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Medienbericht zur Causa Aliyev: Angebliches Geständnis laut Gutachten falsch

In Wien wurde U-Haft gegen den kasachischen Ex-Botschafter, Rakhat Aliyev (Shoraz), verhängt.
In Wien wurde U-Haft gegen den kasachischen Ex-Botschafter, Rakhat Aliyev (Shoraz), verhängt. ©APA
Ein angebliches, schriftliches Geständnis des in Wien wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft sitzenden Rakhat Aliyev, früherer Vizegeheimdienstchef Kasachstans und Ex-Botschafter in Österreich, sei gefälscht.
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Das habe ein grafologisches Gutachten ergeben, berichtet die “Kronenzeitung” in ihrer Freitagsausgabe.

Neben Aliyev, der den Namen seiner Ehefrau angenommen hat und sich nun Shoraz nennt, wanderten auch dessen Leibwächter sowie der ehemalige Chef des kasachischen Geheimdiensts, Alnur Mussayev, im Juni in U-Haft. Sie sollen gemeinsam mit Aliyev an der Entführung, Folterung und Tötung zweier Bankmanager in Kasachstan beteiligt gewesen sein.

Aliyevs Verteidiger verortet Fälschung

Die Anwälte Gabriel Lansky und Gerald Ganzger, die die Witwen der beiden getöteten Bankmanager vertreten, hatten bei einem Pressegespräch behauptet, es sei bei der Festnahme Mussayevs in Kopie ein schriftliches Geständnis Aliyevs gefunden worden. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte die Existenz dieses Schriftstücks mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht bestätigt. Aliyevs Verteidiger Manfred Ainedter ortete sogleich eine Fälschung, was laut “Krone” in einem grafologischen Gutachten nun auch so gesehen wird..

Angefertigt wurde die Fälschung laut dem Blatt von der Lebensgefährtin Mussayevs: “Sie gab nun in einer Zeugenbefragung an, dass sie das getürkte Schreiben von einem Schulfreund anfertigen ließ – um ihren Partner zu entlasten.”

Über Rakhat Aliyev

Aliyev ist der ehemalige Schwiegersohn des autokratisch herrschenden kasachischen Präsidenten Nursultan Nazarbayev. Er fiel in Ungnade und wurde 2008 in seiner Heimat in Abwesenheit wegen Mordes verurteilt. Österreich lehnte zwei Mal die Auslieferung an Kasachstan wegen Bedenken bezüglich der Rechtsstaatlichkeit des Prozesses in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik ab. Die österreichische Justiz führt daher selbst Ermittlungen in dem Mordfall, aber auch weitere in einem Fall von Geldwäsche. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte im Mai einen Haftbefehl u.a. wegen Fluchtgefahr erlassen.

Aliyev, der zuletzt in Malta lebte, stellte sich Anfang Juni. Die Rechtsvertreter in der Causa und Aliyev selbst in Form von Publikationen haben Vorwürfe und angebliche Beweismaterialien und Ermittlungsergebnisse immer wieder an die mediale Öffentlichkeit getragen.

Staatsanwaltschaft bestätigte Verdacht

Die Staatsanwaltschaft Wien hat die Meldung der “Kronenzeitung” am Freitag bestätigt, wonach das angebliche schriftliche Geständnis Aliyevs kein stichhaltiges Beweismittel sein soll. “Laut Gutachten ist davon auszugehen, dass das Geständnis eine Fälschung ist”, sagte Behördensprecherin Nina Bussek.

Nachdem bei einer Hausdurchsuchung das vermeintlich brisante Dokument sichergestellt wurde – Aliyev soll darin die ihm angelastete Verwicklung in die Ermordung zweier kasachischer Banker schriftlich zugeben haben -, hatte die Anklagebehörde die Authentizität überprüfen lassen. Ein grafologisches Gutachten kam nun zum Schluss, dass es sich nicht um die Handschrift Aliyevs handeln dürfte.

Dessen ungeachtet hält die Staatsanwaltschaft ihren Haftantrag – die über den ehemaligen kasachischen Botschafter in Wien verhängte U-Haft wurde zuletzt bis zum 20. Juli verlängert – aufrecht. ”

(APA)

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