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Brutaler Raubüberfall auf Ehepaar: Angeklagter zeigt sich teilgeständig

Der Angeklagte zeigte sich beim Prozess teilgeständig.
Der Angeklagte zeigte sich beim Prozess teilgeständig. ©APA (Sujet)
Am Montag hat am Landesgericht Wiener Neustadt der Prozess um einen brutalen Raubüberfall auf ein Ehepaar in Breitenfurt (Bezirk Mödling) im März 2012 begonnen. Der Angeklagte bekannte sich teilschuldig, seine Komplizen sind flüchtig.
Verdächtiger wurde festgenommen

Die Opfer waren bei dem brutalen Raubüberfall  in ihrem Haus geknebelt und gefesselt worden. Der 33-Jährige Angeklagte gestand seine Schuld teilweise, er wollte aber zuvor weder von dem Einbruchsplan noch von Waffengewalt gewusst haben.

Angeklagter nach erneutem Einbruch festgenommen

Ausgeforscht wurde der rumänisch-moldawische Doppelstaatsbürger nach einem Einbruchsversuch Anfang Dezember 2013 in Klosterneuburg. Dabei nahm ihn ein WEGA-Beamter in seiner Freizeit fest. Weil der 33-Jährige mit einem Holzstock auf den Polizisten losgegangen sein soll, war neben Raub und Einbruchsdiebstahl auch Widerstand gegen die Staatsgewalt angeklagt. Verteidiger Leonhard Kregcjk betonte, sein Mandant habe von einer Waffe nichts gewusst und bekenne sich zur Attacke auf den Beamten nicht schuldig.

Besonders brutales Vorgehen bei Raubüberfall

“Wenn ich von einer Waffe gewusst hätte, wäre ich nicht mitgegangen”, beteuerte der Beschuldigte. Wie Staatsanwältin Karina Fehringer ausführte, hatten die drei Verdächtigen die Gegebenheiten ausgekundschaftet, ehe sie am späten Abend des 16. März 2012 durch ein Kellerfenster in die gedämpft erleuchtete Villa einstiegen. Die 64-jährige, die vor dem Fernseher geschlafen hatte, wurde im Erdgeschoß gefesselt und geknebelt, ebenso erging es ihrem Mann im Schlafzimmer.

Der 33-Jährige habe nicht verstanden, was die geknebelte Dame geschrien habe, aber dann gemerkt, dass es ihr schlecht ging, und das Klebeband von ihrem Mund gezogen, um ihr Wasser zu geben. Er sollte im Erdgeschoß nach Geld und Wertgegenständen suchen, habe aber nichts gefunden – die Halskette und Uhr des Opfers hatte bereits einer der anderen an sich genommen. Was im Obergeschoß vor sich ging, wollte der Angeklagte nicht mitbekommen haben.

Komplizen sind weiter flüchtig

Der 65-jährige Mann, der sich im Obergeschoß aufhielt, hatte am selben Tag eine Kiefer-OP gehabt, durch die brutale Behandlung habe sich die Wunde geöffnet und er drohte zu ersticken, so die Anklägerin. Er sei dann mit Warnschüssen genötigt worden, den Tresor zu öffnen. Der Angeklagte, der währenddessen beim weiblichen Opfer gewartet hatte, verlor auf der Flucht seinen Nylonstrumpf, den er über den Kopf gezogen hatte. Daher wurden DNA-Spuren gefunden, die dann nach der Festnahme eineinhalb Jahre später verglichen werden konnten.

Als sein Bekannter die Treppe wieder herunterkam, läutete das Telefon, eine Sirene ging an – und sie liefen davon. Erst auf der Flucht aus Breitenfurt – zu Fuß durch die Wälder nach Wien zurück – habe er erfahren, dass sich im Schlafzimmer ein Mann befunden hatte.

Mit 200 Euro habe er tags darauf Wien verlassen – “ein magerer Lohn bei einer Beute von knapp 70.000 Euro”, meinte die Richterin. Nach Moldawien seien ihm später noch 4.500 Euro geschickt worden, antwortete der 33-Jährige. Gertraud Eppich hielt ihm mehrmals unterschiedliche Aussagen im Vergleich zu seinen Einvernahmen bei der Polizei vor.

Angeklagter wollte eigentlich nach Deutschland

Der Angeklagte, von Beruf Kraftfahrer, schilderte unter Schluchzen, dass er eigentlich Arbeit in Deutschland hätte suchen wollen – er habe Geld für eine Augenoperation einer seiner Töchter (neun und sechs) gebraucht. Nur eine Nacht habe er in Wien bleiben wollen: “Dann passierte, was passiert ist”, übersetzte der Dolmetscher.

Nach seiner Ankunft mit dem Bus aus Moldawien rief der 33-Jährige demnach einen Bekannten an, der ihn zu einer Wohnadresse beorderte, wo sich mehrere Menschen aufhielten. Dann hätten ihn zwei Männer aufgefordert, mit ihnen etwas stehlen zu gehen – per Straßenbahn und Bus gelangte das Trio nach Breitenfurt, wo sich seine Begleiter – quer durch diverse Gärten hindurch – Häuser “anschauten”. “Haben Sie nicht nachgefragt, was konkret passieren sollte?” wollte Richterin Gertraud Eppich wissen. “Nein”, war die Antwort.

Zweiter Prozesstag Anfang Mai

Bei dem Prozess sagten die durch den Einbruch Geschädigten ebenso aus wie ein Wiener, der im November 2011 Opfer eines Einbruchs geworden war. Er hatte bei der Heimkehr vom Einkaufen in seinem Wohnzimmer zwei Täter mit Taschenlampen und Mützen auf dem Kopf überrascht, die daraufhin flüchteten.In dem Verfahren ist für 7. Mai ein zweiter Verhandlungstag angesetzt, an dem unter anderem das überfallene Ehepaar gehört werden soll.

(APA/Red)

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