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David OReilly bei den Vienna Independent Shorts

Heuer war OReilly als Stargast beim Kurzfilmfestival dabei.
Heuer war OReilly als Stargast beim Kurzfilmfestival dabei. ©DOR
Animationskünstler David OReilly ist nicht zum ersten Mal beim Kurzfilmfestival Vienna Independent Shorts (VIS) vertreten. Heuer ist er jedoch als Stargast dabei.
Filme des Wettbewerbs
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David OReilly ist Gott. Der 27-jährige Ire mit der schnittigen Frisur ist Schöpfer des Animationsfilms “The External World”, einem unglaublichen Universum an Geschichten und Charakteren, in dessen 17 Minuten mehr an ästhetischem Witz und philosophischem Tiefgang steckt als bei anderen Künstlern in ihrem ganzen Lebenswerk. 2011 gewann “The External World” beim Kurzfilmfestival “Vienna Independent Shorts” (VIS) im internationalen Wettbewerb Animation Avantgarde den Jury- und den Publikumspreis, zwei von über 40 Festivalpreisen weltweit. Heuer ist OReilly Stargast des Kurzfilmfestivals.

Querschnitt durch Werke von David OReilly

Er habe OReilly 2010 beim Filmfestival in Venedig kennengelernt, schilderte Filmmuseums-Leiter Alexander Horwath am Mittwoch eingangs eines rund einstündigen Querschnitts durch das bisherige Schaffen des jungen Animationskünstlers – einer der wenigen Momente, in denen jemand wie er, über das internationale Filmschaffen nicht eben uninformiert, völlig überrascht wurde durch das reife und elaborierte Werk eines Filmemachers, von dem er nie zuvor gehört habe. Die Expertise holen VIS und Filmmuseum nun gemeinsam gründlich nach.

Animationskünstler in Wien

Der Streifzug reichte vom einminütigen “Ident”, einer ironischen, minimalistischen, spielerischen Auseinandersetzung mit einem Icon, bis zu einem Ausschnitt aus seinem jüngsten, 72-minütigen Experiment mit Animationssoftware (“The Agency”). Dabei wird eine Büroszene zwischen zwei vom Computer geschaffenen Figuren, einem Chef und seinem Angestellten, mit dadaistisch wirkenden Dialogen unterlegt. OReilly entschuldigte sich gleich darauf: “Ich wollte beweisen, dass es möglich ist, einen abendfüllenden Animationsfilm innerhalb von nur einer Woche herzustellen. Es geht. Nur was herauskommt, ist Scheiße!”

Ein “Schöpfer eigenständiger Dinge”

Und doch war “The Agency” nicht nur ein Beweis für die schier unendliche Bandbreite an Animationstechniken, sondern auch für die Neugier und Radikalität, mit der OReilly in wenigen Jahren sein Werk vorangetrieben hat. Wer die mit der Ästhetik von Kinderzeichnungen spielenden “Octocat Adventures” sieht, die düstere Schwarz-Weiß-Traumwelt von “??????”, das melancholische Katz-und Maus-Spiel “Please Say Something” oder die grellbunten, einfachste Videospiel-Techniken verwendenden Abenteuer von “RGB XYZ” (OReilly: “Je einfacher die verwendete Technik ist, desto leichter ist es, sie zu verändern.”) – der wird nicht nur mit Blut- und Tränenströmen konfrontiert, mit Tonspuren, die von verfremdeten Stimmen über Film- und Opernmusik reichen, sondern auch mit vielfachen Verweisen auf unterschiedlichste Facetten unserer Kultur. Er verstehe sich allerdings als Schöpfer eigenständiger Dinge, nicht als simpler Remixer popkultureller Facetten, betonte OReilly mit Nachdruck: “Nimm’ zwei, drei Dinge aus der Pop-Kultur, sample sie und Du wirst damit sicher Erfolg haben. Das ist mir zu einfach.”

 Kann man von künstlerischer Arbeit leben?

Ob er von Animationsarbeit leben könne, wurde OReilly gefragt. Das ginge durchaus, versicherte der Shooting Star, der sich im Publikumsgespräch mit reichlich Understatement präsentierte – solange man sich nicht als freier Filmkünstler verstehe und einfach auf Fördergelder warte. Er selbst habe keinerlei Probleme, seine Fertigkeiten auch bei kommerziellen Aufträgen und Projekten einzusetzen. (APA)

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