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Fall Kührer: Ermittler und Ex-Freund sagen im Prozess aus

Der Angeklagte Michael K. vor Gericht
Der Angeklagte Michael K. vor Gericht ©APA
Im Prozess um den Tod der fünf Jahre lang vermissten Julia Kührer (16) aus Pulkau im Weinviertel ist am Donnerstag zwei Stunden lang der Ex-Freund der 16-Jährigen befragt worden. Außerdem kamen die Ermittler zu Wort, die am 30. Juni 2011 die sterblichen Überreste des Mädchens auf dem Grundstück des Angeklagten fanden.
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Der heute 25-jährige Ex-Freund war ab Herbst 2005 mit der 16-Jährigen zusammen gewesen. An der Suche nach ihrem Verschwinden – unmittelbar nach der Trennung – beteiligte er sich nicht. Er habe das nicht ernst genommen, weil sie schon öfter weggelaufen sei, meinte er am fünften Prozesstag leise. Am Wochenende zuvor war er mit seiner Schulklasse in Prag gewesen, wobei es zu einer SMS-Auseinandersetzung mit Julia kam, der Grund war ihre Eifersucht. Am Montagnachmittag zurück im Weinviertel machte er dann telefonisch endgültig Schluss, blieb tags darauf – am 27. Juni 2006 – darauf der Schule fern. Am Abend rief ihn Julia Kührers Mutter auf der Suche nach ihrer Tochter an.

Acht Mal war der junge Mann seit dem 27. Juni 2006 vernommen worden, teils als Zeuge, teils als Beschuldigter. Bereits vorige Woche war er geladen, wegen psychischer Probleme und einem Krankenhausaufenthalt aber nicht erschienen.

Ex-Freund hat Beziehung “sehr genossen”

Er habe die Beziehung “sehr genossen”, wurde einer seiner früheren Aussagen zitiert. Heute zeichnete er das Bild eines eher verschlossenen Mädchens mit Stimmungsschwankungen. Cannabis habe sie selbst probieren wollen – aus Neugier, harte Drogen seien kein Thema gewesen. Dazu wurde eine ältere Aussage verlesen, wonach ihm die junge Frau einmal gesagt hatte, “in drei Jahren bin ich drogensüchtig oder tot.”

Michael K. zeigte Interesse an Julia Kührer

Michael K., dessen Videothek sich zum Jugendtreffpunkt entwickelt hatte, habe ihm angeboten, auf seinem Grundstück Hanf anzubauen. Vier, fünf Mal sei er dort gewesen, drei Wochen lang habe er eine Pflanze gepflegt. Der “Schmäh” des “Wrestlers” Frauen gegenüber sei eher “tief” gewesen, meinte der Zeuge auf Richterfrage, und auch, dass K. Interesse an Julia gezeigt habe. Nach ihrem Verschwinden als Zeuge befragt, gab K. an, ihr Ex-Freund habe das Mädchen schlecht behandelt.

Verteidiger Farid Rifaat verwies darauf, dass das Handy des Zeugen am Nachmittag des 27. Juni – nachdem Julia Kührer am Hauptplatz von Pulkau zuletzt gesehen worden war – in Pulkau eingeloggt war und unmittelbar darauf in seinem Heimatort – dazwischen befinde sich Dietmannsdorf. Auf die Frage, ob der Zeuge dort gewesen sein könnte, meinte dieser: “Möglich”, vielleicht beim Heurigen, bei K. definitiv nicht.

Fall Kührer wurde 2010 neu aufgerollt

2010 hatte das Bundeskriminalamt den Fall neu aufgerollt. Nach Hinweisen auf Cannabismissbrauch sei die Drogenszene in der Region beleuchtet worden, sagte der damalige Chefermittler. Man habe zunächst nicht gewusst, wie der Fall anzulegen war: sollte man in der Drogenszene suchen, nach einer Aussteigerin oder dem Opfer eines Kapitalverbrechens, erinnerte der Zeuge an “die absurdesten” Hinweise unter Hunderten. Demnach wäre Julia Kührer u.a. in Caorle gesehen worden oder am Wiener Schwedenplatz oder befinde sich in einem von Punks besetzten Haus in einem Wiener Randbezirk. Der nun des Mordes angeklagte Michael K. sei als Besitzer der als Jugendtreff fungierenden Videothek Zeuge im damaligen Drogenverfahren gegen eine nun bereits gehörte Zeugin gewesen, betonte der Kriminalist.

Sterbliche Überreste wurden 2011 gefunden

Nach einem Hinweis auf K. fand – nach Terminvereinbarung mit diesem – am 19. Mai eine sogenannte freiwillige Nachschau in Dietmannsdorf statt. K. habe in Anwesenheit seiner damaligen Freundin bereitwillig die Türen geöffnet, sagte der Beamte. Das leer stehende Haus sei desolat und verwahrlost gewesen, der Garten dicht verwachsen, der verbarrikadierte Eingang zum Erdkeller mit Spinnweben überzogen und von Moos überwuchert. Hinein gingen die zu dritt angerückten Ermittler allerdings nicht.

Der Hinweis auf Michael K. habe dem Verschwinden des Mädchens gegolten und der Vermutung, es könnte in dem Keller versteckt sein, wunderte sich Verteidiger Farid Rifaat. Er stehe dazu, dass das – im Nachhinein gesehen – ein Fehler gewesen sein mag, es hätte aber keinen Unterschied gemacht, ob die sterblichen Überreste des Mädchens 2010 gefunden worden wären oder ein Jahr später, entgegnete der Beamte. (APA)

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