mutmaßlichen Anstifter stellten die Ermittler illegale Waffen wie eine Pistole sicher.
Es besteht zudem der Verdacht, dass zur Verschleierung von illegaler Prostitution ein Escortservice gegründet wurde und Frauen mit Gewalt und Drohungen unter Druck gesetzt wurden. Weil die Bande ein Bordell im Bezirk Schärding übernehmen wollte, soll sie nicht davor zurückgeschreckt sein, ein Auto in Brand zu stecken.
Die führenden Mitglieder der Vereinigung werden darüber hinaus verdächtigt, einen regen Handel mit teilweise verbotenen Schusswaffen, Kriegsmaterial sowie Munition und Zubehör betrieben zu haben. Die Polizei stellte u.a. ein Sturmgewehr samt Trommelmagazin, eine Maschinenpistole und eine abgesägte Schrotflinte sicher.
Verdächtige “zu größerem Teil geständig”
Laut Staatsanwaltschaft Wels sind die Verdächtigen “zu einem größeren Teil geständig”. Man habe aber noch nicht alle Personen einvernommen, erklärte Mediensprecher Christian Hubmer. Mehrere Mitglieder der rechten Szene seien in Untersuchungshaft. Im Haus der Gruppierung, in dem auch einschlägige Liederabende stattfanden, wurden Fahnen und Schriften mit NS-Symbolen sichergestellt, bestätigte Hubmer einen Bericht des ORF Oberösterreich.
Der ORF berichtete weiter, dass der entführte Geschäftsführer eines Bordells im Bezirk Kirchdorf mit einer Motorsäge misshandelt worden sei. Hubmer wollte das nicht bestätigen – ebenso wenig, dass 24 Personen festgenommen worden seien. Es habe jedenfalls “eine größere Anzahl von Festnahmen” gegeben.
Zahlreicher Delikte verdächtig
Einer der Ausgangspunkte für die weiteren Ermittlungen war die rechte Gruppierung aus dem Bezirk Vöcklabruck. Man kam schließlich auf die Spur eines Unternehmers aus dem Rotlicht-Milieu, der die Verdächtigen mit dem Brandanschlag in Wien beauftragt haben soll und nun in Untersuchungshaft sitzt. Sein Anwalt weist laut Medienberichten die Vorwürfe zurück und spricht von einer Intrige.
Die angelasteten 23 Einbruchsdiebstähle und die schweren Raubüberfälle sollen nicht nur von Mitgliedern der Organisation, sondern teilweise auch von der Führungsriege selbst begangen worden sein. Angehörige der Rotlicht-Szene werden darüber hinaus verdächtigt, Buttersäure-Anschläge auf andere Lokale in Auftrag gegeben zu haben. Auf das Konto der Bande gehen laut den Ermittlern zudem Internet-Betrügereien, der Verkauf von gestohlenem Buntmetall und Werkzeug sowie Körperverletzungen, Sachbeschädigungen, Diebstähle während Haftausgängen, organisierte Schwarzarbeit und Betrügereien.
Die Erhebungen seien zum Großteil beendet, so der Staatsanwalt. “Ich kann aber nicht ausschließen, dass noch einzelne Delikte ans Tageslicht kommen.”
(apa/red)