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Kunsthistorisches Museum in Wien: So wird die neue Kunstkammer

Der erste Raum der Kunstkammer ist bereits komplett fertiggestellt.
Der erste Raum der Kunstkammer ist bereits komplett fertiggestellt. ©APA
Der erste Raum der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien (KHM) ist komplett neu gestaltet. Eröffnet werden sollen die Kunstkammer am 28. Februar 2013. Herzstück der Neuaufstellung sollen die "Saliera" und die Sammlung von Kaiser Rudolf II. sein.
So wird die neue Kunstkammer

Die Kunstkammer des Wiener Kunsthistorischen Museums enthält eine höchst vielfältige, weit gereiste und international bedeutende Sammlung fürstlicher Abstammung. Ihre Wurzeln liegen in den habsburgischen Schatz- und Kunstkammern des späten Mittelalters, der Renaissance und des Barocks und gehen auf einzelne Sammlerpersönlichkeiten des Hauses zurück. Seit 1891 sind die vereinten Kleinod-Kostbarkeiten im KHM ausgestellt. 2002 musste die Kunstkammer aus technisch-baulichen Gründen geschlossen werden.

Schätze der Habsburger in der Kunstkammer

Es sind vor allem drei Sammler, die das Gesicht der heutigen Kunstkammer geprägt haben: Erzherzog Ferdinand II (1529-1595) trug viel beachtete Schätze auf Schloss Ambras in seiner enzyklopädisch angelegten “Kunst- und Wunderkammer” zusammen, Kaiser Rudolf II (1552-1612) legte mit großer Kunstkennerschaft eine exklusive und sagenumwobene Sammlung in Prag an und Erzherzog Leopold Wilhelm (1614-1662) sammelte in Brüssel mit Schwerpunkt auf sakraler Kunst, Reliquien und Ornaten.

In Wien fanden alle drei habsburgischen Kunstkammern zusammen und wurden, auch wegen ihres weit bekannten hohen Ranges, um zahlreiche Geschenke anderer europäischer Fürstenhäuser bereichert. Es dauerte bis zur Regierung Kaiser Franz Josephs, bis die geeinten Schätze im heutigen KHM ausgestellt wurden. Die Vielfalt der Bestände der Kunstkammer ging dabei allerdings zum Teil wiederum verloren – neue Museen, wie das Naturhistorische oder das Völkerkundemuseum, wurden gegründet und mit entsprechenden Beständen, auch aus der Kunstkammer, bestückt, die Gemälde wanderten in die Gemäldegalerie. Im 1891 eröffneten Kunsthistorischen Museum wurden die Rest-Bestände zunächst als “Sammlung kunstindustrieller Gegenstände” präsentiert, nach 1919 als “Sammlungen für Plastik und Kunstgewerbe”. Erst 1991 wurde der historische Begriff der “Kunstkammer” wieder eingeführt.

Stücke aus aller Welt werden im KHM gezeigt

Zur Zeit ihrer Entstehung versammelte eine Kunstkammer “die ganze Welt”: Als Spiegelbild des Wissens über den Kosmos beherbergte sie nicht nur Kunstwerke, sondern auch Naturalia, Exotika aus fremden Kulturen, Kuriositäten, Pflanzen, Tiere und Mineralien, Reliquien und wissenschaftliche Geräte. Bis ins 20. Jahrhundert wurde die Kunstkammer, etwa durch die Zusammenlegung mit der kostbaren Tapisseriesammlung, auch noch zusätzlich erweitert.

In die Schlagzeilen geriet die Kunstkammer ausgerechnet in der Zeit ihrer Schließung: Der spektakuläre Diebstahl eines ihrer wichtigsten Prunkstücke, der “Saliera” von Benvenuto Cellini, im Jahr 2003 und ihre dramatische Wieder-Auffindung im Jahr 2006 erregte weltweit Aufsehen. Die seit 2009 amtierende Generaldirektorin des KHM, Sabine Haag, weiß aus erster Hand um die Bedeutung der Kunstkammer: 1990 begann sie ihre Tätigkeit am Kunsthistorischen Museum als Kuratorin in der Kunstkammer und wurde 2007 zu deren Direktorin berufen.

Neues Konzept wurde erarbeitet

Mit dem Büro “bogner-cc” wurde für die Kunstkammer ein Aufstellungs- und Vermittlungs-Konzept erarbeitet, das auf drei Sektionen und drei parallelen Erzählsträngen basiert: Die Auftakt-Sektion erzählt von der höfischen Sammlungskultur vom Mittelalter bis zur Renaissance, im zentralen Mittelteil dominieren die jeweiligen Herrscherpersönlichkeiten und ihre persönlichen Vorlieben, in der dritten Sektion werden hochbarocke habsburgische Auftraggeber in Szene gesetzt, die sich auf dynastische und politische Repräsentation konzentrierten. Das alles soll anhand von die jeweiligen Säle dominierenden “Saalregenten” sowie einzelnen Kunstwerken und Sammlungskonzepten gewidmeten Schwerpunkten umgesetzt werden.

In Sitzgelegenheiten integrierte iPads sind ebenso Bestandteil des Medienkonzepts wie interaktive Medienstationen zu bestimmten Themen und eine eigene “virtuelle Kunstkammer”. Insgesamt sollen 2.200 Objekte auf 2.700 Quadratmetern gezeigt werden. (APA)

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