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Grenzgänger - Trailer und Kritik zum Film

Nicht in die Tiroler Alpen, sondern in die niederösterreichischen March-Auen entführt eine "Weibsteufel"-Verfilmung, die nach ihrer (mit dem "Art Cinema Award" ausgezeichneten) Uraufführung beim Filmfestival in Sarajevo und der Österreich-Premiere bei der Viennale am Freitag in den österreichischen Kinos anläuft. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Florian Flicker verlegte Karl Schönherrs 1914 geschriebenes Drama, das 2008 im Akademietheater von Martin Kusej mit Birgit Minichmayr und Nicholas Ofczarek fulminant wiederentdeckt wurde, in den Sommer 2001, als das österreichische Bundesheer an der Ostgrenze Assistenzeinsatz leistete.

Au statt Alpen: Florian Flickers “Weibsteufel”-Film “Grenzgänger”

Das Stück übersteht seinen Zeit- und Ortstransfer ebenso unbeschadet wie seine Bearbeitung (“Ich glaube, es ist kein einziger Satz des Stückes in den Dialogen übrig geblieben”, so Flicker im APA-Interview). Das ist auch auf die sensible Art zurückzuführen, mit der Flicker (“Halbe Welt”, “Suzie Washington”, “Der Überfall”) die herrliche, nahezu unberührte Naturlandschaft verwendet, ohne in Kitschgefahr zu geraten oder in Natur-Doku-Bildästhetik zu verfallen. Wie der Filmsoundtrack von Eva Jantschitsch sorgt auch eine leichte Farbverschiebung für angenehme Distanz zum Naturalismus. Auch Kameramann Martin Gschlacht verweigert die üblichen Naturbilder. Keine röhrende Hirsche im Morgennebel, keine putzigen Fischotter beim Cruisen.

Dafür rückt er den Hauptdarstellern dieser spannungsgeladene Dreiecksgeschichte ziemlich nahe. Andreas Lust ist als Hans ein raubeiniger Au-Fischer und Gastwirt, der sich als Flüchtlingsschlepper Geld für den geplanten Anbau verdienen möchte, um für den erwarteten grünen Tourismusboom gerüstet zu sein. Andrea Wenzl ist als Jana die aus der Slowakei stammende wortkarge Frau an seiner Seite, die durch das Auftauchen des jungen Präsenzdieners Ronnie (der in Vorarlberg lebende Grazer Stefan Pohl in seinem ersten Spielfilm) plötzlich zum Spielball männlicher Interessen wird.

Ronnies Vorgesetzter, Vizeleutnant Fuchs (Martin Schwanda) wittert nämlich in einer Freundschaft seines jungen Soldaten zu den Wirtsleuten eine Chance, dem Menschenschmuggler auf die Schliche zu kommen. Und Hans sieht es gar nicht ungern, wenn seine Frau den Rekruten bezirzt und ihn in den entscheidenden Augenblicken von seinem ungesetzlichen Tun ablenkt. Für alle Beteiligten wird es ein Spiel mit dem Feuer. Dass Pohl im Vergleich zum gestandenen Mannsbild Lust jedoch allzu milchgesichtig wirkt und seinen Kollegen auch schauspielerisch nicht das Wasser reichen kann, lässt die zunehmende Dramatik der Handlung mitunter als Behauptung wirken. Als die Männer aneinandergeraten, scheint es ein ungleicher Kampf zu werden. Doch der Verrat kommt aus einer unerwarteten Ecke.

“Grenzgänger” ist ein absolut empfehlenswerter Film, der bei der Umsetzung einer österreichischen Vorlage in heimischer Landschaft weder “die Lederhosen anhat” (Flicker) noch in das Fahrwasser anderer Austro-Kino-Klischees gerät. Es ist zu hoffen, dass Flicker (und das Publikum) nicht wieder zwölf Jahre auf seinen nächsten Spielfilm warten muss.

(APA)

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