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Burnout - Wie belastet sind Wiens Polizisten?

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Dramatische Ergebnisse einer Burnout-Studie bei der Salzburger Polizei lassen auch bei der Personalvertretung der Wiener Polizei die Alarmglocken läuten. Harald Segall, Vorsitzender der Personalvertretung: "Bei der Wiener Polizei dürfte die Situation noch viel schlimmer sein."
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Bereits im Vorjahr wurde eine Belastungsstudie durchgeführt. Die Ergebnisse würden vom Landespolizeikommandanten Karl Mahrer unter Verschluss gehalten, so die Gewerkschaft in einer Aussendung. Segall: “Ich verstehe die Geheimnistuerei nicht. Die Ergebnisse müssen sofort auf den Tisch gelegt werden.”

Die Salzburger Burnout-Studie, die von der Polizeigewerkschaft in Auftrag gegeben worden war, wurde im Zeitraum von Mai bis Juni durchgeführt. Ergebnis: 23 Prozent der Salzburger Polizisten sind Burnout gefährdet. Im Gegensatz zu anderen Berufen sei bei Salzburger Exekutivbeamten das Risiko, an dieser psychosomatischen Krankheit zu erkranken, überdurchschnittlich hoch, erklärte Motivforscherin Sophie Karmasin. Der durchschnittliche Anteil an Burnout gefährdeten Personen liege hingegen bei 19 Prozent. Als besonders Burnout gefährdet bezeichnete sie über 40-jährige Polizisten, die bereits mehr als 20 Jahre im Dienst beziehungsweise in einer nicht leitenden Position sind.

Fast 90 Prozent der gefährdeten Salzburger Polizisten fühlen sich am Ende des Tages verbraucht. Jeder fünfte Betroffene geht mit mehr als 20 Tagen auch länger in den Krankenstand. “Viele wollen diese Krankheit nicht preisgeben und melden sich mit anderen Symptomen”, erklärte Hermann Greylinger, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft Österreich.

Seit fast drei Jahren forderten die Gewerkschafter eine Burnout-Studie für das Bundesland Salzburg. Doch dann kam ein negativer Bescheid aus dem Innenministerium, hieß es. “Endlich liegt die Wahrheit auf dem Tisch. Jetzt wissen wir, warum Innenministerin Maria Fekter (V) uns verbieten wollte, eine Studie selbst in die Wege zu leiten”, sagte Greylinger. Die Online-Befragung an 1.400 Salzburger Polizisten – 577 Fragebögen wurden anonym zurückgeschickt – könne zwar österreichweit nicht eins zu eins umgelegt werden. “Den Polizisten in den anderen Bundesländern geht es auch nicht besser. Die Alarmglocken schrillen mehr als je zuvor.”

Die Studie wurde nach dem “Maslach Burnout Inventory” (MBI) evaluiert, “das bis heute gängigste Messinstrument zur Erfassung dieser Krankheit”, erläuterte Karmasin. Als Burnout gefährdet werden alle Personen eingestuft, die in hohem Ausmaß erschöpft und zynisch sind – laut Karmasin zeigt hier schon jeder zweite Polizist eine hohe Ausprägung -, ihre berufliche Leistungsfähigkeit aber gering ist.

Zu den wesentlichsten Faktoren für Burnout zählen die unterschiedlichen Anliegen, mit denen sich die Polizisten konfrontiert sehen, weiters das Einschreiten bei Problemen, um für Ruhe zu sorgen, sowie die vielen unvorhergesehen Situationen und die hohe Verantwortung.

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