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Freie Wiener Kulturszene übt Kritik: "Stadt verweigert die Kommunikation"

Die Wiener Kulturszene beklagt sich über ungerechte Verteilungen.
Die Wiener Kulturszene beklagt sich über ungerechte Verteilungen. ©APA/Sujet
Mit einem Appell hat sich die freie Wiener Kulturszene an politische Verantwortungsträger gewandt. Seit Jahren werde die Kommunikation seitens der Stadt "schlichtweg verweigert" und konzentriere sich die Förderpolitik "exklusiv auf Events und Mainstream". Nun wurde ein Katalog mit Forderungen formuliert.

Entsprechend lautete der Aufruf: “Eine andere Kulturpolitik ist nötig.” Dazu gibt es 15 Forderungen. Diese habe man in den vergangenen Wochen und Monaten gemeinsam erarbeitet, wie Willi Hejda von der IG Kultur Wien darlegte.

“Wir wollen uns mit unserem wenig gehörten Anliegen endlich Gehör verschaffen.” In Gesprächen mit Interessensgemeinschaften, Initiativen und Künstlern hätten sich unterschiedliche Probleme und Bedürfnisse herauskristallisiert, die man in dem Positionspapier zusammengeführt hat. So steht an erster Stelle “In Dialog treten”, sei die Gesprächsbereitschaft doch ganz essenziell, wie Künstler Thomas Jelinek betonte. Er rekapitulierte auch die Entwicklung der vergangenen Jahre recht drastisch: “Es hat sich überhaupt nichts geändert. Die Kulturpolitik wird als reine PR-Abteilung gesehen.”

Forderung nach angemessene Budgets

Die freie Szene spricht sich dagegen für angemessene Budgets und den Zugang zu Ressourcen aus, will die Infrastruktur gefördert und zugänglich sehen und warnte neuerlich vor der Gefahr einer Prekarisierung unter Kunst- und Kulturschaffenden. Zum Großteil sei dies jetzt schon eingetreten, wie Medienkünstlerin Julia Starsky sagte. “Viele arbeiten an oder unter der Armutsgrenze.” Im Gegensatz dazu komme den etablierten Institutionen und Häusern der Großteil der Aufwendungen zu. “Wir streiten uns um Brösel, während der Kuchen an uns vorbeigetragen wird.”

Neben den Forderungen an die Kulturpolitik war auch die Flüchtlingstragödie ein Thema bei der Pressekonferenz. Filmemacher Kurt Brazda sprach diesbezüglich die Flüchtlingstragödie auf der A4 an. Der derzeitige Umgang der Politik mit der Causa sei “ein klares Symptom der Verhärtung der europäischen Gesellschaft. Die Empathie gegenüber den Schwächsten wird immer geringer.” Genau das müssten seit Jahren auch die Kulturschaffenden erleben. Aber gerade die freie Szene und Häuser wie das WUK oder das Amerlinghaus seien für viele Flüchtlinge und Asylwerber wichtige Anlaufstationen, wie Hejda einwarf – nur werde das “von der Politik nach wie vor nicht gewünscht. Viele Gruppen weisen seit Jahren darauf hin, wie tödlich Grenzen sind.”

“Demo für andere Kulturpolitik”

“Im Moment geht es weniger um die große Erzählung, sondern um das Tun, also Formen der solidarischen Zusammenarbeit zu praktizieren”, ergänzte Romana Hagyo vom transdisziplinären Netzwerk EOP. Die tagtägliche Zusammenarbeit stellte auch Alexander Nikolic von BOEM in den Vordergrund. “Wir arbeiten unterstützend mit den Refugees”, nur falle dies nicht immer leicht. Hier sei die Stadt gefordert, dies auch zu ermöglichen. In den kommenden Woche stehen etliche Veranstaltungen an, die sich auch auf kleinerer Ebene mit dem Thema auseinandersetzen. Am 3. Oktober soll zudem die “Demo für eine andere Kulturpolitik” im weiteren Verlauf zur von der österreichweiten “Plattform für menschliche Asylpolitik” geplanten Großdemo hinzustoßen.

>> Mehr Infos zu den Forderungen der Kunst- und Kulturschaffenden gibt es hier.

(APA)

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