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Zwischen den Zeilen - Kritik und Trailer zum Film

Zwei Paare, zwei Affären, viele Gespräche bei Alkohol und Essen: Das sind bewährte Zutaten des leichtfüßigen französischen Films, die auch Olivier Assayas in "Zwischen den Zeilen" verwendet.

Zwecks Aktualität würzt er sie mit einer kräftigen Prise digitaler Transformation, die Kultursnobs schon mal in die Krise stürzen kann. Am Ende bleibt aber alles gut in der Bobo-Blase. Ab Freitag im Kino.

Zwischen den Zeilen - Kurzinhalt zum Film

Verleger Alain (Guillaume Canet) hat mit Laure (Christa Theret) eine Vertreterin der Millenials vor die Nase gesetzt bekommen, die den honorigen Buch-Verlag für die digitale Welt umkrempeln soll. Das findet der distinguierte Mitt-Vierziger offiziell ganz toll, zur Sicherheit beginnt er aber eine Affäre mit ihr, was Gelegenheit zum ausgiebigen postkoitalen Philosophieren über die Rolle der Kunstkritik in Zeiten von Blogs und Twitter bietet. Alains Gattin Selena (unterfordert: Juliette Binoche) ist Schauspielerin und hadert mit einer öden Serienrolle, aber "Binge-Watching, das ist ja, was heute alle wollen". Seit Jahren unterhält sie eine außereheliche Beziehung mit dem befreundeten Autor und alternden Schlurf Leonard (Vincent Macaigne).

Der wiederum hantelt sich von Roman zu Roman, indem er seine diversen Affären nur schlecht verschlüsselt als Stoff verbraucht. Missbraucht, wirft ihm ein aktueller Shitstorm vor, von dem er aber nicht einmal etwas mitbekommt. Als sich Alain weigert, sein jüngstes Werk zu publizieren, wirft sich Selene für Leonard in die Bresche - wohl wissend, dass es diesmal sie ist, die als "Inspiration" herhalten musste. Und dann wäre da noch Valerie, Leonards Freundin, die mit anachronistischem Idealismus für einen Politiker arbeitet und ganz genau weiß, dass sie in jeder Hinsicht betrogen wird.Am Ende sind die Affären Geschichte, Leonard arbeitet gewissenlos wie üblich an der nächsten literarischen Verwertung privater Details, und ansonsten ist alles wie gehabt. Dazwischen wurden 107 Minuten lang jede Menge Buzzwords strapaziert: E-Books, Blogs, Twitter, Facebook, Smartphones, Fake News, you name it. Mit dem gut gefüllten Rotweinglas in der Hand sitzt die Pariser Intelligenz in ihren urbanen Landhausküchen, schmiedeeiserne Holzherde inklusive, und beklagt den Verfall der Zivilisation. Assayas legte sein Drehbuch gewollt humorig an, die Witzeleien werden aber mitunter überstrapaziert.

Zwischen den Zeilen - Die Kritik

Das alles könnte man nun als Versuch einer Demaskierung der analogen Bobo-Blase verstehen, die sich an ihrer selbstvergewissernden Saturiertheit festklammert, während sie Perrier aus der Aludose nippt. Allein, dafür fehlt die zweite, die "gegnerische" Perspektive. Millenial Laure ist gewissenlos und noch dazu bisexuell, bald auch zu einem spannenderen Job unterwegs. Und selbst wenn sie sich am Ende doch der holden Kunst zumindest nicht abgeneigt zeigt - ihre Nachfolgerin ist eine, die "nur an Geld Interesse hat". Hätte Assayas den kleinen Sohn von Alain und Selena nur einmal mit einem iPad durchs Bild geschickt und die Reaktion der Eltern gezeigt, man würde Hoffnung schöpfen und Interesse aufbringen für diese Snobs, die noch in einer Welt leben, in der Männer ihren Geliebten zum Abschied kostbares Geschmeide schenken. So aber bleibt "Doubles Vies", wie der Film im Original heißt, ein Crowdpleaser für Freunde der leichten französischen Kost. Für diese Zielgruppe ist der Film zweifellos ein Leckerbissen.

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(APA/Red)

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