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"Falsche" Pflegerin der Familie Schüssel vor Gericht

Jene Frau, die sich in einem Interview mit dem Wochenmagazin „News“ als Pflegerin der Schwiegermutter von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) ausgegeben hatte, musste sich am Dienstag vor Gericht verantworten.

Die Familie Schüssel hat die 52-jährige Wiener Hausfrau auf üble Nachrede und Kreditschädigung geklagt. Kanzlergattin Krista Schüssel und ihre Schwester Heide Strasser wurden auch als Zeuginnen befragt.

In dem Artikel in „News“ wurde eine Frau interviewt, die angab, als illegale Pflegerin bei der Familie Schüssel tätig gewesen zu sein. „Frau Maria“ erzählte u.a., dass ihr karger Lohn und die langen Arbeitszeiten bei weitem nicht den österreichischen Verhältnissen entsprachen und dass die Kanzlerfamilie wusste, dass es keine offizielle Arbeitsgenehmigung für die Pflegerin gab. Diese zwei Punkte waren bei der Verhandlung die zentralen Vorwürfe der Klage.

Auf die Frage der Richterin Nina Steindl, ob sie jemals dieses Interview gegeben hat, bejahte die 52-Jährige. Eingefädelt hätte die Geschichte ihr Freund und Sachbuchautor Hans Weiss. „Die Sache hat sich auf Grund unserer Empörung entwickelt, wie ’News’ bei ihren Geschichten vorgeht“, meint die Beschuldigte. Um zu zeigen, wie fahrlässig die Zeitschrift berichtet, sei sie als Pflegerin aufgetreten.

Ihre Antworten seien „mehr oder weniger“ wörtlich widergegeben worden. „Ich habe überhaupt nichts von mir aus erzählt, ich habe nur auf konkrete Fragen geantwortet.“ Sie habe „quasi ein Schauspiel vor ’News’ abgegeben“. Es tue ihr leid, dass sich die Familie Schüssel dadurch persönlich angegriffen gefühlt hat. „Sie können natürlich sagen, was sie wollen, wir leben in einer Demokratie“, meint daraufhin Krista Schüssel. „Aber warum haben sie das nicht unter ihrem richtigen Namen getan?“ Auf die Frage der Kanzlergattin wollte die 52-Jährige keine Antwort geben.

Krista Schüssel sagte aus, dass sie die Beschuldigte nie zuvor gesehen habe, auch nicht ihr Mann. „Der hat sich gerade im Wahlkampf befunden.“ Ihre Klienten – die Frau des Kanzlers ist Psychologin und Psychotherapeutin – hätten sie auf die Geschichte angesprochen. „Das war sehr unangenehm.“

Um die Pflege der Mutter habe sich hauptsächlich ihre Schwester gekümmert. Nach einem langen Spitalsaufenthalt der Mutter habe sich Heide Strasser auf Empfehlung des Krankenhauses an einen Verein gewandt. Neben einem Vereinsbeitrag seien alle 14 Tage 800 Euro an die Pflegerinnen bezahlt worden, sagte Heide Strasser. „Wir wussten nicht, dass in diesem Verein jemand ohne Arbeitserlaubnis tätig ist“, meint auch Krista Schüssel. Der Rechtsbeistand der Familie Schüssel, Manfred Ainedter, legte hierfür die Statuten des Verein vor, wo es heißt, dass sich der Verein um die Beschäftigungsbewilligung des Pflegerpersonals kümmert.

Die Verhandlung wurde wegen weiterer Zeugenladungen auf den 16. Jänner vertagt. Vier Journalisten – u.a. der Text- und der Bildredakteur des besagten Interviews – müssen vor Gericht aussagen. Eine außergerichtliche Einigung schlug im Vorfeld der Verhandlung fehl. „Wir bestehen nicht auf eine Verurteilung, aber es muss eine Entschuldigung her, eine Ehrenerklärung abgegeben und die Kosten dafür übernommen werden“, meint Ainedter. Das wurde von der Gegenpartei abgelehnt.

Seine Mandantin sei zu Unrecht in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, so der Anwalt der Beschuldigten. Sie könne nicht für Aussagen verantwortlich gemacht werden, die nicht von ihr stammen. Dafür müssten jene zur Verantwortung gezogen werden, die diese Passagen publiziert haben, so der Verteidiger.

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