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Mutter vor Gericht: Kinder verwahrlost und vom Stiefopa missbraucht

Kinder verwahrlost und vom Stiefopa missbraucht: Eine 38-Jährige Mutter steht vor Gericht.
Kinder verwahrlost und vom Stiefopa missbraucht: Eine 38-Jährige Mutter steht vor Gericht. ©Bilderbox.at (Symbolbild)
Am Dienstag musste sich eine vierfache Mutter wegen sexuellen Missbrauchs durch Unterlassung und grober Vernachlässigung von drei Töchtern am Wiener Straflandesgericht verantworten.

Der Vater der Kinder konnte wegen psychischer Probleme nicht vor Gericht erscheinen, sein Verfahren wurde ausgeschieden. Ursprünglich hätte die 38-Jährige gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten auf der Anklagebank sitzen müssen. Der Mann befindet sich jedoch wegen mittelschwerer Depressionen aufgrund von traumatischen Erlebnissen in seiner Kindheit in Behandlung und wurde vom psychosozialen Dienst als verhandlungsunfähig eingestuft.

Eltern mit Fürsorge überfordert

Die Verhandlung gegen die Mutter wurde wie geplant durchgeführt. Das Leben der Frau und ihres Freundes wurde vor Gericht als sehr trist beschrieben. Die Angeklagte wurde bereits mit 17 Jahren schwanger. Ihr heute 21-jähriger Sohn musste ihr kurz nach der Geburt für eine Zeit lang abgenommen werden. Im Jahr 2000 lernte sie ihren nunmehrigen Lebensgefährten kennen, mit dem sie drei Mädchen bekam. Auch der Freund brachte ein Kind mit in die Beziehung. Das Paar dürfte allerdings mit der Fürsorge der insgesamt fünf Kinder überfordert gewesen sein.

Wohnung verdreckt, Kinder verwahrlost

Die Wohnung war völlig verdreckt und verraucht, berichtete eine Sozialarbeiterin, die Familie wurde seit Jahren vom Jugendamt betreut. “Wir sind starke Raucher, aber wenn wir das Fenster aufgemacht haben, war es den Kindern zu kalt.” Die Wäsche wurde nur einmal im Monat gewaschen, dafür türmten sich die Wäschesäcke in der Wohnung. “Kinder machen sich halt dreckig”, meinte die Angeklagte. “Sie haben sie im Hort oft geduscht, weil sie so gestunken haben”, erzählte die Sozialarbeiterin vor Gericht.

In der Schule erzählte die älteste Tochter, heute zwölf Jahre alt, dass sie in der Früh mit der Betreuung ihrer Geschwister völlig überfordert ist. Auf die Frage, was denn die Eltern in der Früh machen, meinte das Kind: “Die schlafen da noch.” Sie sei immer so fertig und kaum aus dem Bett gekommen, meinte die 38-jährige Angeklagte.

Kaum medizinische Betreuung

Die Kinder blieben nicht nur in ihrer Entwicklung zurück – das jüngste Kind (6) wurde nicht einmal in den Kindergarten geschickt -, auch die medizinische Betreuung ließ zu wünschen übrig. Das zwölfjährige Mädchen brach sich beim Herumtollen den Ellbogen, jedoch erst zwei Wochen nach dem Unfall wurde das Kind ins Spital gebracht. “Ich war nicht versichert”, so die Angeklagte. Die 300 Euro für eine Magnetresonanz hätte sie sich nicht leisten können. Der mittleren Tochter, einer Neunjährigen, mussten zwei Milchzähne extrahiert werden, weil sie so verfault waren.

Stiefopa hat Enkerl missbraucht

Mit der Kinderbetreuung völlig überfordert, wurden die Mädchen des öfteren zur Großmutter und ihrem neuen Ehemann geschickt. Dass bei diesen Besuchen der Stiefopa die Enkerln sexuell missbraucht hat, davon will die 38-Jährige nichts bemerkt haben. Der 58-jährige Mann wurde in der Zwischenzeit zu vier Jahren Haft verurteilt und in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingewiesen, die Oma bekam wegen Mitwisserschaft 2,5 Jahre. Die 38-jährige Mutter habe von dem Missbrauch erst im Krisenzentrum erfahren, als ihr die Kinder abgenommen wurden.

In der Verhandlung soll nun geklärt werden, ob es die Frau unterlassen hat, ihre Kinder vor den Übergriffen des Stiefgroßvaters zu schützen. Laut Anklage soll bereits bei einem Familientreffen über das Thema gesprochen worden sein. Die Kinder entschlugen sich ebenso der Aussage gegen ihre Eltern wie der als Zeuge geladene Stiefopa und seine Frau.

Die Verhandlung wird am Mittwoch mit der Präsentation zahlreicher Gutachter fortgesetzt. Danach wird mit einem Urteil gerechnet.

(APA)

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