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"Jetzt will ich einfach nur mehr jedem die Meinung sagen"

Philipp, einer der Haupt-Protagonisten der "Am Schauplatz"-Reportage "Am rechten Rand"
Philipp, einer der Haupt-Protagonisten der "Am Schauplatz"-Reportage "Am rechten Rand"
Der 19-jährige Philipp, der Hauptprotagonist der "Am Schauplatz"-Reportage über den rechten Rand, betont, dass er mit dem Kamerateam und dem ORF-Redakteur Eduard Moschitz nicht vorher abgesprochen hat, was er vor der Kamera sagen werde. Allerdings behauptet der Bursch im Interview mit der APA am Samstag, an jedem Drehtag Geld bekommen zu haben und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Polizei.

APA: Sie haben die fertige Sendung ja gesehen, nehme ich an. Haben Sie das Gefühl, dass das der Realität entspricht?
Philipp: “A bissl’ was war schon ‘druckt. Das mit zwei Jahr’ Heim und so und Papa nie gesehen, das ist ja a Blödsinn. Ich habe ihn schon öfters gesehen und wir waren nur eineinhalb Jahre im Heim. Aber sonst hat’s eh passt.”

APA: Entspricht das Ihrem Leben, was hier gezeigt wurde?
Philipp: “Jaja”.

APA: Mich würde grundsätzlich einmal interessieren, wie Sie den Redakteur Eduard Moschitz und das “Am Schauplatz”-Team kennengelernt haben.
Philipp: “Ich bin nach Hause gekommen und im Nebenhof war irgendwas mit Wiener Wohnen und der Moschitz war da auch dabei. Und ich hab’ gerufen: “Scheiß Wiener Wohnen”. Dann bin ich nach Hause gegangen. Drei Monate später steht der Moschitz vor der Tür und fangt an: ‘He, du hast an schönen Hund. Was macht der? Und können wir das verfilmen? Willst du da mitmachen bei dem Schauplatz’. Und da hab ich dann mitgemacht.”

APA: Das war wann?
Philipp: “November, Oktober. Im Vorjahr.”

APA: Und dann haben Sie die “Am Schauplatz”-Folge über die Kampfhunde gedreht. Wie ist es zu aktuellen Sendung gekommen?
Philipp: “Er hat gemeint: ‘Heast Philipp, du bist ja ein bissl’ ein Rechter. Könnt ma des net a verfilmen?’ Dann hamma halt weiterd’reht.”

APA: Wie heben Sie den Dreh erlebt? Wie funktioniert das. Haben Sie genau besprochen, was Sie reden werden, oder was Sie sagen sollen?”
Philipp: “Nein, nein. Ich hab das gesagt, was ich sagen will. Da wurde vorher nichts besprochen.”

APA: Wie viele Drehtage haben Sie Ihrer Erinnerung bei der zweiten “Am Schauplatz”-Folge nach gehabt?
Philipp: “Vier, fünf, vielleicht auch sechs”

APA: Haben Sie Geld dafür gekriegt?
Philipp: “Ja. Immer am Ende des Tages”

APA: Und wie viel?
Philipp: “Einen Hunderter, immer.”

APA: Sie haben jeden Tag einen Hunderter bekommen?
Philipp: “Ich zumindest. Der Kevin war nicht immer dabei.”

APA: Ist das irgendwie begründet worden?
Philipp: “Ich hab einen Zettel bekommen zum Unterschreiben, aber die hat halt niemand. Die hat er immer mitgenommen, der Herr Moschitz.”

APA: Wurde das Geld überwiesen oder haben Sie es bar auf die Hand bekommen?
Philipp: “Auf die Hand”

APA: Der ORF sagt, dass nur einmal hundert Euro für die Abgeltung der Persönlichkeitsrechte gezahlt wurden.
Philipp: “So wurde das nie besprochen, dass ich nur einmal hundert bekomm und dann nie wieder. Ich habe einfach immer einen Hunderter bekommen. Entweder ist es vom ORF selber oder von seiner Kasse. Das weiß ich nicht. Ich hab immer was unterschrieben und hab’ einen Hunderter bekommen.”

APA: Wie viel haben Sie insgesamt gekriegt?
Philipp: “Drei, vier hundert.”

APA: Kevin sagt im Interview mit dem “Kurier”, Sie hätten hundert Euro pro Drehtag plus Spesen bekommen.
Philipp: “Das war zwar nie ausgemacht das Ganze. Auch nicht die hundert Euro pro Tag. Das war auch nicht ausgemacht. Das ist einfach so gekommen, jeden Tag. Am Anfang hat’s geheißen: ‘Da kannst du ein Geld verdienen. Philipp, machst mit?’ Schon beim Hund (der Reportage über Kampfhunde, Anm.) hat es geheißen: ‘Machst mit, kannst ein Geld verdienen.’ Ja und das mit Essen und so, das ist automatisch gekommen: Wenn du kein Geld einstecken hast und der Moschitz sagt: “Heast, gemma Mittag essen, mach’ ma Pause.’ Wie willstn’ des zahlen? Das zahlt a er. Und das war auch net ausgemacht. Also kann ma nur davon ausgehen, dass es entweder von seinem Geld selber ist oder er hängt des einfach irgendwo an beim ORF. Mit dem ganzen kenn ich mich nicht aus, was man darf und was net. Ausgmacht war gar nix. Das ist einfach so gekommen. Ein Hunderter war es bis jetzt immer. Einmal ein Fünfziger war’s. Wenn net viel ist zum drehen, brauchst dir nicht viel erwarten, was kriegst.”

APA: Aber wenn Sie beide vor der Kamera gestanden sind, haben Sie nachher Geld bekommen?
Philipp: “Ja. Zu 70 Prozent war es ich.”

APA: Sie?
Philipp: “Nur ich”

APA: Also nicht pro Person einen Hunderter, sondern auf Sie beide aufgeteilt?
Philipp: “Nein: Halt es kommt drauf an. Wenn der Kevin von Tagesbeginn dabei ist, dann hat er auch einen Hunderter gekriegt.”

APA: Wenn Sie nur ein paar Drehtage hatten, muss das doch recht klar sein: Da verliert man ja nicht den Überblick, wer jetzt wie viel Geld gekriegt hat.
Philipp: “Nein. Es kommt ja immer drauf an. Der war ja net immer dabei, der Kevin. Ich war die Hauptfigur, also hab ich das Geld gekriegt. Wenn jetzt kurz einer daherkommt für 30 Minuten oder zehn Minuten, der kriegt nix. Sonst nur ich und der Kevin.”

APA: Kevin sagt “Kurier”-Interview auch, dass Sie vom “Am Schauplatz”-Team eingekleidet worden seien.
Philipp: “Er kann das gar nicht sagen, weil er war gar nicht dabei, als wir einkaufen waren. Einmal waren wir einkaufen. Da hab ich schon fünfzig Euro gekriegt, da hab ich mir zwei Leiberl gekauft und eine Fahne.”

APA: Es war aber nicht so, dass er gesagt hat: “Das und das zieht ihr euch an”?
Philipp: “Wir haben es uns halt aussuchen können. Es wurde nicht bestimmt ausgedrückt, was ich anziehen soll.”

APA: Wodurch der Wirbel entstanden ist, war der Umstand, dass Sie zu der FPÖ-Parteiveranstaltung nach Wiener Neustadt gefahren sind. Wer hat die Idee dafür gehabt?Philipp: “Das habe ich gesagt und nicht der Moschitz. Ich hab zu ihm gesagt: Heast mach dich schlau, wo wird die nächste Veranstaltung sein? Und er hat gesagt ja, das können wir machen, ja ich schau.”

APA: Wieso wollten Sie zu Strache?
Philipp: “Weil man das ja auch filmen kann. Ich wollte einfach wieder. Ich war 2009 auch am Viktor-Adler-Markt. Alleine. Ohne ORF.”

APA: Auf wie vielen Parteiveranstaltungen mit dem FPÖ-Chef waren Sie schon?
Philipp: “Auf zwei insgesamt. Am Viktor-Adler-Markt 2009 und in Wiener Neustadt.”

APA: Haben Sie das Gefühl, dass diese Stelle, bei der Sie auf dieser FPÖ-Veranstaltung in Wiener Neustadt waren, in irgendeiner Form eine Inszenierung darstellt? Oder hat das “Am Schauplatz”-Team eingefangen, was dort realistisch passiert wäre, wenn Sie ohne ORF hingefahren wären?
Philipp: “Das wäre auch so gewesen, halt ohne den Stress mit dem Strache. Das wäre normal: Wir gehen hin, wir reden und sagen ihm unsere Meinung. Untereinander, das muss ja nicht jeder hören. Und dann wären wir wieder gegangen. Auf ein Bier am Schluss und nach Hause. Fertig.”

APA: Haben Sie mit dem FPÖ-Chef denn schon einmal geredet?
Philipp: “Nein. Mit dem kannst’ net reden. Aber wir haben noch nie vorher mit ihm geredet.”

APA: Strache behauptet, Sie hätten bei der Begegnung “Sieg Heil” oder “Heil Hitler” gerufen. Hat einer von Ihnen beiden irgendetwas in der Form gesagt?
Philipp: “Nein. Niemand hat es gesagt, niemand hat es gehört. Strache behauptet, es gehört zu haben. Alle anderen seiner Freunde sagen, sie haben es gehört. Wie soll es jeder gehört haben, wenn es niemand gesagt hat?”

APA: Hat Sie der “Am Schauplatz”-Redakteur in irgendeiner Form aufgefordert, neonazistische Sprüche zu sagen?
Philipp: “Nein, das hat er uns nicht vorgeschlagen. Und auch keine 80 Euro pro Wort oder so. Das ist auch ein Blödsinn, das haben sie erfunden.”

APA: Wie ist die Einvernahme bei der Polizei verlaufen? Wann sind Sie einvernommen worden?
Philipp: “Beim Kevin war es angeblich so: Die sind mit ihm am Montag danach vom zehnten Bezirk hinaus nach Vösendorf gefahren in eine Polizeizentrale und haben ihn dort vier Stunden einvernommen. Am Montag hat mich der Kevin angerufen und hat gesagt: ‘Die Polizei ist jetzt auf dem Weg zu Dir’. Am Montag oder Dienstag hat die Polizei bei mir um 21.30 Uhr angeklopft und gesagt, ich wäre Zeuge. Danach hat es geheißen, ich bin Beschuldigter.”

APA: Was ist weiter passiert?
Philipp: “Die Polizei ist mit uns zum zwölften Bezirk zu einer Polizeistation gefahren. Da haben sie zuerst meine Freundin einvernommen, was eine Stunde und 20 Minuten gedauert hat. Nach einer Stunde habe ich mich schon gewundert, warum das so lange dauert. Dann ist ein Beamter rausgekommen hat gesagt: ‘Deine Freundin war am Anfang schwer zu knacken, sie wollte nicht reden.’ Mir wollten sie Sachen unterjubeln, die nicht stimmen. Ich sollte etwas aussagen, was nicht stimmt. Das haben sie beim Kevin gemacht und bei meiner Freundin auch. Die hat fast zum Weinen angefangen. Weil sie gesagt haben, ich bekomme zehn Jahre und so, wenn sie nicht zustimmt. So haben sie das zwar net ausgedrückt, aber sie haben sich einfach wiederholt. Sie haben gesagt: ‘Deine Aussage kann nicht stimmen, weil das und das und das.’ Dann hat sie nur mehr ‘Ja, Ja, Ja und Ja’ gesagt. Damit ist ihre und die vom Kevin falsch. Aber mit den protzen jetzt alle. Sie protzen mit einer Aussage, die falsch ist.”

APA: Was haben Sie ausgesagt?
Philipp: “Ich habe das Gegenteil ausgesagt: Dass wir nicht pro Sager Geld kriegen, dass wir nicht nur dorthin gefahren sind, um Stress zu machen. Dass ich das ‘Wort’ (gemeint ist ein neonazistischer Sager, Anm.) nicht gehört habe und auch selbst nicht gesagt hab. Dann haben sie gesagt: ‘Ja, aber das kann nicht sein, wir wissen was anderes. Deine Aussage stimmt nicht überein mit den anderen.’ Aber das passt eh, das soll auch nicht übereinstimmen, weil die Aussagen von den beiden erzwungen sind, und meine ist die Wahrheit. Danach wollten wir gleich zur nächsten Polizei gehen und die anzeigen.”

APA: Was ist erfunden worden?
Philipp: “Das mit den 80 Euro und so.”

APA: Wie beurteilen Sie das, was die FPÖ behauptet?
Philipp: “Das sind einfach falsche Hund’. Die Partei gehört verboten. Alle Politiker gehören verboten. Die ganzen Gerüchte kommen ja hauptsächlich von ihnen. Und da weiß man schon, wer falsch ist. Und zwar ist die FPÖ falsch.”

APA: Warum haben Sie eigentlich beim “Club 2” angerufen?
Philipp: “Ich hab’ dort angerufen, weil mir schlecht geworden ist, von dem, was ich dort ghört hab. Da hab ich mich aufgeregt, warum mich keiner dazu fragt.”

APA: Glauben Sie, dass der ORF die Tonspur manipuliert hat?
Philipp: “Nein. Hat er nicht. Kann nicht sein, weil es keinen Grund dazu gäbe. Für den Vorfall in Wiener Neustadt gibt es keinen Grund, weil das nicht gesagt worden ist.”

APA: Wie geht es Ihnen damit, dass Sie mit der Sendung unerwartet zu ziemlicher Bekanntheit gekommen sind?
Philipp: “Das wollt ich gar nicht. Am Anfang denkst’ Dir: ‘Ja, Fernsehen. Schön.’ Jetzt will ich einfach nur mehr jedem die Meinung sagen, vor allem dem Strache. Und dann will ich, das ich meine Ruhe hab’.”

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