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Aus dem Nichts - Kritik zum Film

Es ist eine Utopie, an die manch Bauer in den 1920er-Jahren nur zu gerne glauben wollte: Allzu überzeugend gibt der Oberösterreicher Carl Schappeller vor, aus dem leeren Raum Energie gewinnen zu können.

Angela Summereder nähert sich dem dubiosen “Energie-Forscher” mit ihrem Doku-Spielfilm “Aus dem Nichts”, der am Mittwoch bei der Diagonale und ab Freitag im Kino zu sehen ist.

Aus dem Nichts – Die Geschichte

Im Schloss Aurolzmünster wollte Schappeller eine Maschine bauen, mit der “Raumenergie” respektive “Urkraft” generiert werden kann. Eine in Vielfalt und Größe beeindruckende Anhängerschaft konnte er dafür als Geldgeber gewinnen, von der katholischen Kirche über das deutsche Kaiserhaus und die englische Marine bis hin zu zahlreichen, oft bescheiden lebenden Privatpersonen. Sie und ihre Nachkommen fühlen sich heute um ihr Geld gebracht – denn erwiesen hat Schappeller seine These nie, starb stattdessen verarmt 1947. “Drum der Hass hier”, sagt eine Einwohnerin, von der Innviertler Regisseurin auf den vorgeblichen Erfinder angesprochen.

Filmaufnahmen und Zeitungsartikel von einst sowie persönliche Erinnerungen zeichnen ein Bild von den weiten Kreisen, die Schappellers Wahn damals gezogen hat. Wie er seine Anhänger wohl umworben hat, wie ergriffen seine Unterstützer im vermeintlichen Energiekreis waren und wie vernichtend schließlich das Scheitern war, imaginiert Summereder zusätzlich in mystisch angehauchten, schwarz-weißen Spielszenen. Der einst so charismatische Schappeller taucht hier als verblasster Geist auf, der bei eleganten Dinnerpartys leicht zu beeindruckende Gäste um den Finger wickelt – und dem irgendwann die Antworten ausgehen.

Aus dem Nichts – Die Kritik

Schöne Idee dabei: Die Zeugen von einst und ihre Kinder, die zuvor noch zu Wort gekommen waren, lässt Summereder im Schloss durch die Türen blicken und das Treiben beobachten, vermischt so Realität und Fiktion, Faszinosum von einst mit der Ernüchterung von heute. Und sie spannt den Bogen in die Gegenwart, interviewt Vertreter der “Free Energy”-Szene, die noch heute an die Machbarkeit von Schappellers einstiger Vision glauben: Ein deutscher Experimentalphysiker spinnt in einer deutschen Industriewüste die Idee eines Raumenergie-Generators einsam weiter, während ein indischer Ingenieur und einstiger Atomkraftwerksleiter eine Maschine als Lösung für Ressourcenknappheit und Hunger präsentiert.

Ein ganzes Drittel des 90-minütigen Films nimmt der Sprung in die Gegenwart ein, und macht ein wenig zunichte, was zuvor sehr gut funktioniert hat. So ansprechend und anregend die ineinander verschachtelten Doku- und Spielszenen sind, so konfus gestaltet sich das langwierige Ende, in dem sich die Protagonisten zwischen Physik und Spiritualität in Fachbegriffen und Superlativen verlieren.

(APA)

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