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Im Wiener Burgtheater wurde laut Wirtschaftprüfer "vieles akzeptiert"

Ungereimtheiten im Burgtheater hätten auffallen müssen, meint der Wirtschaftsprüfer.
Ungereimtheiten im Burgtheater hätten auffallen müssen, meint der Wirtschaftsprüfer. ©APA
"Jedem hätte auffallen können, dass etwas nicht zusammenpasst", kommentierte Martin Wagner, Wirtschaftsprüfer und Senior Partner der betrauten Prüfungsgesellschaft KPMG, die Situation des Wiener Burgtheaters.

Man habe bereits bei der Jahresabschlussprüfung für das Jahr 2011/12 “einiges gemerkt und das dem Aufsichtsrat in einer sehr frühen Phase, im Jänner 2013, mitgeteilt. Wir haben gesagt, dass wir Mängel beim Vieraugenprinzip sehen und, dass uns Belege fehlen. Wir waren auch die Ersten, die nicht bereit waren, die praktizierte Abschreibungsmethode zu akzeptieren”, so der Prüfer in der morgigen Ausgabe der Zeitung. “Wir haben auch darauf hingewiesen, dass an der Burg viele Abläufe nicht so funktionieren wie an anderen Häusern”, ergänzt Wagner. “Alles war bei Stantejsky zentralisiert, was zur Folge hatte, dass es über Jahre hindurch keine effiziente Kontrolle gab.”

Situation im Burgtheater wird untersucht

Man habe beim soeben abgeschlossenen forensischen Bericht ausschließlich die Aufgabe gehabt, “Geschäftsfälle, für die Stantejsky verantwortlich war, zu untersuchen. Ausgangspunkt waren bestimmte Verrechnungskonten, die auffällig hoch waren, und Belege, die wir hinterfragen mussten. Nicht zu untersuchen hatten wir, ob auch in anderen Bereichen etwas nicht ordnungsgemäß abgelaufen ist”, so Wagner in “Die Presse”.

Ungereimtheiten blieben unbemerkt

Ebenso wenig sei die Frage, ob der künstlerische Direktor Matthias Hartmann und Aufsichtsratsvorsitzender und Holding-Chef Georg Springer von Ungereimtheiten etwas hätten bemerken müssen, Gegenstand des Auftrages gewesen. “Es gab sicher ein ungutes Gefühl. Aber man hat offenbar vieles akzeptiert und sich entschieden, nicht tiefer in die Sache hineinzugehen. Diese Frau war das Liebkind aller im Haus. Sie hat für die Schauspieler vieles erledigt und der Holding die Ergebnisse gebracht, die gewollt waren.”

“Da passt etwas nicht zusammen”

Dabei hätte die alarmierende Entwicklung “jedem auffallen” können, glaubt der Wirtschaftsprüfer: “An der Entwicklung der Bankschulden konnte man leicht erkennen, dass das Haus verlustträchtig ist. Wenn man mehr ausgibt, als man hat, dann steigen die Schulden. Wenn dann trotzdem ein ausgeglichenes Ergebnis vorliegt, sagt einem der Hausverstand, dass da etwas nicht zusammenpasst.”

 Zur Frage der Mitverantwortung des künstlerischen Geschäftsführers Matthias Hartmann meint Wagner: “Jeder Geschäftsführer ist für das gesamte Unternehmen verantwortlich. Ich kann nicht sagen, ich interessiere mich nur für einen Ausschnitt, selbst wenn die Geschäftsführung aufgeteilt ist. Ich denke, es wäre schon gut, wenn er sagte: Ich habe mich blenden lassen, es ist nicht gut gelaufen.”

Über die Zukunft des Theaters

Über die Erteilung des Bestätigungsvermerks für die Jahresabschlussprüfung für 2012/13 könne er “heute nichts sagen”: “Das Leben des Theaters hängt davon ab, wie die Eigentümer gedenken, Kapital und damit auch die Liquidität aufzustellen. In den nächsten Wochen muss die Geschäftsführung eine Fortbestandsprognose für das Haus liefern, damit wir für den Jahresabschluss überhaupt einen Bestätigungsvermerk erteilen können. Entscheidend ist, dass die Liquidität des Hauses gesichert ist. In irgendeiner Weise wird es also einen Kapitaleinschuss geben müssen.” (APA)

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