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Kruder & Dorfmeister live: Burgtheater als Tanzclub

Wussten in der Burg zu begesitern: Kruder & Dormeister.
Wussten in der Burg zu begesitern: Kruder & Dormeister. ©G-Stone Reocordings
Mit einem zweistündigen Set lieferten die Wiener DJ- und Elektrolegenden einen Querschnitt ihres Schaffens. Das Publikum im Burgtheater zeigte sich begeistert und verwandelte das Haus am Ring in einen Tanzclub.

Das Wiener Burgtheater gilt als Synonym für qualitativ hochwertigen Theatergenuss weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Eine exstatisch tanzende Menge im Zuschauerraum sieht man aber auch dort nicht alle Tage. Im Rahmen der “Burg in Concert”-Reihe traten am Mittwochabend im seit Wochen ausverkauften Haus am Ring die heimischen Elektropioniere Kruder & Dorfmeister auf und sorgten mit einem Set, das sämtlichen Schaffensphasen des Duos absteckte, für eine außergewöhnliche Show und Begeisterungsstürme.

Was die Reputation betrifft, so kann man Peter Kruder und Richard Dorfmeister durchaus mit dem Burgtheater vergleichen: Seit gut 20 Jahren steht das DJ- und Produzententeam für Releases in der Schnittmenge zwischen Drum’n’Bass, Hip Hop, Jazz und atmosphärischen Sounds, die Kritiker wie Fans gleichermaßen zu überzeugen wissen – und das sowohl in heimischen Gefilden wie in der internationalen Szene von Paris bis New York. Mit ihrer bisher einzigen genuinen Veröffentlichung – der aus vier Songs bestehenden EP “G-Stoned” aus dem Jahr 1993 – gelten sie als Begründer des Downbeat-Genres und erlangten nicht zuletzt mit ihren Remixes für Größen wie Madonna oder Depeche Mode einen Ruf in der Elektro- aber auch Popszene, der ihnen sprichwörtlich die Türen zur Hochkultur öffnete.

Imposantes DJ-Pult

Das Konzert in der Burg gestaltete sich zu Beginn beinahe mystisch, als der Vorhang den Blick auf das von Nebelschwaden umzogene imposante DJ-Pult der Beiden freigab – quasi eine Bühne auf der Bühne. Ausgestattet mit 12 überdimensionalen LED-Bildschirmen erinnerte das Setting an die Elektro-Legenden Kraftwerk: Kruder & Dorfmeister agierten statisch inmitten einer Animation aus Rot- und Blautönen, die trotz eines gewissen Retro-Charakters zeitlos wirkte. Für die beeindruckenden und abwechslungsreichen Visuals des gut zweistündigen Konzerts zeichnete der langjährige Partner des Duos, Fritz Fitzke, verantwortlich. Mit Livegesang wurden sie von Earl Zinger, Sänger der in den 1980ern gegründeten Acid-Jazz-Band Galliano, und Ras MC T-Weed unterstützt, die gänzlich für die Interaktion mit dem Publikum zuständig waren.

Der Abend sollte sich folglich in drei Abschnitte teilen: Den Beginn markierte ein musikalischer Rückblick in die 1990er und damit Zeit von Veröffentlichungen wie der erwähnten EP oder des zum Klassiker über alle Genres hinweg mutierten Remix-Albums “The K&D Sessions”. Obwohl die “K&D”-Versionen von Songs wie Depeche Modes “Useless” oder Aphrodelics’ “Rollin On Chrome” bereits mehr als zehn Jahre auf dem Buckel haben, versprühen sie sich nach wie eine unglaubliche Aktualität im Sound. Kleine Veränderungen hie und da, etwa durch einen härteren Schlagzeug-Pattern oder neue Melodieeinsprengsel, vermochten die Spannung hoch zu halten und sorgten für kollektives Kopfnicken im Auditorium, bevor der Fokus von Kruder & Dorfmeister auf aktuelle Songs gelegt wurde. Die Entwicklung des Duos wurde spürbar: Im Unterschied zu den relaxten und atmosphärischen 1990er-Mixen waren die neueren Nummer von deutlich mehr Dynamik und Schnelligkeit geprägt. Nach gut einer Stunde wurde damit aus dem Sitzkonzert endgültig ein Clubabend mit einem in allen Logen und Reihen tanzendem Publikum.

Felsen in der Brandung

Die Visuals reichten von einfachen Form- und Farbkombinationen über eine Tortenschlacht der Künstler auf dem Haus-Label der Wiener Musiker G-Stone bis zu Stadtsimulationen oder wahren Blitzlichtgewittern – immer abgestimmt auf den jeweiligen Song. Kruder & Dorfmeister selbst gaben die Felsen in der Brandung, konzentrierten sich auf ihre nicht sichtbaren Mischpulte und Instrumente und ließen sich höchsten ab und an zu kleineren Gesten Richtung Publikum hinreißen. Einziges Manko an einem durch und durch gelungenen Abend waren die mit der Zeit nervtötenden Motivierungsversuche von Zinger.

Dennoch gab es am Ende kein Halten: Nachdem der dritte Abschnitt des Sets laut Zinger die “Zukunft” präsentierte und letztlich eine Melange aus ruhigeren, teils jazzigen Tracks sowie harten Beats und abschließend sogar Rockgitarren bot, wurden als Zugaben noch “Speechless” sowie eine augenzwinkernde Version vom Beatles-Klassiker “Let It Be” gespielt, der auf die Namen der DJs umgedichtet wurde. Damit feierte die Reihe “Burg in Concert” einen gelungenen Einstand, eine Fortsetzung erfährt sie am 17. März mit einem Auftritt der deutschen Band Element Of Crime.

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