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Nach vier Monaten Rettungsgasse: Ab jetzt ist mit Strafen zu rechnen

So sieht eine funktionierende Rettungsgasse aus - klappt das nicht, drohen Strafen
So sieht eine funktionierende Rettungsgasse aus - klappt das nicht, drohen Strafen ©dpa/Matthias Schrader
Seit Jahreswechsel ist sie auf allen Autobahnen und Schnellstraßen bereits Pflicht: Die Bildung einer Rettungsgasse, um Einsatzfahrzeugen bei Stauungen die Durchfahrt zum Unfallort ermöglichen. Da dies jedoch nach wie vor nicht immer einwandfrei klappt, soll Fehlverhalten nun mit weniger Nachsicht angezeigt und bestraft werden.
Das Prinzip der Rettungsgasse
Probleme mit der Bildung
So bildet man die Rettungsgasse

Seit über vier Monaten muss im Fall der Fälle die Rettungsgasse gebildet werden – Fahrzeuglenker sollten im Fall der Fälle nach rechts oder links ausweichen und eine Fahrspur freihalten, damit Einsatzfahrzeuge durchkommen. Die Bilanz ist jedoch leider noch nicht ganz zufriedenstellend – immer noch verhalten sich viele Verkehrsteilnehmer in dieser Situation falsch.

“Mittlerweile müsste Intention angekommen sein”

Je mehr Fahrspuren, umso weniger funktioniert die Bildung der Rettungsgasse auf Autobahnen und Schnellstraßen – daran hat sich auch Monate nach ihrer Einführung wenig geändert. “Am Anfang ist Aufklärung im Vordergrund gestanden. Mittlerweile müsste die Intention angekommen sein”, sagte Oberst Ferdinand Zuser, Leiter der Landesverkehrsabteilung Niederösterreich. “Jetzt muss mit Beanstandungen gerechnet werden.”

Eine bundesweite Anordnung, dass gestraft werden muss, gibt es aber nicht, wie Innenministeriums-Sprecher Karl-Heinz Grundböck betonte. Die häufigsten Vergehen der Fahrzeuglenker: Keinen Platz machen und nachträglich in die gebildete Rettungsgasse einfahren. “Autofahrer können der Versuchung einer freien Fahrspur nur schwer widerstehen”, meinte der Leiter der Landesverkehrsabteilung.

Rettungsgasse bei mehreren Spuren schwieriger

“Im zweispurigen Bereich ist es relativ einfach, mit Zunahme der Fahrstreifen wird es komplexer”, sagte Zuser. Hauptsächlich in Niederösterreich und rund um Wien gibt es Autobahnabschnitte mit bis zu vier Fahrspuren. In diesen Bereichen gibt es auch die meisten Probleme. Einige Dutzend Anzeigen hat es dort seit Jahresbeginn wegen Missachtung der Rettungsgasse gegeben.

Die Überwachung des neuen Gesetzes ist für die Polizei aber nicht ganz einfach. Wenn ein Unfall passiert, sind die Kräfte an den Einsatz gebunden und haben nicht Zeit, sich um die Einhaltung der Rettungsgasse zu kümmern, meinte Zuser. In Niederösterreich werden daher bei Unfällen auf der Autobahn zusätzlich Streifen gerufen – sofern diese verfügbar sind – “die schauen, ob es funktioniert”. Wenn nicht, werden die Lenker angezeigt. “Das geht aber nur punktuell und anlassbezogen.”

Trotz anfänglicher Kritik steht der Verkehrspolizist dem Projekt positiv gegenüber. “Die Rettungsgasse funktioniert in Anbetracht der kurzen Zeit doch ganz gut”, so Zuser. “Alkoholisiert ein Fahrzeug zu lenken ist in der Straßenverkehrsordnung seit 1960 verboten, dennoch werden immer wieder Alkolenker erwischt”, versuchte er ein wenig Nachsicht mit den Autofahrern walten zu lassen. Schwarze Schafe gebe es immer.

Umfrage: 80% meinen, Rettungsgasse funktioniert nicht

Acht von zehn Österreichern (83 Prozent) sind der Meinung, dass die seit 1. Jänner 2012 geltende Regelung schlecht funktioniert. Fast alle Befragten (93,4 Prozent) glauben, dass sie ohne rigorose Bestrafung bei Missachtung nicht funktionieren wird. In falscher Sicherheit wiegt sich dennoch die große Mehrheit von 71,3 Prozent, die meint, dass es noch eine Schonfrist vor Bestrafung durch die Polizei gibt.

Das Meinungsforschungsinstitut Oekonsult hat aktuell 1.313 Österreicher zwischen 17 und 72 Jahren befragt.Trotz aller Kritik stehen 74,4 Prozent der Österreicher der Idee der Rettungsgasse positiv gegenüber. Noch mehr (77 Prozent) sagen, dass sie grundsätzlich ein Unterstützer und Befürworter sind und auf Besserung hoffen.

Saftige Strafen von über 700 Euro fallen bereits an

Für das “Nichtbilden” der Rettungsgasse droht eine saftige Strafe von bis zu 726 Euro, wer Einsatzfahrzeuge behindert, muss mit bis zu 2.180 Euro rechnen. Dennoch fühlen sich Österreichs Autofahrer davor sicher: Fast ein Drittel (31,76 Prozent) der Befragten meinte, dass bis nach Pfingsten eine Schonfrist vor Bestrafung gilt. Rund 26 Prozent glauben, dass dies noch bis zum Beginn der Sommerferien der Fall ist und fast 14 Prozent denken, dass sie sogar bis Jahresende ungestraft davonkommen. Jeder achte Umfrageteilnehmer gab hingegen an, jemanden zu kennen, der bereits gestraft wurde, weil er die Regelung missachtet hat.

Die Rettungsgasse ist in der Bevölkerung bekannt: Nahezu allen Befragten (96,3 Prozent) ist der Begriff geläufig. Drei von vier Probanden waren davon überzeugt, einem Unkundigen erklären zu können, wie das Prinzip der Rettungsgasse zu verstehen ist und wie man diese bildet. Als die Befragten den Wahrheitsbeweis antreten mussten, zeigte sich aber, dass jeder fünfte von ihnen die Sachkenntnisse lediglich vorgegeben hatte. Immerhin jeder Zweite war ausreichend gut informiert.

Irrglaube: Motorradfahrer sind NICHT ausgenommen

Falsch ist die Meinung von immerhin der Hälfte der Umfrageteilnehmer, dass Motorradfahrer von der Bildung einer Rettungsgasse ausgenommen sind. Irrtümlicherweise glauben sieben von zehn Autofahrern, dass der Pannenstreifen beim Bilden einer Rettungsgasse nicht befahren werden darf. Rund sieben Prozent meinen, dass Autobusse die freie Fahrspur, die Rettungsfahrzeugen, der Feuerwehr, der Polizei und Pannendiensten vorbehalten ist, befahren dürfen. Immerhin 4,3 Prozent denken, dass auch für Taxis freie Fahrt gilt, und weitere sieben Prozent nehmen an, dass Dienstfahrzeuge (z.B. der Regierung) von der Bildung der Rettungsgasse ausgenommen sind.

92,3 Prozent der Befragten haben den Eindruck, dass ausländische Kfz-Lenker über das seit Anfang des Jahres geltende Gesetz nicht gut Bescheid wissen. Die Umfrageteilnehmer gaben dem “Projekt Rettungsgasse” für den bisherigen Verlauf die Schulnote 3,7.

Bleibt zu hoffen, dass damit alle Gerüchte zum Thema Rettungsgasse ausgeräumt sind und nun Klarheit darüber herrscht, wie sie zu bilden ist – schließlich kann Menschenleben davon abhängen.

So bildet man die Rettungsgasse

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(apa/red)
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