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In diesen Berufen verdient man unter 1.500 Euro

In diesen Berufen verdient man weniger als 1.500 Euro
In diesen Berufen verdient man weniger als 1.500 Euro ©AP
In seiner Grundsatzrede forderte SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern einen Mindestlohn von 1.500 Euro. Hier findet sich eine Übersicht über die Berufsgruppen, die unter diesem Monatslohn liegen.
Forderung der Grünen
Kern zu seiner Rede
Kerns Grundsatzrede
Aktuelle Jobs finden

Angesichts der Tatsache, dass in Österreich zahlreiche Berufe existieren, die einen niedrigsten kollektiv vertraglichen Monatslohn von unter 1.500 Euro brutto aufweisen, fodert auch die Gewerkschaft seit einiger Zeit einen Mindestlohn von 1.700 Euro.

Hier verdient man unter 1.500 Euro pro Monat

Den niedrigsten kollektivvertraglichen Monatslohn (ohne Zulagen, Sonderzahlungen etc.) haben in Österreich die Zeitungszusteller: Der aktuelle KV für Zeitungen/Expeditarbeiter sieht für Zusteller einen Monatslohn von 879,99 Euro vor. Damit sind die Zusteller der einzige Fall, wo die KV-Mindestlöhne unter 1.000 Euro liegen, geht aus einer Zusammenstellung des Sozialministeriums (Stand Ende November 2016) hervor. Problematisch sind aber auch Bereiche, in denen es keinen Kollektivvertrag (KV) gibt, sodass auch keine Informationen über die dortigen Löhne vorliegen, etwa für Arbeiter in der Abfallwirtschaft. Dazu zählen auch Bereiche, wo der letzte KV schon Jahre zurückliege, etwa bei Kosmetikern, wo der Angestellten-KV aus dem Jahr 2002 stamme und ein Mindestgehalt von knapp 800 Euro vorsehe, so das Sozialministerium.

Brutto-Mindestlohn pro Monat bei ausgewŠhlten Berufsgruppen - Balkengrafik GRAFIK 0041-17, 88 x 72 mm
Brutto-Mindestlohn pro Monat bei ausgewŠhlten Berufsgruppen - Balkengrafik GRAFIK 0041-17, 88 x 72 mm ©Brutto-Mindestlohn pro Monat bei ausgewŠhlten Berufsgruppen - Balkengrafik GRAFIK 0041-17, 88 x 72 mm

Von Kanzleikräften bis Hilfsarbeiter

Niedrig bezahlt werden weiters Serviererinnen in Konditoreien (laut KV Konditoren – Wien, Arbeiter), deren Mindestlohn bei 1.177,35 Euro liegt. Noch niedriger liegt der Mindestlohn für Kanzleikräfte bei Rechtsanwälten (KV Wien, Angestellte), die laut dem letzten KV 2009 überhaupt nur 1.023 Euro Mindestlohn haben. Im Schuhmachergewerbe verdienen Hilfsarbeiter laut KV zumindest 1.174,30 Euro. Hilfsarbeiter in der Textilreinigung erhalten als Mindest-Monatsgehalt laut KV 1.217,60 Euro. Angestellte bei Ärzten (KV Wien) bekommen zumindest 1.370 Euro im Monat. Arbeiter im Friseurgewerbe verdienen während der Behaltepflicht nur 1.137 Euro als Mindestlohn, danach steigt ihr Lohn auf zumindest 1.344 Euro. Kaufmännische Hilfskräfte im Metallgewerbe bekommen zumindest 1.328,89 Euro monatlich.

Mindestlohn in Wiener Kaffeehäusern

Zwischen 1.400 und 1.500 Euro Brutto-Monats-Mindestgehalt haben einige Berufe im Gastgewerbe: So erhalten Bürohilfskräfte (Angestellte) in der Hotellerie und Gastronomie 1.420 bis 1.450 Euro. In Wiener Kaffeehäusern liegt der Mindestlohn bei 1.420 Euro. Küchenhilfskräfte und Mitarbeiter im Zimmerservice müssen mit einem Mindestlohn von 1.420 Euro das Auskommen finden. Im Fleischergewerbe (KV Wien) liegt der Lohn einer Ladnerin bei mindestens 1.458 Euro. Angestellte in der Mühlenindustrie haben einen Mindestlohn von 1.433,22 Euro. Im Handel liegen laut dem jüngsten KV (ab 1.1.2017) nur mehr die Angestellten in der Beschäftigungsgruppe 1 mit einem Mindest-Monatsgehalt von 1.402 bis 1.436 Euro unter der Grenze von 1.500 Euro. Bei einem Brutto-Monatsbezug von 1.500 Euro bleiben einem Beschäftigten (ohne Kinder, kein Pendler) nach Abzug von Lohnsteuer und Sozialversicherung knapp 1.200 Euro netto.

Unter 1.500 Euro Monatslohn: Zwei Drittel Frauen, ein Drittel Männer

Weniger als 1.500 Euro brutto pro Monat bzw. weniger als 8,67 Euro brutto per Stunde verdienen in Österreich rund 356.500 Beschäftigte. Dies hat die Statistik Austria in einer Sonderauswertung der Verdienststrukturerhebung 2014 ermittelt. Betroffen von den Niedriglöhnen sind zu zwei Drittel Frauen und zu einem Drittel Männer. Insgesamt sind es 12,2 Prozent aller Beschäftigten der Privatwirtschaft.Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) hat sich in seiner Grundsatzrede in Wels für einen Mindest-Bruttolohn von 1.500 Euro ausgesprochen, die Gewerkschaft fordert 1.700 Euro.

Die Statistik Austria hat den Bruttomonatslohn von 1.500 Euro auf Vollzeitbasis (40 Stunden-Woche, 173 Stunden im Monat) auf einen Bruttostundenlohn von 8,67 Euro umgerechnet. Durch die Umrechnung auf den Stundenlohn können sowohl Voll- als auch Teilzeitbeschäftigte unabhängig von der jeweiligen Arbeitszeit betrachtet werden. Unter dem Bruttostundenlohn von 8,67 Euro lagen 149.100 Vollzeit- und 207.400 Teilzeitbeschäftigte.

Statistik Austria: Aktuelle Zahlen zu Verdienstgrenzen

Konkret fielen laut Statistik Austria 233.100 Frauen, das sind 17,9 Prozent aller unselbstständig weiblichen Beschäftigten, sowie 123.400 Männer, das sind 7,6 Prozent der unselbstständig männlichen Beschäftigten, unter die Verdienstgrenze.

Berücksichtigt man, dass im Bereich “Handel” und bei den “Finanz- und Versicherungsdienstleistungen” die mittlere Stundenanzahl bei 167 Stunden im Monat lag, dann waren die Verdienste von sogar rund 400.000 oder 13,7 Prozent der Beschäftigen in der Privatwirtschaft niedriger als der Grenzwert.

Als Niedriglohnbranche zeigt sich die Beherbergung und Gastronomie, wo 120.000 Beschäftigte bzw. 56,6 Prozent der Beschäftigten der ganzen Branche für weniger als den Bruttostundenlohn von 8,67 Euro arbeiteten. Trinkgelder wurden hier nicht berücksichtigt. Im Bereich “Handel; Instandhaltung und Reparatur von Fahrzeugen” waren 52.400 bzw. knapp jeder zehnte Beschäftigte von Niedriglohn betroffen. Im Bereich “sonstige wirtschaftsnahe Dienstleistungen”, zu dem u.a. Arbeitskräfteüberlassung, Wach- und Sicherheitsdienste oder Gebäudebetreuung zählen, waren 24,4 Prozent aller Beschäftigten bzw. 50.600 zu Niedriglöhnen tätig. Im Bereich “Kunst, Unterhaltung und Erholung” verdiente jeder Fünfte in der Branche bzw. 9.200 Personen unter dem Grenzwert.

Höhere Löhne werden in der Produktion und bei Banken und Versicherungen gezahlt: In der “Herstellung von Waren” lagen nur 3,8 Prozent bzw. 20.900 Personen unter dem Bruttostundenlohn von 8,67 Euro, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistungen waren es 3,9 Prozent.

Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2014

Die Daten beziehen sich auf die Ergebnisse der Verdienststrukturerhebung 2014. Diese umfasst unselbstständig Beschäftigte in Unternehmen mit zehn und mehr Beschäftigten in der Privatwirtschaft. Die Berechnung enthält eine Zuschätzung für Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten. Die Daten werden von den Unternehmen angegeben. Land- und Forstwirtschaft sowie der Öffentliche Dienst sind nicht erfasst.

(APA/Red.)

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