Für Außenamts-Staatssekretär Reinhold Lopatka von der ÖVP zeigt das Zentrum das “Engagement” Österreichs im arabischen Raum, wie das Ministerium am Dienstag in einer Aussendung mitteilte. Im Parlament sagte der Leiter der Kulturpolitischen Sektion im Außenamt, dass Zentrum sei ein Beitrag zu “Toleranz und Vertrauensbildung” und diene dem Abbau von Vorurteilen. Seine Einrichtung entspreche der Tradition Österreichs als Begegnungsort im interreligiösen Dialog.
König-Abdullah-Zentrum für Dialog der Religionen
Selbsterklärtes Ziel des vor allem von Saudi-Arabien finanzierten Abdullah-Zentrums ist die Förderung des Dialogs zwischen hochrangigen Religionsvertretern, darunter der römisch-katholischen Kirche und der saudische Staatsreligion des wahhabitischen Islam. Auch sollen vorbildliche Initiativen zur Verständigung der Religionen gefördert werden. Das Gastgeberland Österreich ist im Sekretariat der Einrichtung prominent vertreten: Als Vize-Generalsekretärin dient Ex-Justizministerin Claudia Bandion-Ortner.
Kritik an geplantem Zentrum
Kritik gab es im Vorfeld vor allem wegen der Führungsrolle Saudi-Arabiens. Der arabische Staat unter Königs-Herrschaft erlaubt Nicht-Muslimen nicht die Ausübung ihrer Religion und verbietet viele Formen der freien Meinungsäußerung. Im Parlament hatten Grüne und FPÖ gegen die Einrichtung des Zentrums gestimmt. Ob zur Eröffnung wie zur Unterzeichnung des Gründungsvertrages hochrangige Gäste – etwa gar König Abdullah II. selbst – aus Saudi-Arabien nach Wien reisen werden, war zunächst nicht bekannt. Ihre Kritik äußerten Parteienvertreter auch bei einer Debatte im außenpolitischen Ausschuss des Nationalrats am Dienstag: Die grüne Parlamentarierin Alev Korun sagte, bei dem Zentrum handele es sich um ein “Feigenblatt” der saudischen Theokratie, und warnte vor einer negativen Symbolwirkung durch das Eröffnen eines Forums für die Weltsicht des Wahhabismus. Der Abgeordnete Johannes Hübner von der FPÖ sagte, im Wahhabismus sei Dialog mit Andersgläubigen gar nicht möglich. Er sei grundsätzlich skeptisch, dass ein religiöses Dialogzentrum zur Etablierung von Menschenrechten beitragen könne. (APA)