Die Analysen brachten Erkenntnisse für die moderne Medizin. Biologische Gewebeproben der im Mittelalter auf dem damaligen Friedhof Bestatteten wurden asserviert und stehen nun in einer Biodatendank der weiteren Forschung zur Verfügung.
“Gegenwärtig dienen die anthropologischen Erkenntnisse als Unterstützung für die Entwicklung von Methoden für die moderne forensische Anthropologie und als wertvolles Anschauungsmaterial für die moderne Orthopädie, Knochenpathologie und Zahnmedizin”, sagte der zuständige Anthropologe von der Medizinischen Universität Wien, Fabian Kanz. Die Ergebnisse würden die Entwicklungsgeschichte von Krankheiten beleuchten und könnten zudem Ansätze für neue Methoden zur Aufklärung von Verbrechen liefern, wurde in der Aussendung des Magistrates auf die Parameter zur Geschlechts- und Altersbestimmung bzw. Identifikation von Toten verwiesen.
Stadtgeschichte wird rekonstruiert
Wie weiter erläutert wurde, leisten die Funde einen wichtigen Beitrag zur Rekonstruktion der historischen Entwicklung der Stadt und der gesundheitlichen Situation vor der Industrialisierung. So wurden zum Beispiel Fälle von vermeintlich modernen Krankheiten wie Brustkrebs und Prostata festgestellt. Die Krankengeschichten der Menschen im Siedlungsraum St. Pölten werden zum Teil im Rahmen von Diplomarbeiten der Studenten der Medizinischen Universität Wien aufgearbeitet.
Archäologische Untersuchungen abgeschlossen
Die archäologischen Untersuchungen im Nordteil des Domplatzes sind nun im Wesentlichen abgeschlossen. Bis Ende September wurden mehr als 750 Tonnen Erdmaterial händisch bewegt, dabei kamen an die 20.000 Einzelfunde zum Vorschein, darunter 364 Münzen. Erneut wurden heuer Erkenntnisse zur Stadtgeschichte des römischen Aelium Cetium und des mittelalterlichen St. Pölten gewonnen. So wurde u.a. ein spätrömischer Verwaltungspalast entdeckt. (APA)