Im Zuge des Einsatzes habe der Mann, dessen verkohlte Leiche kurz nach Mitternacht in einem Geheimbunker in seinem Anwesen in Großpriel im Bezirk Melk gefunden worden ist, von “vielen Waffen” Gebrauch gemacht”, so Oberst Walter Weninger von der Cobra im Interview.
Amoklauf in NÖ: Zunächst Geiselnahme vermutet
Bis zum Fund der Leiche des dritten getöteten Polizisten am Dienstagnachmittag sei man bei der Operation “von einer Geiselnahme ausgegangen”. Dann wurde das taktische Konzept geändert. Zuerst habe man auch überprüfen müssen, ob sich definitiv keine “Sprengfallen im oder um das Gebäude befinden”, sagte Weninger.
Peer Support unterstützte Einsatzkräfte
Die Einsatzkräfte wurden während des belastenden Einsatzes von einer sogenannten Peer Support unterstützt. Bei diesen “Peers” handelt es sich um Ansprechpartner für die Einsatzkräfte, die speziell zur Unterstützung ausgebildet sind. Sie kennen und verstehen den Job und sprechen die gleiche Sprache. Nach Angaben des Sprechers des Einsatzkommandos Cobra (Eko Cobra), Detlev Polay waren am Dienstag rund zehn solcher Ansprechpartner für die Cobra-Leute da.
Cobra mit Panzern vor Haus des Schützen
Die Cobra wurde laut Polay schließlich gegen 18.00 Uhr mit drei Panzern in den Innenhof des Vierkanthofs geschleust. “Die Annäherung war aus Gründen, weil der Mann schon vier Kollegen erschossen hat, höchst problematisch.”
Somit wurde mit den Panzern ein “Mittel mit hoher Schutzqualität” gewählt. Bis Mitternacht suchten die Einsatzkräfte nach dem Schützen in dem sehr verwinkelten Gebäude. “Da kommst du immer wieder in eine Situation, die neu beurteilt werden muss. Wir kannten uns in dem Haus nicht aus.” Insgesamt waren mehr als 130 Cobra-Leute im Einsatz, die sich in mehreren Schichten innerhalb des 24-Stunden-Einsatzes immer wieder ablösten.
Betroffenheit über tote Kollegen
Einen Tag nach dem Tod ihres Kollegen hat am Mittwoch bei der Cobra “betroffen Stimmung” geherrscht, so Polay. In der Nacht auf Dienstag wurden ein Cobra-Beamter sowie zwei weitere Polizisten und ein Sanitäter bei der Jagd auf einen Wilderer erschossen.
Fassungslosigkeit und Unverständnis in Heimatgemeinde
In der Heimatgemeinde des Täters kann man nicht fassen, was da passiert ist. “Das wär doch alles gar nicht notwendig gewesen,” so etwa der O-Ton eines Gastes im Gasthof Jäger in Anzendorf bei Melk über den 55-jährigen Schützen aus Großpriel. Mit der Vorgehensweise der Polizei ist man nicht ganz zufrieden
Völlig überflüssig sei es gewesen, den Wilderer zu jagen. Und überhaupt: Mit Wilderern habe man in der Gegend ohnehin viel Erfahrung, aber die sei bei dem Polizeieinsatz offenbar nicht zur Anwendung gekommen. “Den lass ich doch von mir aus den Hirschen schießen, oder auch zwei, dann fahr ich zu ihm nach Hause und läut an – und alles ist in Ordnung. Warum muss ich den so lange verfolgen, bis er die Nerven verliert? Man hat doch eh gewusst, was das für einer ist, dass der in so einer Situation sicher nicht aufgibt”, echauffierte sich einer der Wortführer.
Ein anderer grantelte: “Müssen die den unbedingt auf frischer Tat ertappen? Ihr könnts mir nix erzählen, da ist einiges schiefgelaufen.”
(apa/red)