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Österreich versagt am Hochschul-Sektor

Während bei uns Parteien darum ringen, wessen Mitglieder Chefs von "Elite-Unis" werden sollen, sieht man die Österreichische Hochschul-Politik bei der OECD deutlich negativer.

Als „beinahe Schlusslicht in der Hochschulausbildung“ kritisiert die OECD Österreich anlässlich der Veröffentlichung der Studie „Bildung auf einen Blick“ (Education at a Glance) am Dienstag.

Nur noch die Türkei bilde weniger Akademiker aus als Österreich, heißt es in der Österreich-Kurzauswertung zur Studie. Im Bildungsministerium verweist man dagegen auf die Akademikerquote, die sich mit 18 Prozent seit 1995 mehr als verdoppelt habe (1995: 8,0 Prozent).

Österreich sei trotz gewisser Anstrengungen „bei der Ausbildung von Hochqualifizierten im Vergleich zu anderen OECD-Ländern weiter zurückgefallen“, heißt es seitens der OECD. So sei der Anteil von Uni- und Fachhochschulabsolventen pro Jahrgang zwischen 2000 und 2004 zwar von 16,0 auf 19,6 Prozent gestiegen. Die meisten OECD-Länder hätten aber „weit größere Fortschritte“ gemacht, so dass im OECD-Schnitt mittlerweile 34,8 Prozent eines Jahrgangs (2000: 27,5 Prozent) einen Hochschulabschluss vorweisen können.

„Nimmt man die Zahl der Studienanfänger und die finanzielle Ausstattung für höhere Bildung, dann scheint es fraglich, dass Österreich diesen Rückstand schnell ausgleichen kann“, meint die OECD. So ist die Studienanfängerquote in Österreich zwischen 2000 und 2004 nur marginal von 33 auf jetzt 37 Prozent eines Altersjahrganges gestiegen. Dagegen hat sich der OECD-Schnitt im selben Zeitraum von 44 auf 53 Prozent erhöht. “Österreich wird den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften so nicht befriedigen können“, so Studien-Autor Andreas Schleicher.

Zudem ist nach Einschätzung der OECD das Potenzial an Studenten „weitgehend ausgeschöpft, da nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Schüler in Österreich die Hochschulzulassung erwirbt“. “Österreich dürfte damit Schwierigkeiten haben, den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften zu befriedigen“, so die OECD.

Österreich reagiere „bisher nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Wissensgesellschaft“, heißt es in dem Länder-Bericht unter Hinweis auf die gesamte Finanzausstattung für das Bildungssystem. Während die meisten OECD-Länder ihre Bildungsausgaben erhöht hätten, sei in Österreich ihr Anteil in den vergangen Jahren stark zurückgegangen. So lag 2003 der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (öffentliche und private Ausgaben) in Österreich mit 5,5 Prozent deutlich unter dem OECD-Schnitt von 5,9 Prozent. 1995 hatte man sich mit 6,1 Prozent noch weit über dem OECD-Mittel (5,4) befunden, ebenso noch im Jahr 2000 mit 5,6 Prozent (OECD: 5,3).

Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V), die die Studie als „gute Rückmeldung, die man ernst nehmen muss“, bezeichnete, aber auch die Art der Datenerhebung kritisierte, meint hingegen, dass sich Österreich bei den Bildungsinvestitionen „nicht zu verstecken“ brauche. Denn in Absolutzahlen würden die jährlichen Ausgaben je Schüler und Student deutlich über dem OECD-Schnitt liegen. Dass der Anteil an den Bildungsausgaben am BIP gesunken ist, führt sie vor allem auf das starke BIP-Wachstum (plus 44 Prozent seit 1995) zurück. Dagegen seien die Bildungsausgaben seit 1995 mit plus 25 Prozent deutlich stärker gestiegen als der Bundeshaushalt mit plus 20 Prozent.

Als positiv vermerkt die OECD die Ausbildung von Doktoranden, wo Österreich mit einer Abschlussquote von 2,1 Prozent zur Spitzengruppe innerhalb der OECD (Schnitt: 1,3 Prozent) zählt. Auch bei den Abschlüssen im Sekundarbereich II wie Matura oder abgeschlossene Lehre weise Österreich mit 87 Prozent der 25- bis 34-Jährigen einen Wert auf, der nur von fünf OECD-Ländern signifikant übertroffen werde. Allerdings, so schränkt die OECD ein, seien diese Qualifikationen mittlerweile auch international weitgehend zur Norm geworden. Weil die Aussichten für gering Qualifizierte auf dem Arbeitsmarkt deutlich schlechter geworden seien, sollten in Österreich mehr Weiterbildungsangebote für diese Gruppe geschaffen werden, rät Schleicher.

Für die SPÖ widerlegen die Ergebnisse der OECD-Studie „eindeutig die Lobhudelei von Bildungsministerin Gehrer“. Es komme klar heraus, dass „dieser Regierung die Bildung nichts Wert ist“, erklärte SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser. Nach Ansicht der Grünen und die Österreichische Hochschülerschaft stellt die OECD-Studie ein „vernichtendes Zeugnis“ für Bildungsministerin Gehrer aus.

Die Österreichische Rektorenkonferenz (ÖRK) sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt. „Für uns steht die Zunahme der Absolventenzahl und damit einhergehend nach wie vor eine Verbesserung der Studienbedingungen im Vordergrund der bildungspolitischen Forderungen“, so ÖRK-Chef Christoph Badelt, der mit einer Senkung der Drop-out-Raten an den Unis die Akademiker-Quote in Österreich heben möchte.

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