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"Fall Kührer": Chronologie der Ereignisse

Julia Kührer gilt seit Juni 2006 als vermisst.
Julia Kührer gilt seit Juni 2006 als vermisst. ©Bundeskriminalamt
In einem Keller nahe Pulkau in Niederösterreich, dem Heimatort der vermissten Julia Kührer, sind am Donnerstagabend Knochenteile gefunden worden. Die Polizei schließt nicht aus, dass es sich um die verschwundene junge Frau handeln könnte.

Im Folgenden eine Chronologie der Ereignisse seit dem Verschwinden Julia Kührers:

27. Juni 2006: Die 16-jährige Julia Kührer aus Pulkau in Niederösterreich kommt von der Schule nicht mehr nach Hause. Sie wird zuletzt beim Aussteigen aus einem Linienbus von Horn kommend auf dem Hauptplatz ihrer Heimatgemeinde gesehen. Julia ist zum Zeitpunkt ihres Verschwindens ungefähr 1,65 Meter groß und etwa 50 Kilo schwer. Das Mädchen hat eine Narbe an der Unterlippe, Muttermale im Gesicht, schwarz gefärbte schulterlange Haare und braune Augen. In der Folge gehen nur sporadisch Hinweise zu dem Fall ein.

November 2006: Trotz Suche bleibt die Jugendliche verschwunden. Ein Ermittlungsteam des Landeskriminalamtes Niederösterreich (LKA NÖ) bearbeitet den Fall.

Februar 2008: Der Wiener Anwalt Gerald Ganzger, der auch das Entführungsopfer Natascha Kampusch vertrat, wird von den Eltern beauftragt, sich des Falles anzunehmen. Die Eltern ersuchen, bisherige Hinweise noch einmal zu bewerten und den Akt durch die Polizei evaluieren zu lassen.

Juni 2009: Das LKA NÖ wendet sich an die Öffentlichkeit mit dem Ersuchen um neue Hinweise auf die fast seit drei Jahren verschwundene Julia Kührer. In den Medien tauchen immer wieder Berichte dahingehend auf, wonach das Mädchen in Wien, später im Bundesgebiet und auch im Ausland gesehen worden sein soll. Laut Ermittlern hat sich keine einzige Information bestätigt. Auch keine persönlichen Gegenstände der Vermissten seien aufgetaucht.

Jänner/Februar 2010: Nachdem die Spuren erschöpft sind und die Ermittlungen stocken, rollt das Bundeskriminalamt (BK) den Fall um die vermisste Niederösterreicherin neu auf. Vier Kernermittler der Einheit “Zielfahndung Opfer” kümmern sich ausschließlich darum. Sie arbeiten 20 Akten neu auf und führen Befragungen durch.

März 2010: Neuerlich wendet sich die Polizei an die Öffentlichkeit. Mehr als 150 Hinweise gehen beim BK binnen weniger Wochen ein. Diese reichen vom Wahrsager über Energetiker bis zu glaubwürdigen Aussagen von Zeugen.

März 2010: Ein Jugendlicher liefert einen entscheidenden neuen Hinweis: Julia Kührer soll vor ihrem Verschwinden nicht beim Aussteigen aus dem Schulbus zuletzt gesehen worden sein, sondern zu einem späteren Zeitpunkt: Um 13.30 Uhr am 27. Juni 2006 soll das Mädchen am Hauptplatz in Pulkau vis-a-vis der Post mit drei Jugendlichen gestanden sein, die aus einem silbernen Auto gestiegen waren. Um dieses Trio konzentriert sich nun die Arbeit der Ermittler.

26. April 2010: Der Bürgermeister von Pulkau veranstaltet gemeinsam mit dem BK einen Informationsabend für die Dorfjugend. Die Mauer des Schweigens soll gebrochen werden.

10. Mai 2010: Drei Verdächtige werden festgenommen. Es soll sich dem Vernehmen nach um die drei Jugendlichen handeln, mit denen Julia Kührer zuletzt gesehen worden ist. Sie stehen unter dem dringenden Verdacht, bis dato bewusst Informationen rund um das Verschwinden des Mädchens zurückgehalten zu haben.

12. Mai 2010: Alle drei Festgenommenen werden enthaftet. Die Indizien reichen laut Haftrichter in Korneuburg nicht für einen hinreichend dringenden Tatverdacht aus, um dem Trio weiter die Freiheit zu entziehen. Ihre Anwälte üben heftige Kritik an den Behörden und legen Beschwerde ein.

19. Mai 2010: Ernst Geiger, Leiter der Abteilung Ermittlungen, Allgemeine und Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt, räumt ein, dass es nach der Enthaftung der Verdächtigen für die Ermittler “Zurück an den Start” heißt. “Wir wissen bis jetzt nicht, wonach wir suchen”, räumt er vor Journalisten ein.

4. August 2010: Ein neues Foto der Abgängigen, bei dem das Institut für Anthropologie der Universität Freiburg berechnet hat, wie Julia Kührer vier Jahre nach ihrem Verschwinden aussehen könnte, bringt auch neue Hinweise. Einerseits betrifft das ihren Besuch des Donauinselfests am 24. Juni 2006, andererseits eine Moto-Cross-Veranstaltung in Schrattenthal, die sie am Abend des selben Tages besuchte. Doch auch die Einvernahmen anderer Besucher der Motorsport-Veranstaltung ergeben nichts Stichhaltiges.

11. April 2011: Das Bundeskriminalamt setzt 25.000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die Klärung des Falles beitragen. Doch auch das hilft zunächst nicht. 125 Zeugen und 247 Hinweise haben bisher keine konkrete Spur Kührers erbracht.

30. Juni 2011: In der Nähe des Wohnortes der seit Ende Juni 2006 vermissten damals 16-Jährigen werden am Abend Knochenteile gefunden. Ein Zusammenhang mit dem “Fall Kührer” wird nicht ausgeschlossen.

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