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Energiepreise in Österreich sind zu hoch: Zu wenig Wettbewerb

Die Österreicher zahlen zu viel für Strom und Gas.
Die Österreicher zahlen zu viel für Strom und Gas. ©APA/Sujet
Die Preise für Strom und Gas waren 2012 weiter auf einem Rekordniveau. Unter den hohen Energiekosten ächzen aber hauptsächlich Haushalte, denn Industriekunden zahlen für Strom und Gas zum Teil sogar weniger als die Energieversorger selbst im Einkauf. Das müssen die Privatkunden kompensieren - beim Gas macht der Energieregulator E-Control hier eine Lücke von 80 Mio. Euro aus.
Mit Anbieterwechsel Geld sparen

Und beim Strom klafft nach wie vor eine riesige Lücke zwischen Großhandels- und Endkundenpreis, da die Versorger Senkungen nicht in ausreichendem Maße weitergeben. Das liegt zum Gutteil am mangelnden Wettbewerb in Österreich, aber auch daran, dass die Österreicher äußerst faul sind, was den Anbieterwechsel betrifft, so Vorstand Walter Boltz.

Nur 1,1 Prozent aller Stromendkunden haben 2012 ihren Anbieter gewechselt, das ist der niedrigste Wert seit sieben Jahren, so E-Control-Vorstand Martin Graf. Seit der Liberalisierung des Strommarktes 2001 haben sich insgesamt 504.000 Haushalte einen neuen Stromanbieter gesucht, das sind kumuliert nur 12,4 Prozent.

Strom: Österreicher wechseln nicht Anbieter

Im Vergleich mit anderen Ländern steht Österreich hier schlecht da. In Deutschland liegen die jährlichen Wechselraten bei knapp 10 Prozent und in Frankreich, wo die EdF ein Quasi-Monopol hat, bei 3,9 Prozent. Dabei könnte sich ein österreichischer Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) laut Strompreismonitor momentan bis zu 140 Euro im Jahr sparen (Neukundenrabatte miteingerechnet).

Beim Gas gab es im Vorjahr, wohl auch dank der neuen deutschen Anbieter Goldgas und Montana, ein bisschen Bewegung. Erstmals stieg die Wechselrate über 1 Prozent, und zwar auf 1,7 nach 0,9 Prozent bei Haushalten, Gewerbe und Industrie. Seit der Marktliberalisierung im Jahr 2003 haben zusammengerechnet nur 8 Prozent oder 102.000 Haushalte ihren Gasanbieter gewechselt.

E-Control: Hohe Preise nicht gerechtfertigt

Die Wechselfaulheit im Energiebereich trägt natürlich nicht gerade zu einer Belebung des Wettbewerbs bei. Die E-Control moniert seit Jahren, dass sich die Versorger ein “Körberlgeld” einstreifen. Tatsache sei, dass die Großhandelspreise für Strom seit 2008 im Jahresschnitt um mehr als 25 Prozent gesunken seien, die Preissenkungen aber de facto nicht an die Haushalte weitergegeben worden seien. “Das darf nicht sein”, so Boltz. Auch beim Gas gehe die Schere auf, “aber nicht ganz so krass.”

Die E-Control vermutet, dass die hohen Strompreise für Endkunden nicht gerechtfertigt sind, ist den Anbietern bisher aber noch nicht auf die Schliche gekommen, weil sie der Behörde beharrlich den Einblick in die Bücher verweigert haben. Die Sache ging bis zum Höchstgericht, im Dezember hat der Verfassungsgerichtshof (VfGH) entschieden, dass die Behörde sehr wohl Einsicht in die Beschaffungsstrategien der Versorger nehmen darf. “Die erste Hürde ist geschafft”, so Graf . Jetzt ist noch ein Entscheid des Verwaltungsgerichtshofs (VwGH) ausständig, hierbei gehe es aber nur mehr um die Tiefe der Daten.

Boltz hofft, dass der VwGH bis zum Sommer oder Herbst entscheidet.

Besserung bei den Gaspreisen

Für den Gasbereich ist laut Boltz aber Besserung in Sicht. Das neue Gasmarktmodell erleichtere neuen Anbietern den Markteintritt in Österreich. Für die nächsten ein, zwei Jahre hofft die E-Control auf ein Sinken der Gaspreise um 10 bis 15 Prozent. Seit Mitte Jänner seien die Gaspreise am virtuellen Handelspunkt (CEGH) sogar niedriger als der Spotpreis am deutschen Handelspunkt NCG.

Bei den Erdgas-Importpreisen sei hingegen heuer wegen der Ölpreisentwicklung mit einer Steigerung zu rechnen.

(APA)

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