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Integration: Kritik an Wiener Ideen für mehr Sprachen in den Schulen

Das Thema "Mehrsprachigkeit an Wiens Schulen" sorgt für Diskussionen.
Das Thema "Mehrsprachigkeit an Wiens Schulen" sorgt für Diskussionen. ©APA/Sujet
Überlegungen der Stadt Wien, wie man Mehrsprachigkeit an Schulen fördern kann, stoßen auf Kritik der ÖVP. Integrationsstaatssekretär Kurz pocht auf "Deutsch als Priorität". Die FPÖ befürchtete ein "babylonisches Sprachgewirr" an Wiens Schulen.
Auch an Wiens Kindergärten
Stadt Wien: Mehr Mehrsprachigkeit

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (VP) ging zu Pfingsten mit einem Konzept an die Öffentlichkeit, das vom Wiener “forum.wien.welt.offen” erarbeitet wurde, einer Expertengruppe die an die Stelle der Zuwanderungskommission der Stadt getreten ist.

Darin werden Konzepte und konkrete Projekte für ein “multilingual orientiertes Bildungskonzept” formuliert. Kurz pochte dagegen auf Deutsch als “Priorität”.

SPÖ: “Mehrsprachigkeit als Chance”

Die zuständige SPÖ-Stadträtin Sandra Frauenberger konterte in einer Aussendung: Deutsch habe im Wiener Integrationskonzept einen “hohen Stellenwert”, man müsse aber “Mehrsprachigkeit als Chance begreifen”. Das Forum selbst sprach von einer “Diskussionsgrundlage”.

Laut Frauenberger sei das Papier mitnichten ein “politisches Konzept”, sondern “erste Ideen” der Expertengruppe, sieht unter anderem eine formale Aufwertung der Herkunftssprachen vor, etwa durch bilinguale Klassen, durchgehenden Erstsprachenunterricht sowie entsprechende Maturafächer.

Bildungsoffensive Sprachen an Wiens Schulen

Weiters wird eine “Weiterbildungsoffensive Mehrsprachigkeit” angedacht sowie “Grätzelpartnerschaften” für Schulen, die verstärkte Ausbildung von mehrsprachigem Lehrpersonal ab der Kindergartenstufe oder Studienaufenthalte von Lehrern und Lehrerinnen in den wichtigsten Herkunftsländern.

Dem Integrationsstaatssekretär Kurz gefällt das alles nicht. “Deutsch hat Priorität!”, betonte er in einem Statement. Wohl sei Mehrsprachigkeit “im späteren Berufsleben” von Vorteil, “aber niemals in dem Sinne, dass sie Deutsch ersetzt”. Denn Deutsch sei eben “Amts- und Umgangssprache in Österreich”.

Auch ÖVP-Landeschef Manfred Juraczka gab zu Protokoll, man lehne ein multilingual orientiertes Bildungssystem “entschieden” ab.

“Deutsch als Unterrichtssprache bleibt”

Frauenberger unterstrich, “dass die Unterrichtssprache Deutsch ist und bleibt” – dies “steht völlig außer Frage”. Doch Mehrsprachigkeit in Wien sei ein “Schatz, den es zu heben und geeignet zu fördern gilt”. Die Stadträtin konnte sich auch einen Seitenhieb auf die ÖVP verkneifen, sei die Wiener Volkspartei doch in der Expertengruppe vertreten.

Der Wiener FPÖ-Klubchef Johann Gudenus beschimpfte Frauenberger per Aussendung als “Multi-Kulti-Fanatikerin” und befürchtete ein “babylonisches Sprachgewirr” an Wiens Schulen.

“Disskusion ohne Scheuklappen”

Auch das “forum wien.welt.offen” meldete sich in der Debatte zu Wort. Man habe sich als “unabhängiges Beratungsgremium der Stadt Wien” der Aufgabe gestellt, “vorausschauende Vorschläge für die Weiterentwicklung des internationalen Wien auszuarbeiten”.

Bei dem Papier handle es sich um “eine erste Diskussionsgrundlage”, ein Bericht werde frühestens im Herbst vorliegen, wurde betont. Das Thema werde auch in der Gruppe selbst durchaus kontrovers diskutiert. Man gehe aber “ohne jegliche Scheuklappen und Zensurscheren im Kopf” an die Debatten über die “Zukunft unserer Stadt”.

Mehr zum Thema: “Stadt Wien will Mehrsprachigkeit fördern“.

(APA)

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