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Mann soll sich halbe Tonne Elfenbein beschafft haben: Prozess in Wien

Der Prozess gegen den Mann wurde am Wiener Landesgericht eröffnet.
Der Prozess gegen den Mann wurde am Wiener Landesgericht eröffnet. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Ein 67-jähriger Mann soll sich verbotenerweise mehr als eine halbe Tonne Elfenbein beschafft haben. Am Freitag wurde deshalb am Wiener Landesgericht der Prozess gegen den Mann eröffnet.

In seiner Wiener Wohnung wurden laut Anklage 88 Elefantenstoßzähne mit einem Gesamtgewicht von 560 Kilogramm sichergestellt. Deren Besitz ist nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen untersagt. Staatsanwalt Bernhard Mascha unterstellte dem Angeklagten “Gier” nach Elfenbein. Bei dem Fund handle es sich um den europaweit zweitgrößten Aufgriff der kostbaren, inzwischen geschützten Substanz überhaupt, die von den Stoßzähnen von getöteten Elefanten gewonnen wird. Der 67-Jährige habe sich seine Sammlung zwischen 2012 und 2016 zugelegt und damit zu einem “wahren Verbrechen an der Natur” beigetragen, wie der Staatsanwalt betonte, der sich in der Verhandlung als Artenschutz-Verfechter und profunder Kenner der Materie erwies.

110.000 Elefanten mussten sterben

110. 000 Tiere seien zwischen 2007 und 2015 getötet worden, um die Nachfrage nach dem seltenen Elfenbein befriedigen zu können, gab der Staatsanwalt zu bedenken: “Das entspricht 20 Prozent der gesamten Population.” Sammler wie der Angeklagte wären “die Ursache für derartige Barbarei. Menschen wie der Angeklagte halten das Blut dieser Tiere an den Händen”, stellte Mascha fest, der seine Ausführungen mit einer Powerpoint-Präsentation illustrierte.

“Dass er ein chronischer Sammler ist, darüber brauchen wir nicht diskutieren”, räumte Verteidiger Peter Philipp ein. Sein Mandant besitze sein Elfenbein aber bereits seit fast 40 Jahren, damit vor Inkrafttreten des Artenschutzübereinkommens und somit legal.

Mann sicherte Wiener Wohnung wegen Elfenbein ab

Im Jahr 1979 will der 67-Jährige die Sammlung von einem mittlerweile verstorbenen Ägypter übernommen haben. Dieser sei spielsüchtig gewesen, berichtete der Angeklagte. Er hätte dem Mann, einem guten Freund der Familie, einen stattlichen Geldbetrag geliehen und dafür später das Elfenbein erhalten. “Ich schau das sehr gern an”, vertraute der 67-Jährige Richterin Martina Spreitzer-Kropiunik an. Seine Wohnung habe er sogar mit einer Spezialtür gesichert, um allfällige Eindringlinge abzuwehren.

Der Angeklagte und sein Verteidiger wollen in der mehrtägigen Verhandlung beweisen, dass es sich bei dem Elfenbein entgegen der Anklage nicht ausschließlich um Stoßzähne von Afrikanischen Elefanten handelt. Zumindest zu einem Drittel würden die Zähne von Walrössern oder Buschelefanten stammen. “Buschelefanten?”, wunderte sich der Staatsanwalt, “Buschelefanten? Es darf bezweifelt werden, dass es diese Spezies überhaupt gibt.”

Verhandlung wegen Elfenbei wird am Mittwoch fortgesetzt

Zumindest leise Zweifel bestehen auch daran, dass der Angeklagte ein ehemaliger Boxchampion ist. Er behauptet, er hätte sich 1975 in Kairo den Weltmeister-Titel im Mittelgewicht erkämpft. Seinen damaligen Gegner konnte er auf Befragen der Richterin nur nach längerem Hin und Her und “nur phonetisch” nennen, wie der 67-Jährige betonte. Er führte das auf die lange zurückliegende Zeit und zwei Schlaganfälle zurück, die er als Spätfolgen seiner Boxer-Karriere erlitten hätte.

Das Beweisverfahren wird am kommenden Mittwoch fortgesetzt. Die Verhandlung dürfte danach vermutlich vertagt werden.

APA/Red.

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