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Einer der trübsten Winter seit Messbeginn

Der Winter 2012/13 war laut ZAMG der trübste seit 110 Jahren.
Der Winter 2012/13 war laut ZAMG der trübste seit 110 Jahren. ©VOL.AT/Philipp Steurer
Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zieht eine erste Bilanz des Winters 2012/13.

Sehr ungewöhnlich waren in diesem Winter die wenigen Sonnenstunden, sagt Alexander Orlik, Klimatologe der ZAMG: „Es war einer der trübsten Winter der letzten 130 Jahre. Österreichweit gab es 37 Prozent weniger Sonnenschein als im vieljährigen Mittel. Noch trüber war nur der Winter 1903/04 mit einem Sonnenschein-Minus von 48 Prozent.“
Im Großteil von Österreich hat es in diesem Winter ungewöhnlich viel geschneit. In Wien gab es doppelt so viel Neuschnee wie im vieljährigen Mittel, in Bregenz sogar vier Mal so viel. Bregenz erreicht am 9. Februar mit 70 Zentimeter die höchste Schneehöhe seit Beginn der Messungen 1936.

Die Temperatur lag über den gesamten Winter gesehen ziemlich genau im Bereich des Mittelwertes der letzten 30 Jahre. Markant war das Weihnachtstauwetter, das auch die höchste Temperatur dieses Winters brachte: 18,3 °C am 25. Dezember 2012 in Feldkirch (V). Ausgeprägte Kältewellen gab es nicht. Die tiefste Temperatur an einem bewohnten Ort registrierte die ZAMG am 10. Februar in Tannheim (T, 1100 m) mit minus 23,7 °C.

Der meteorologische Winter 2012/2013 im Detail

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zieht eine erste Winterbilanz. In der Klimatologie besteht der Winter aus statistischen Gründen aus den Monaten Dezember, Jänner, Februar.

Temperatur: im Bereich des klimatologischen Mittelwertes

Über den gesamten meteorologischen Winter war das österreichweite Temperaturmittel mit einer Abweichung von minus 0,1 °C sehr nah am klimatologischen Mittel 1981-2010. Vorarlberg und Nordtirol waren mit einer Abweichung zum vieljährigen Mittel von minus 0,8 bzw. minus 0,5 °C bei den relativ kühlsten Regionen in diesem Winter. Nur auf den Bergen war es im Vergleich zum Mittel noch kälter, mit einer Abweichung zum Mittel von minus 1,6 °C.

Ischgl (T) ist mit einer Abweichung von minus 2,4 °C der relativ kälteste Ort in diesem Winter. Die Mitteltemperatur betrug in Ischgl in diesem Winter minus 8 °C. Die relativ wärmsten Orte finden sich entlang der Grenze von Oberösterreich zu Niederösterreich, sowie in der Obersteiermark, in der südlichen Steiermark und im Südburgenland. In diesen Regionen war es um 0,5 bis 1 °C wärmer als im Mittel. Der relativ wärmste Ort des Landes im Winter 2012/13 war Kleinzicken (B) mit einer Abweichung von plus 1,0 °C. Das absolute Wintermittel betrug hier 0,0 °C.

Die höchsten Temperaturen registrierte die ZAMG in diesem Winter zu Weihnachten : Am 25. Dezember 2012 stieg die Temperatur in Feldkirch (V) auf 18,3 °C. Am 24.Dezember wurden in Brand (V) 18,2 °C gemessen. Eine zweite Warmwetterphase stellte sich Anfang Jänner südlich des Alpenhauptkammes ein, mit 15,9 °C in Lienz (T) am 6. Jänner. Der dritte Warmluftvorstoß brachte Ende Jänner 2013 vor allem im nördlichen Alpenvorland und im Osten Österreichs ungewöhnliche Temperaturen, mit 16,3 °C in Micheldorf (OÖ) und Gumpoldskirchen (NÖ).

Ausgeprägte Kältewellen gab es in diesem Winter nicht. In der ersten Dezemberhälfte wurde es im Westen und Süden vorübergehend sehr kalt. Am 13. Dezember sank die Temperatur in Klagenfurt (K) auf minus 16,7 °C. Die tiefste Temperatur an einem bewohnten Ort wurde am 10. Februar in Tannheim (1100 m, T) mit minus 23,7 °C registriert.

Sonne: zweitniedrigster Wert seit 1884

Dieser Winter geht als einer der sonnenärmsten in die Messgeschichte der ZAMG ein. So wie in den Wintern 1946/47 und 1950/51 schien die Sonne in Österreich um 37 Prozent kürzer als im Vergleich zum Mittelwert 1981-2010. Nur der Winter 1903/04 war mit einem Defizit von 48 Prozent noch trüber. Besonders der Jänner und der Februar 2013 waren extrem arm an Sonnenschein. Im Norden Österreichs (Salzburg-Eisenstadt nordwärts) war die Sonnenscheindauer im Jänner mit minus 55 Prozent die zweitniedrigste der Messgeschichte und im Februar mit minus 62 Prozent die niedrigste der Messgeschichte. Messbeginn ist jeweils im Jahr 1884.

In Oberndorf an der Melk (NÖ) erreichte die Sonnenscheindauer mit insgesamt 68 Stunden nur 43 Prozent des vieljährigen Mittels und damit das größte Sonnenschein-Minus in diesem Winter. Die absolut kürzeste Sonnenscheindauer wurde mit 40 Stunden in Langen am Arlberg (V) verzeichnet. Insgesamt 370 Stunden zeigte sich die Sonne auf der Villacher Alpe und damit am absolut längsten in ganz Österreich. Dies entspricht aber immer noch einem Defizit von 20 Prozent zum Mittel 1981-2010.

Niederschlag: verbreitet feucht, im Osten teils Rekorde

Österreichweit brachte der Winter 2012/13 um rund 35 Prozent mehr Niederschlag als im Mittel 1981-2010. Dem Mittelwert entsprechende bzw. leicht unterdurchschnittliche Niederschlagssummen gab es nur im Mühlviertel, am Arlberg, in Osttirol und in Oberkärnten. Überall sonst erreichten die Niederschlagsmengen in diesem Winter 15 bis 110 Prozent mehr als im Mittel. Zweimal so viel Niederschlag wie im Mittel gab es in Bregenz (V), Weyer (OÖ), Weitra (NÖ), Langenlois (NÖ), Reichenau/Rax (NÖ) und in Andau (B). Im Vergleich zum Mittel 1981-2010 war Niederösterreich mit einer Abweichung von 60 Prozent das niederschlagsreichste Bundesland. In Reichenau an der Rax erreichte die Niederschlagssumme von Dezember 2012 bis Februar 2013 insgesamt 330 mm, so viel wie in noch keinem anderen Winter. Die Messungen werden von der ZAMG in Reichenau mit Unterbrechungen seit 1865 durchgeführt.

Schnee: im Westen, Osten und Süden stellenweise Rekorde

In nahezu allen Landesteilen war es ein ausgesprochen schneereicher Winter. Von Bregenz bis Eisenstadt war die Summe der täglichen Neuschneehöhe über dem Mittel 1981-2010. Am deutlichsten in Bregenz. In Summe fielen in Bregenz vom 1. Dezember bis zum 25. Februar 263 cm Neuschnee. Das entspricht der vierfachen Menge des Mittelwertes. Die maximale Schneehöhe wurde in Bregenz am 9. Februar 2013 erreicht, mit 70 Zentimeter. Das ist die größte Schneehöhe, die in Bregenz seit Beginn der Schneeaufzeichnungen der ZAMG im Jahr 1936 gemessen wurde. Mit den großen Schneemengen begann es in Bregenz schon im Dezember: Bereits am 12. Dezember wurde in Bregenz mit einer Gesamtschneehöhe von 58 cm der Dezemberrekord gebrochen.

In Eisenstadt fiel mit 103 cm dreimal mehr Neuschnee als im Mittel und in Wien war die Neuschneemenge mit 100 cm in diesem Winter doppelt so hoch wie im Mittel 1981-2010. In Salzburg waren die Neuschneeverhältnisse mit einem Plus von 10 Prozent in etwa im Bereich des vieljährigen Mittels. Die maximale Gesamtschneehöhe von 31 cm in Eisenstadt und 30 cm in Wien war zwar überdurchschnittlich aber im Bereich der statistischen Schwankungsbreite.

Auch in Kärnten und in der Südsteiermark schneite es ungewöhnlich viel. In Klagenfurt summierte sich mit 133 Zentimeter zweieinhalb Mal mehr Neuschnee als im Mittel. In Villach (K) erreichte die Gesamtschneehöhe mit 69 cm einen der höchsten Werte seit Beginn der Messungen im Jahr 1930. Bad Radkersburg (ST) erreichte einen neuen Rekord der Neuschnee-Summe mit 203 Zentimeter und hat damit den alten Rekord aus dem Winter 1985/86 um ein Zentimeter übertroffen (Messungen in Bad Radkersburg seit 1972).

(ZAMG)

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