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Intelligente Stromzähler kommen jetzt nach Wien

Sollten längerfristig besser für's Geldbörsl sein: Smart Meter
Sollten längerfristig besser für's Geldbörsl sein: Smart Meter ©Bilderbox
2012 geht's los: In Wien werden als Pilotversuch die ersten "intelligenten Stromzähler" (Smart Meter) installiert. Der Startschuss zur flächendeckenden Einführung könnte 2016 erfolgen, sagte Reinhard Brehmer, Geschäftsführer der Wien Energie Stromnetz GmbH.

Die Einführung müsse gut vorbereitet sein, es dauere noch rund ein Jahr bis die Rahmenbedingungen, wie etwa EU-Standards für Zähler, abgeklärt seien. Eine Abdeckung zu 95 Prozent sei bis 2020 machbar.

Der Masterplan zum Smart Meter

Der vom Wirtschaftsministerium vorgesehene Zeitplan – österreichweit 95 Prozent Abdeckung bis 2018 und 15 Prozent bis 2014 – sei zu kurz für viele Energieversorger. “15 Prozent bis 2014 geht sich nicht aus.” In Österreich gebe es mehr als fünfeinhalb Millionen Stromzähler, allein in Wien seien es 1,5 Millionen. Nach EU-Vorgaben muss die Ausstattung mit Smart Meter zu 80 Prozent bis zum Jahr 2020 erfolgen. In Österreich gibt es bereits jetzt einige Energieversorger, wie etwa die Linz AG oder die Energie AG Oberösterreich, die Smart Meter über Pilotversuche hinaus einführen. Letzten Schätzungen der Regulierungsbehörde E-Control zufolge dürften bundesweit rund 150.000 Smart Meter installiert sein.

Die Ausschreibung könnte 2013 erfolgen, der Start 2014. Der große Roll-Out könnte dann etwa ab 2015/16 starten und dauere rund vier Jahre. Die Investitionskosten für die Wien Energie Stromnetz GmbH dürften bei deutlich mehr als 300 Mio. Euro liegen. Derzeit investiert die Wien Energie Stromnetz rund 160 Mio. Euro pro Jahr.

Bei der vorgesehenen viertelstündlichen Datenübermittlung entstünden 180 Millionen Datensätze pro Tag, derzeit seien es 1,5 Millionen Datensätze pro Jahr, illustriert Brehmer die Dimension der Umstellung. Es handle sich bei der Smart-Meter-Einführung um das größte Gesamtprojekt, “das wir je hatten”.

Zuerst teurer, dann soll Strom günstiger werden

Für die Kunden könnte es bei den Netztarifen zunächst zu Mehrkosten kommen, mittelfristig bis längerfristig seien auf der Netz-Seite Einsparungen von 15 bis 20 Prozent möglich, die dann über Netztarifsenkungen wieder beim Kunden landeten.

Die Umstellung auf die “intelligenten Stromzähler” müsse auch im Zusammenhang mit Energieeffizienz gesehen werden. Aber: “Ein Smart Meter alleine hat noch nichts gespart, man muss damit etwas tun.” Der Ausbau der erneuerbaren Energien und dezentrale Erzeugung stelle auch die Stromnetze vor enorme Herausforderungen, für “intelligente Netze” seien Messungen über Smart Meter nötig. “Wenn ich ja zu Windkraft und Photovoltaik sage, muss ich auch ja zu Smart Meter sagen.” Smart Grids bedürften hoher Investitionen, vor allem auf Verteilnetz-Ebene. Brehmer erwartet durch die Umstellung auf Erneuerbare und dezentrale Erzeugung einen völligen Umbruch bei den Stromnetzen. Eine sehr volatile Einspeisung sei für die Netzbetreiber viel schwieriger zu handhaben als dies beim bisherigen Kraftwerkspark der Fall sei.

Schwere Datenschutzbedenken bei Smart Meter

Der Schutz der Privatsphäre ist bei Smart Metern ein Kritikpunkt. Es besteht das Risiko, dass der Kunde zum „gläsernen Kunden“ wird, sofern Verbrauchsprofile an den Stromlieferanten übertragen werden. Erfassung und missbräuchliche Auswertung der Verbrauchsdaten gestatten weitreichende Rückschlüsse über die Lebensgewohnheiten der Kunden. Aus den Echtzeit-Lastkurven lässt sich beispielsweise folgendes ablesen: Bewohner steht gegen 6:00 Uhr auf, duscht und frühstückt. Er geht aus dem Haus und kehrt gegen 18:00 Uhr zurück und kocht. Er wäscht und besitzt einen Wäschetrockner. Kurz vor Mitternacht löscht er das Licht. Die Anzahl der Personen im Haushalt folgt aus der Dusch- und Waschfrequenz. Genauere Aussagen ergeben sich aus der Korrelation mit dem Wasserverbrauch. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass der Energiezähler nur die Summen pro Phase messen und berücksichtigen kann.

Im Extremfall kann aus den Daten über den Stromverbrauch sogar das konsumierte Fernsehprogramm identifiziert werden. Der Stromverbrauch moderner Fernseher variiert mit der Bildhelligkeit. Ist die zeitliche Sequenz von Hell-Dunkelphasen eines Films bekannt, lässt sich diese Signatur mit der Verbrauchskurve korrelieren.[10]

Zum Thema Datenschutz wies Bremer darauf hin, dass die Daten beim Netzbetreiber sehr rasch anonymisiert werden. Missbrauch mit sensiblen Daten sei zudem wohl leichter über Handys oder W-LAN-Verbindungen möglich. Auch hier seien Standardisierungen wichtig. Bezüglich Datensicherheit werde sehr viel getan, denn: “Wer glaubt, er ist sicher, der ist schon verloren.”

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