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Ärzteprotest in Wien: Auftakt zum Streik, bis zu 150 Ärzte demonstrierten

Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart (R) und weitere Ärztevertreter beim Streik im Wien
Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart (R) und weitere Ärztevertreter beim Streik im Wien ©APA/HERBERT NEUBAUER
Eine emotionsgeladene Pressekonferenz im Billroth-Haus in Wien-Alsergrund bildete am Mittwoch den Auftakt des Streik- und Aktionstages der Ärztekammer. Durch die jüngste Gesundheitsreform seien "Versorgung und Würde" der Menschen in Gefahr, warnte Vizepräsident Johannes Steinhart vom Podium aus. Danach wurde demonstriert.
Eindrücke von der Demo
Generalstreik angedroht - Kritik
290.000 Patienten betroffen
AKH garantiert Akutversorgung
Oberhauser-Kritik am Streik

In Wien, Kärnten und dem Burgenland bleiben am Mittwoch viele Praxen geschlossen. Die Ärztevertreter warnen angesichts des aktuellen Finanzausgleichs und eines am Mittwoch im Nationalrat anstehenden Gesetzesbeschlusses davor, dass der bewährte Hausarzt durch profitorientierte Primärversorgungszentren obsolet gemacht werden soll. Die wohnortnahe Versorgung, die freie Arztwahl und das soziale Gesundheitssystem an sich sei dadurch in Gefahr, so Steinhart.

Kritik der Ärzte: “Ausrottung des Hausarztes”

Außerdem werde die Ärzteschaft aus Entscheidungsprozessen herausgedrängt. “Es entscheiden nur noch Technokraten, Bürokraten, Politiker – aber keine Fachleute mehr”, so Steinhart. Der Kammerfunktionär beschwor den Geist des Wiener Medizin-Gründervaters Theodor Bilroth (1829 bis 1894), dessen Rede zur Gründung der Ärztekammer vor 125 Jahren heute noch großteils Gültigkeit habe.

Der Kärntner Gert Wiegele, stellvertretender Obmann der niedergelassenen Ärzte, sah gar die “Ausrottung des Hausarztes” herandräuen. Das Berufsbild gehe den Bach herunter, und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) lüge.

“Geistiger Irrweg” – Nach Pressekonferenz folgte Demo durch die City

Turnusärzte-Vertreter Karlheinz Kornhäusl forderte die Politik auf, von ihrem “geistigen Irrweg” abzugehen. Derzeit werde versucht, die Ärzte mundtot zu machen und “das Arztbild, wie wir es bisher kennen, auszuradieren”. Auch die Worte “Lügenpolitik” und “DDR” flocht er in seinen Beitrag ein.

Nach der Pressekonferenz im geschichtsträchtigen, mit Ärzten in weißen Kitteln und Journalisten überfüllten Bibliotheksraum der geschichtsträchtigen Ärzte-Fortbildungseinrichtung startete die Demonstration durch die Wiener Innenstadt.

Ärzteprotest: Bis zu 150 Ärzte demonstrierten in Wien

In Wien sind am Mittwochvormittag 100 bis 150 Ärzte zu einem von der Ärztekammer organisierten Protestmarsch zusammengekommen. In weißen Kitteln und ausgestattet mit Infoflyern demonstrierten sie gegen die geplanten Reformen im Gesundheitsbereich. Der Weg führte vom Billrothhaus, dem Sitz der Gesellschaft der Ärzte, durch die Innenstadt zum Franziskanerplatz.Am Ende der etwa 40-minütigen Demo versammelten sich die Teilnehmer zu einer kurzen Kundgebung. Johannes Steinhart, Vizepräsident der Ärztekammer, sprach von einem “Mahnweg”, mit dem die Hausärzte “ein deutliches Signal dafür gesetzt haben, dass den Patienten die wohnortnahe Versorgung, die freie Arztwahl und das soziale Gesundheitssystem erhalten bleiben”. “Wir haben das gemeinsame Interesse, zu verhindern, dass im Gesundheitssystem eingespart wird”, betonte auch der Wiener Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Der Hausarzt dürfe nicht durch “anonyme Ambulatorien im Eigentum von Kapitalgesellschaften” ersetzt werden.

Ärzte mit Trommeln, Trillerpfeifen und Kartonscheren

Die Teilnehmer der Demo waren zuvor mit Trommeln, Trillerpfeifen und großen roten Pappscheren mit der Aufschrift “Kostenschere im Gesundheitssystem” durch die Innenstadt gezogen. Sie befürchten durch die geplanten Reformen einen “Massenbetrieb” und “Zentralisierung” statt wohnortnaher Versorgung mit persönlichem Bezug, wie etwa eine Hausärztin aus dem 12. Bezirk gegenüber der APA erklärte.

Nach Angaben der Polizei haben an die 100 Personen an der Demonstration teilgenommen, die Kammer zählte mehr als 150. Nach der Demo, die kurz nach 11.00 Uhr beendet war, gab es Punsch und Würstel für die teilnehmenden Ärzte. Um etwa 12.30 Uhr wollen sich einige von ihnen auf der Besuchergalerie des Parlaments einfinden, wo die Gesundheitsreform beschlossen werden soll.

(apa/red)

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