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Bettler in Salzburg: Erzbischof Franz Lackner gegen Ausgrenzung

Die Schlafplätze der Bettler unter der Staats- und Lehenerbrücke werden von der Stadt Salzburg geräumt.
Die Schlafplätze der Bettler unter der Staats- und Lehenerbrücke werden von der Stadt Salzburg geräumt. ©FMT-Pictures
Zu den heftigen Debatten um die stetig steigende Zahl der Bettler in der Stadt Salzburg und der angekündigten Räumung der Bettler-Schlafplätze unter den Brücken hat sich am Freitag nun auch Salzburgs Erzbischof Franz Lackner erstmals öffentlich geäußert. Lackner spricht sich entschieden dagegen aus, Bettler aus Teilen der Stadt Salzburg auszusperren.
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Eine Ausschließung von Bettlern könne “ganz klar kein Weg” sein, sagte Lackner in einem Interview mit den “Salzburger Nachrichten” zum Karfreitag: “Wir reichen Länder in Europa leben auch von der Armut der anderen. Wir können uns nicht abwenden und sagen, diese Menschen sollen dort bleiben.”

Das Thema könne nicht einfach mit Geboten und Verboten geregelt werden, so Lackner weiter. “Wir müssen uns bewusst machen, dass wir selbst als Gesellschaft unsere Armen produzieren.” Dies gelte für die Armut in Salzburg und in Österreich genauso wie “im Größeren für Europa”. Nach dem Vorbild des Generationenvertrags müsste es auch “einen Nationalitätenvertrag, eine Nationalitätengerechtigkeit” geben, sagte der Erzbischof.

„Mit kleinen Gesten Bettlern helfen”

Er selbst versuche Bettlern mit kleinen Gesten zu helfen und habe “immer Münzen in der Rocktasche”, so Lackner. Darüber hinaus müsse man auch in der Salzburger Erzdiözese nachdenken “was wir den Armen geben”. Die Sorge um arme Menschen könne man in der Kirche nicht einfach der Caritas überlassen, sondern sei eine Gesamtverantwortung, betonte der Erzbischof. “Das ist ein kirchliches Prinzip wie der Glaube, da kann ich auch nicht sagen, diese oder jene Einrichtung in der Kirche ist dafür zuständig.” Er selbst habe sich vorgenommen, zehn Prozent von seinem Gehalt weiterzugeben.

Heftige Debatte um Bettler

In Salzburg gibt es seit dem Wahlkampf zu den Gemeinderatswahlen im März eine anhaltende Debatte um Bettler, die zuletzt nach einem Brand in zwei Bettler-Schlafstätten einen neuen Höhepunkt erlebte. Am Donnerstag kündigte die Stadt zudem die Räumung von Bettler-Schlafstätten unter Salzburger Brücken an. So haben Bettler etwa an den Tragbrücken der Staatsbrücke direkt oberhalb der Salzach Zuflucht gefunden.

Wie berichtet wird die Salzburger Caritas wegen der “unzumutbaren Lebensbedingungen von obdachlosen ArmutsmigrantInnen” und “auf Bitte der Stadt” ihr altes Winter-Notquartier “Arche Süd” in der Pfarre Herrnau wieder aufsperren. Das kündigte Caritasdirektor Johannes Dindes am Donnerstag an. Zudem ist die Caritas auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, um die gemeinsame Unterbringung von Frauen oder Männern zu gewährleisten. “Wir hoffen, dass dies ein erster Schritt ist eine ganzjährige Notschlafstelle für obdachlose Notreisende einzurichten”, betonte Dines.

Caritas und die NGO-Plattform “Armut hat Platz” hatten angesichts der Bettlerdebatte zuletzt mehrmals die Einrichtung einer solchen dauerhaften Notschlafstelle, ein Beratungsangebot und eine medizinische Basisversorgung für Bettler in Salzburg gefordert.

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