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Täter gesucht: Raub der zweiten wertvollen Nashorn-Trophäe in Wien-Margareten

Dieses Schönbrunner Nashorn ist in Sicherheit - die Räuber schlugen bei einem Präparator in Margareten zu
Dieses Schönbrunner Nashorn ist in Sicherheit - die Räuber schlugen bei einem Präparator in Margareten zu ©Tiergarten Schönbrunn/Hertha Trcka
Bereits am Tag nach dem Nashorn-Diebstahl im Wiener Dorotheum ereignete sich noch ein Raub eines wertvollen Rhino-Horns. Am Dienstag wurde ein Präparator in Margareten überfallen - jener Mann, der das zweite Horn ersteigert hatte, das die Täter am Montag auf der Flucht verloren hatten. Wer kennt die Täter?
Nashorn-Raub im Dorotheum
Hornraub in Schönbrunn?

Nachdem bereits am Montag zwei unbekannte Täter eine wertvolle Nashorn-Trophäe aus dem Auktionshaus Dorotheum rauben und damit unerkannt flüchten konnten, ereignete sich am 8. November ein weiterer Fall in der Diehlgasse in Margareten. Das Geschäft eines Präparators wurde gegen 14:00 Uhr von zwei Männern betreten, die englisch sprachen und sich nach Tierpräparaten aus Afrika erkundigten. Der Geschäftsinhaber brachte die Männer daraufhin in seine Wohnung und zeigte ihnen das Horn eines Nashorns aus dem Dorotheum.

Das Horn hatte der zweite Täter verloren

Es handelte sich um dasselbe Horn, das bereits am Vortag im Dorotheum entwendet werden sollte – doch der Täter verlor es bei der Flucht.  Der Präparator hatte es daraufhin bei der Dorotheum-Auktion “Historische wissenschaftliche Instrumente und Globen” um 16:00 Uhr für 24.700 Euro ersteigert, wie er der APA mitteilte. Der Schätzpreis lag bei 4.000 Euro. “Mein Vater hat das Horn als Wertanlage ersteigert”, erklärte der Sohn des Präparators im Gespräch mit der APA.

Seine Freude am neu erworbenen Horn währte jedoch nicht lange. Denn als der Inhaber kurz darauf einen Anruf erhielt, nutzten die beiden Unbekannten den günstigen Moment und flüchteten mit dem Horn aus der Wohnung. Der Tierpräparator folgte den beiden, konnte jedoch lediglich wahrnehmen, wie ein weißes Fahrzeug in Richtung Margaretengürtel davonraste.

Verschiedene Täter bei den beiden Vorfällen

Die Polizei hat die Fahndung bereits aufgenommen, aber noch fehlt von den Tätern jede Spur. Eine Täterbeschreibung liegt allerdings vor: Der eine Mann wurde als etwa 1,75 bis 1,80 Meter groß, 50 bis 55 Jahre alt und schlank – fast schon mager – beschrieben. Er hat auffallend rotes Haar und trug beim Diebstahl einen mehrfärbigen Strickpullover. “Vom Typ her ein Ire oder Schotte”, meinte der Geschäftsinhaber gegenüber Vienna Online. Der zweite Täter ist 1,80 bis 1,85 Meter groß, 30 bis 35 Jahre alt und dick. Er trug eine schwarze Jacke und war auch sonst dunkel bekleidet.

Beide Männer sprachen bei dem Diebstahl Englisch – ebenso wie Dde Diebe, die am Montag im Dorotheum das andere Horn erbeutet hatten. “Dennoch handelt es sich definitiv um verschiedene Täter”, sagte Polizeisprecherin Regina Steyrer zur APA. Das Landeskriminalamt Wien bittet um sachdienliche Hinweise zu den Tätern unter der Telefonnummer 01/31310-33640.

Keine Nashorn-Präparate mehr im Dorotheum

Das Dorotheum reagiert nun auf die Diebstähle und stoppt ab sofort alle Versteigerungen von Nashorn-Präparaten, wie Auktionshaus-Sprecherin Doris Krumpl gegenüber der APA angab. “Wir werden keine Nashorn-Hörner mehr annehmen und versteigern”, so Kumpl. Alle Trophäen, die am Montag nicht gekauft wurden, gehen aus Sicherheitsgründen zurück an die Anbieter. Nach Angaben der Tageszeitung “Österreich” stehen zwei weitere Kunden, die bei der Versteigerung den Zuschlag für teure Nashorn-Hörner erhielten, nun angeblich unter besonderer Polizei-Beobachtung.

Nashorn-Raub: Dickhäuter in Gefahr

Nashorn-Trophäen wie diese sind international in den letzten Monaten sehr begehrt und wurden vielfach von organisierten Banden aus Museen geraubt. In den vergangenen 18 Monaten wurden in Portugal, Frankreich, Großbritannien, Tschechien und Schweden solche Diebstähle verübt. Allein seit Anfang Juni sind laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa mindestens fünf Horn-Diebstähle aus europäischen Museen bekannt: in Bamberg und Gifhorn bei Wolfsburg (beides Deutschland), Lüttich und Brüssel (beide in Belgien) und Rotterdam (Niederlande).

Sogar Zoos fürchten um ihre lebendigen Nashörner und treffen akribische Schutzmaßnahmen für die Dickhäuter. Der Grund dafür, dass die Hörner so begehrt sind, liegt im Aberglauben der Asiaten. Denn die begehrten Hörner werden zu Pulver gemahlen auf dem asiatischen Markt als “Potenzmittel” verkauft – wissenschaftlich bewiesen ist eine aphrodisierende Wirkung, die im Horn stecken soll, allerdings in keiner Weise. Dennoch erzielen die Hörner, die wie Haare oder Fingernägel hauptsächlich aus Keratin bestehen, auf dem illegalen Schwarzmarkt Höchstpreise von über 50.000 Euro pro Kilogramm. Bei einer Nashorn-Trophäe, die wie die am Montag geraubte fast 5,7 Kilo wiegt, wären das rund 285.000 Euro.

Nashörner in freier Wildbahn von Ausrottung bedroht

Auch für Medikamente in der traditionellen chinesischen Medizin ist das Nashorn-Pulver gefragt. Im Ganzen werden Rhino-Hörner auch ähnlich wie Elfenbein für kunsthandwerkliche Schnitzereien genutzt und zu Schmuckstücken verarbeitet. Die Jagd auf Nashörner sowie der Handel mit Hörnern und allen anderen Produkten der bedrohten Tiere sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES jedoch streng verboten. Dies tut der Nachfrage jedoch keinen Abbruch: Immer wieder kommt es zur Wilderei der Tiere, die zunehmend den Nashorn-Bestand in Afrika und Südasien gefährdet. Arten wie das Java-Nashorn wurden von Wilderern im Vietnam bereits ausgerottet.

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