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Muse live in der Wiener Stadthalle: Die Drohnen sind gelandet

Muse begeisterten ihre Fans in der Wiener Stadthalle
Muse begeisterten ihre Fans in der Wiener Stadthalle ©Thomas Friedrich
Sie sind und bleiben die Meister des audiovisuellen Bombasts: Am Montag legte die britische Rockband Muse eine gewohnt perfekt inszenierte Show in der Wiener Stadthalle hin. Mit im Gepäck: Ihr siebtes Album "Drones", viele altbekannte Hits - und mahnende Weltuntergangsstimmung.
Muse in der Wiener Stadthalle

Sie halten gerne, was sie versprechen: Muse (Support: De Staat) haben auf ihrer aktuellen “Drones”-Welttournee eine “atemberaubende Bühnenshow” angekündigt. Und genau die bekamen die Wiener Fans am Montagabend auch. Matt Bellamy, Christopher Wolstenholme und Dominic Howard sind ja nicht unbedingt für ihre Bescheidenheit in Sachen Live-Visuals bekannt – aber auf der aktuellen „Drones“-Tour zieht das Trio alle Register:

Um eine 360-Grad-Bühne inmitten der Stadthalle kreisten – Album-nomen est omen – Kameradrohnen in Plastikkapseln, das Schlagzeug steht inmitten der sich drehenden Plattform, während rechts und links Laufsteg-Verlängerungen bis weit in den Saal hineinreichen, sodass man von jedem Standort aus gute Sicht hat. Leuchtende Bodenmuster blinken um die Drums in der Mitte, Bildschirmmonitore blenden futuristisch-apokalyptische Clips zu den Songs ein: Düstere Endzeitstimmung und blinkende Euphorie halten sich die Waage, das Ganze wirkt nur ein kleines bisschen größenwahnsinnig. Aber im richtig guten Sinne.

Bombastische Show in der Wiener Stadthalle

Ihr letzter Wien-Besuch ist noch gar nicht so lange her: Zuletzt konnte man das Trio im Juni 2015 beim Rock in Vienna bejubeln. Aber ja, den Jubel gab es auch diesmal: Kaum erklangen die ersten Takte der neuen Single “Psycho”, war die Stadthalle schon nicht mehr zu Halten. Besser hätte man den Einstieg in den Konzertabend wohl nicht wählen können.

Die Setlist gestaltete sich aus einem erfreulichen Mix aus Alt und Neu: In der zweiten Nummer “Plug In Baby” übernimmt das Publikum den Refrain gleich selbst, bei “Dead Inside” wiederum entfaltete Frontmann Bellamy, der gewohnt zwischen Gitarre, Mic und Klavier pendelt, das volle Potenzial seiner außergewöhnlichen Stimme. Neues Material (“Reapers”, “Madness”) wechselte sich mit bekannten Hits ab, es blieb fast kein Wunsch offen: “Supermassive Black Hole” mitsamt flammenden Planeten-Visuals führte sogleich zum kollektiven Auszucken, “Time’s Running Out” und “Hysteria” testeten die Stimmbänder (des Publikums, nicht von Matt Bellamy, denn der trifft nahezu jeden Ton punktgenau), den obligatorischen Klatschchor wiederum gab es natürlich bei “Starlight”.

Muse warnen vor dem Weltuntergang

Bellamy und Co. sind seit jeher keine Männer der großen Worte – müssen sie auch nicht sein, denn sowohl Bühnenshow als auch ihr Zusammenspiel sind mitreißend genug. Die Message hinter dem ganzen Brimborium kommt trotzdem rüber: Die omnipräsente Thematik menschlich geschaffener Vernichtungsmaschinen, beängstigende Formen künstlicher Intelligenz und die Manipulation durch kriegstreibende Machthaber. Der “Drill Sergeant” bellt dazu von den Bildschirmen herunter, JFK hält seine berühmte Rede, Atombomben explodieren, die Maskenmänner von Anonymous starren einen mit ihren Guy Fawkes-Gesichtern an.

Quo vadis, Welt? fragen Muse mit ihrem aktuellen Album “Drones”. Die Clips über der Bühne unterstreichen die Frage – auf die es keine Antwort zu geben scheint, nur beunruhigende Ausblicke. “Corrupt, you corrupt, and bring corruption to all that you touch”, erinnern Muse mit der ersten Zugabenummer “Take A Bow”. Und zumindest an diesem Abend scheint es kurz so, als würden alle sich darüber Gedanken machen. Dass Muse mitunter auch in Abgründe der Verschwörungstheorien blicken, stört dabei wenig.

Nach “Mercy” erklingen schließlich die signifikanten Mundharmonika-Töne, das Intro von Ennio Morricones “Man With A Harmonica” – bevor ein gewaltiges “Knights of Cydonia” das Konzert lautstark beendet. Und am Ende sind sich alle einig: Muse tragen zurecht den Titel als eine der besten Live-Bands der Welt. Seit 1994 schon verstehen sie es, ihre Fans immer wieder aufs Neue zu überraschend. Wobei es nach diesem Konzert in Wien wohl schwer vorstellbar ist, dass man das alles noch irgendwie toppen kann.

(Red.)

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