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FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann im Interview: "Haben aus der Vergangenheit gelernt"

FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann vor der Landtagswahl in Kärnten im Interview.
FPÖ-Spitzenkandidat Gernot Darmann vor der Landtagswahl in Kärnten im Interview. ©APA/GERT EGGENBERGER
Nach dem katastrophalen Ergebnis bei der Landtagswahl 2013 geht die FPÖ mit Spitzenkandidat Gernot Darmann optimistisch in die diesjährige Kärnten-Wahl.
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Spitzenkandidat Gernot Darmann sprach mit der APA über die damalige Zeit, über potenzielle Koalitionspartner, Studentenverbindungen und wie er sich die Feierlichkeiten zum Kärntner Jubiläumsjahr 2020 vorstellt.

FPÖ-Spitzenkandidat Darmann im Interview

“Es wäre für uns als Partei viel gescheiter gewesen, sofort in die Wahlen zu gehen”, sagt Darmann heute über die Neuwahl-Blockade, die er als Klubobmann 2012 organisierte. “Die SPÖ hatte noch nicht einmal einen Parteitag und einen Kandidaten gewählt, wir hatten den amtierenden Landeshauptmann.” Aber man habe damals Zeit überbrücken wollen, bis das freiheitlich geführte Kärnten eine – letztlich nicht erfolgreiche – Klage gegen den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) eingebracht hatte. Die Klage wurde am 25. Oktober 2012 eingebracht, zur Auflösung des Landtags kam es am 14. Dezember.

Auch persönlich hätten ihm die vielen Sondersitzungen damals Schwierigkeiten gemacht, so Darmann. “Ich bin Vater geworden, wo die Sondersitzungen begonnen haben. Ich habe meine damalige Frau und mein Kind aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht, abgeliefert und bin direkt in den Landtag gefahren.” Eigentlich hätte er vorgehabt, ein, zwei Wochen zuhause zu bleiben. “Ich habe gesagt, tut mir leid, ich hab keine Zeit.”

“Wir haben aus der Vergangenheit gelernt”

Mit den Freiheitlichen von damals habe er kaum mehr zu tun. “Wir haben aus der Vergangenheit gelernt, wir haben uns personell neu aufgestellt. Wir haben wirklich einen Boxenstopp gemacht, wo wir unsere Motoren getauscht haben.” Die nun tätigen Persönlichkeiten seien in Sachen Korruption nicht belastet, sagt Darmann. “Auch von mir weiß ich, dass es da nichts geben kann.”

Zuletzt war die FPÖ wegen ihrer personellen Nähe zu Burschenschaften und eines Liederbuchs mit NS-verherrlichenden Texten in Bedrängnis geraten. In seiner Landesgruppe sind Burschenschaften für Darmann kein Thema, er wisse nicht einmal, wie viele Korporierte es gibt: “Ich habe nicht nachgezählt.” Zu welchem Verein jemand gehe, sei dessen persönliche Entscheidung. “Es gibt Mittelschüler-Kartellverbands-Verbindungen, ich bin im MKV, dann Burschenschaften, die Korps, die Sängerschaften, die Jägerschaften, das sind alles Studentenverbindungen.” Da seien Blaue, Schwarze, Türkise und Rote dabei, beim MKV auch Grüne. “Da hat es keiner verdient, in eine Richtung punziert zu werden.”

“Ich distanziere mich von diesem ganzen Nazi-Dreck”

Antisemitische Lieder wie jenes im Liederbuch der Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt kenne er nicht. “Ich distanziere mich von diesem ganzen Nazi-Dreck. Ich habe mit dem nie was am Hut gehabt.” Die FPÖ habe klare, rote Linien gezeigt. “Jeder, der angestreift ist, war auch weg.” Ein Bekenntnis zum “deutschen Kulturkreis” sei aber nichts Schlechtes für einen Österreicher. “Wir reden ja nicht nur deutsch, wir träumen deutsch.”

Koalition in Kärnten mit ÖVP und SPÖ vorstellbar

Darmann kann sich nach der Landtagswahl sowohl mit der ÖVP als auch mit der SPÖ eine Koalition vorstellen, auch wenn er aktuell “politisch mehr Gesprächsstoff mit dem Herrn Landeshauptmann” hat. Auf eine Regierungsverantwortung hat er sich vorbereitet, erzählt er, speziell auf eine Sanierung der Landesfinanzen. “Ich habe mich international bei großen Institutionen schlaugemacht zur Finanzierung von Kommunen. Ich habe auch ein entsprechendes Briefing bei Moody’s selbst genossen zum Thema Rating des Landes Kärnten – in New York an der Wall Street.”

Ein Politikum ist in Kärnten das Jubiläum 100 Jahre Volksabstimmung im Jahr 2020. Darmann gefallen die Pläne der Koalition nicht. Würde er Regie führen, würde er “die stolze Landesgeschichte” herausarbeiten. “Mein Zugang wäre ein ehrendes Gedenken in einer Großveranstaltung in der Landeshauptstadt.” Alle Kärntner Traditionsverbände und Brauchtumsvereine wären eingeladen, “um den zu ehrenden Abwehrkampf entsprechend hervorzugeben”. Dieser sei die Grundlage der Volksabstimmung gewesen. “Das war kein Geschenk, das ist durch die Kärntnerinnen und Kärntner erkämpft worden mit eigenem Blut und Tränen.”

In Sachen Kulturpolitik verspricht Darmann “den vielen ehrenamtlichen Kulturträgern ein Mehr an Unterstützung”. Bei Ehrenamt und Heimatverbundenheit sei in der Vergangenheit gespart worden. “Die Volkskultur ist ein Teil unserer Kultur. Ich halte nichts davon, Volkskultur und Hochkultur auseinanderzudividieren. ”

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