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Flughafen Wien-Schwechat: Ex-Vorstand Gabmann wehrt sich gegen Vorwürfe

Ernest Gabmann hat nun öffentlich zu den Vorwürfen Stellung bezogen.
Ernest Gabmann hat nun öffentlich zu den Vorwürfen Stellung bezogen. ©AP
Ernest Gabmann, Ex-Vorstand des Wiener Flughafens und früherer Landeshauptmannvize in Niederösterreich, wehrt sich gegen die Vorwürfe des Airports. Er soll seinen Bekannten Rakesh Sardana bei der Vergabe von Shoppingflächen am neuen Terminal bevorzugt haben.
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Stein des (neuerlichen) Anstoßes ist eine Gegenklage des Flughafens Wien, in der der Airport einen Schaden von zwei bis drei Millionen Euro ausmacht. Entstanden sei dieser, da Gabmann mögliche bessere Angebote von anderen Händlern nicht weiter verhandelt habe. Gabmann soll noch als Politiker – er war ÖVP-Wirtschaftslandesrat in Niederösterreich; Niederösterreich hält 20 Prozent am Flughafen – für den Geschäftsmann Sardana interveniert haben. Das hatte der “Kurier” Ende Jänner berichtet.

Gabmann nimmt zu Vorwürfen Stellung

Jetzt geht Gabmann deswegen an die Öffentlichkeit. Es sei unerwähnt geblieben, dass die Auswahl der Bestbieter für die Geschäftsflächen am Skylink bereits am 14. Mai 2008, also Monate vor Gabmanns Einzug in den Flughafen-Vorstand im Februar 2009, abgeschlossen gewesen sei, so Gabmanns Anwältin Katharina Körber-Risak zur APA. Am 19. Mai 2008 seien die Bestbieter – so auch Sardana, der einst größte Händler am Flughafen, dessen Unternehmensgruppe aber 2012 zusammenbrach – offiziell informiert worden.

Erstellt habe die Liste der Erstgereihten sein Vorgänger Christian Domany, Gabmann habe sie lediglich übernommen.

Schadensersatz- und Gegenforderungen

Durch den Baustopp am Skylink und die damit verbundenen “geringfügigen” Flächenveränderungen seien dann Nachverhandlungen nötig geworden. Hier habe Gabmann jedoch insgesamt ein Verhandlungsergebnis erzielt, “das weit über dem noch unter Domany erwarteten Erlös lag”, sagt seine Anwältin. Alleine deswegen könne dem Flughafen durch das Verhalten ihres Mandanten kein Schaden entstanden sein. Die Schadenersatzforderung in Höhe von zwei bis drei Millionen Euro “halte ich für heiße Luft”.

Körber-Risak verweist darauf, dass es sich bei dem Flughafen-Begehr um eine “aufrechnungsweise Gegenforderung” handle. Gabmann hat einerseits gegen seine vorzeitige Ablöse geklagt – hier geht es laut der Juristin insgesamt um knapp 1 Million Euro – und fordert darüber hinaus seinen Bonus in Höhe von 326.264 Euro für die Jahre 2009 bis 2011 ein.

Hat Ex-Flughafenvorstand für Sardana lobbyiert?

Zu dem vom Flughafen erhobenen Anwurf, dass Gabmann als Politiker massiv für Sardana lobbyiert haben soll, meinte die Rechtsvertreterin nur, “das Gespräch im Cafe Landtmann fand 2004 statt. Das war mehrere Jahre vor seinem Eintritt in den Flughafen-Vorstand.”

Der Airport legte bei Gericht ein Besprechungsprotokoll vom 9. September 2004 vor. Demnach trafen sich Gabmann, ein Aufsichtsrat, ein Vertrauter des niederösterreichischen Landeshauptmanns Erwin Pröll (ÖVP) sowie ein Flughafenmanager in dem Wiener Kaffeehaus, um die Probleme zwischen dem Airport und Sardana zu erläutern. Gabmann soll gesagt haben, dass es “ein Witz” sei, wie der Flughafen Sardana behandle und er, Gabmann, erwarte, dass der Airport Sardana so weit entgegenkommt, “wie Herr Sardana dies möchte”. Zu einem Konkurrenten von Sardana soll Gabmann gesagt haben, wenn er seinen “Blutsbruder” Sardana nicht in Ruhe lasse, müsse er mit Schwierigkeiten rechnen. (APA)

Gabmann stimmte nicht mit

Sardana hat diese Vorwürfe Ende Jänner gegenüber dem “Kurier” zurückgewiesen, ihn habe Gabmann nie als Blutsbruder angesprochen. Für Gabmann ist das alles “an den Haaren herbeigezogen”.

Bei der späteren Absegnung der Sardana-Verträge für den Skylink stimmte Gabmann nicht mit. “Gabmann enthielt sich in allen betreffenden Vorstandssitzungen in der Causa ‘Vergabe Sardana’ aufgrund seiner Bekanntschaft zu Herrn Sardana der Stimme und hat auch keinen Vertrag unterschrieben”, sagt Körber-Risak. Sie erinnert auch, dass die Staatsanwaltschaft ihr Strafverfahren gegen Gabmann und Sardana im Sommer 2011 eingestellt hat. Das Verfahren war aufgrund einer anonymen Anzeige und eines Magazinberichts eröffnet worden, es ging ebenfalls um Freunderlwirtschaftsvorwürfe.

Kostenexplosion am neuen Wiener Terminal

Für das Skylink-Debakel trage Gabmann im übrigen keine Verantwortung, im Gegenteil: Ihr Mandant habe puncto Kostenexplosion die Reißleine gezogen und sich als einziger für eine Rechnungshofprüfung eingesetzt, sagt Körber-Risak. Die Kosten für das Terminal, das inzwischen “Check-in-3” heißt, waren über die Jahre um hunderte Millionen auf 830 Millionen Euro hochgeschnellt. Aufgrund von Schadenersatzzahlungen rechnet das Flughafenmanagement aktuell “nur” mehr mit 725 Millionen Euro.

Die börsenotierte Flughafen Wien gehört zu je 20 Prozent dem Land Niederösterreich und der Stadt Wien, mehr als 40 Prozent der Aktien sind im Streubesitz. (APA)

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