Erst nach fast drei Jahren konnten der Bub und das Mädchen zurück nach Österreich gebracht werden. Als der 40-Jährige vor drei Monaten einreiste, klickten für ihn die Handschellen.
Angeklagte sah keinen anderen Ausweg
Vor Gericht gab der Angeklagte zu, die damals Achtjährige und ihren siebenjährigen Bruder in Wien-Meidling mitgenommen zu haben, dies sei auch ein Fehler gewesen, aber er hätte keinen anderen Ausweg gesehen. Nach der Scheidung hätte ihm seine Ex-Frau das Besuchsrecht verweigert, weshalb er über Ungarn nach Ägypten geflogen sei. Von Gewalttätigkeiten gegen seine Frau oder die Kinder wollte er nichts wissen. Letztere hätten höchstens einmal einen “Klaps” bekommen.
Besonders getroffen hatte den 40-Jährigen, dass seine aus Polen stammende Frau die er islamisch geheiratet hatte, seinen insgesamt drei Kindern ihren Mädchennamen gegeben und samt diesen zurück zum Katholizismus konvertiert sei. In Ägypten hätten sich der Bub und das Mädchen dann schnell eingelebt und neue Freunde gefunden.
Rückkehr der Kinder drei Jahre später
Von dieser angeblichen Idylle hatte seine gleichaltrige Frau, die während der Scheidung im Frauenhaus Unterschlupf gefunden hatte, freilich nichts mitbekommen: “Beim ersten Telefonat nach fünf Monaten haben sie nur geheult.” Sie hätte mit der jüngsten Tochter nachreisen sollen, wovon ihr von den österreichischen Behörden dringend abgeraten wurde. Doch sie hätte gewusst: “Ich werde diese Kinder retten, meine Liebe ist unendlich”, sagte sie in der kontradiktorischen Einvernahme.
In den fast drei Jahren, welche die Kinder in Ägypten festgehalten wurden, besuchte sie diese mehrmals. Sie dann immer wieder zurückzulassen, sei unbeschreiblich schwer gewesen – “Mama, nimm uns mit.” Man verhandelte auch über eine “freiwillige” Rückführung der Kinder, auch unter Beiziehung der Botschaft, da es dem 40-Jährigen während der Wirren des ägyptischen Frühlings angeblich darum ging, einen österreichischen Pass zu bekommen. Doch schließlich erkannte sie, dass es ihrem Ex-Mann nur um die Angst gehe, seine Macht und Kontrolle zu verlieren. “Es gibt keinen anderen Weg als die Flucht.” Im Juli 2012 kamen die Kinder durch Behördenhilfe wieder nach Wien. Dorthin folgte ihnen der 40-Jährige in diesem Jahr und wurde verhaftet.
Prozess vertagt
Einzelrichterin Stephanie Öner will vor einem Urteil noch zwei nicht erschienene Zeugen hören sowie die beiden Kinder kontradiktorisch zu den angeblichen Misshandlungen durch ihren Vater in Ägypten befragen. Deshalb wurde die Verhandlung auf den 27. August vertagt. Für eine Enthaftung des Angeklagten sah sie “keinen Grund”.
(apa/red)