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Ärzte: Gerichtliche Bewilligung vor Beschneidung

Bedenken, "ob durch die Beschneidung von Buben aus religiösen Gründen deren Wohl gefördert wird", hegt der Kammeramtsdirektor der Ärztekammer Steiermark, Dieter Müller. In dem am Freitag erscheinenden Monatsmagazin der steirischen Ärztekammer, "Ärzte Steiermark", empfiehlt er Medizinern, die den Eingriff vornehmen, eine pflegeschaftsgerichtliche Bewilligung einzufordern.


Auch wenn man davon ausgehe, dass eine Zustimmung zur Beschneidung grundsätzlich zulässig wäre, sei weiters die Frage zu klären, “ob bei unmündigen Minderjährigen die Zustimmung zu dieser Körperverletzung seitens der Erziehungs- bzw. Obsorgeberechtigten erteilt werden kann”, so Müller. Eltern hätten das Wohl ihrer minderjährigen Kinder zu fördern. “Ob durch die Beschneidung von Buben aus religiösen Gründen deren Wohl gefördert wird, erscheint allerdings wohl eher zweifelhaft.”

Die Rechtslage hinsichtlich einer Beschneidung aus religiösen Gründen sei vorderhand unklar. “Will man dazu Rechtssicherheit erlangen, sollte für die Zustimmung der Eltern zur Durchführung einer nicht medizinisch induzierten Beschneidung eines unmündigen Kindes eine pflegeschaftsgerichtliche Bewilligung verlangt werden”, empfiehlt der Jurist. Klar sei, dass außerhalb einer entsprechenden medizinischen Indikation, “ein Arzt nicht verpflichtet ist, einen derartigen Eingriff vorzunehmen.”

Einen drastischen Vergleich hat Ariel Muzicant, Ehrenpräsident der Israelischen Kultusgemeinde (IKG), angesichts der laufenden Debatte über ein Beschneidungsverbot gezogen. Er stellte ein mögliches Verbot mit der Vernichtung der Juden gleich. Ein solches “wäre dem Versuch einer neuerlichen Schoah, einer Vernichtung des jüdischen Volkes, gleichzusetzen – nur diesmal mit geistigen Mitteln”, wird er zitiert.

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