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Zweiter Nova-Tag mit viel Hitze, noch mehr Staub und "just a smile"

Bese Stimmung auch am 2. Nova Rock-Tag.
Bese Stimmung auch am 2. Nova Rock-Tag. ©APA
Bisher dominierten in Nickelsdorf hochsommerliche Temperaturen, sengende Sonne und die eine oder andere Staubwolke. Diese wurden am Donnerstag vorwiegend im Moshpit erzeugt, wie es sich für ein Rockfestival gehört.
Gute Stimmung am 2. Tag
Architects live

Ein Beispiel dafür war etwa der Auftritt von Dillinger Escape Plan: Die US-Band, die sicherlich zur anspruchsvollsten Kost im heurigen Line-up gehört, zog eine ansehnliche Menge vor die Red Stage.

Das war auch gut so, ist die Gruppe um Sänger und Kraftpaket Greg Puciato doch derzeit auf Abschiedstour. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Aber vermissen wird man sie definitiv, die Stakkatoriffs, das intensive Drumming und die abseitige Darbietung von Puciato, der die ganze Bandbreite seines Könnens darlegte. Mit “Happiness is a smile” lieferte er das heutige Motto für viele Fans: Was braucht es schon, außer gute Musik und “just a smile”.

Backofen-Hitze am Nova Rock

Die vielleicht dringlichste Darbietung des bisherigen Festivals haben bei Backofen-Hitze am früheren Nachmittag Suicidal Tendencies abgezogen. Die US-Hardcore-Crossover-Band aus den Achtzigern hat im Alter weder Kraft noch Relevanz eingebüßt. Politisch, dynamisch, hart und unterhaltsam – so könnte man den Auftritt der Südkalifornier zusammenfassen. Angetrieben von Ausnahmedrummer Dave Lombardo (ehemals Slayer), der mit Bassist Ra Diaz ein Bollwerk an Rhythmen aufbaute, rannte Shouter Mike Muir über die Blue Stage und ließ die Welt wissen: “You can’t bring me down”.

Mit einem technisch brillanten und zugleich aus dem Bauch kommenden Konglomerat aus Hardcore, Thrash, Funk und Rap zeigten Suicidal Tendencies der “Facebook-Generation”, wie man Dampf ablässt, so Muir. Bis “Freedumb” (“Peace through politics is a fallacy that does not exist, freedom, freedom, freedom, freedom!”, wütete der Sänger) hatte sich ein mächtiger Circle-Pit gebildet. Am Ende, bei der Bandhymne “Pledge Your Allegiance”, verlagerte sich das kollektive Auszucken auf die Bühne: Muir holte gefühlt das halbe Publikum herauf – und ab ging noch einmal die Post. Herrlich!

Highlight des Tages: Alter Bridge

Ihren Auftritt noch vor sich haben Alter Bridge: Die US-amerikanische Rockgruppe hat sich über die Jahre eine ansehnliche Fanbasis erspielt, vorwiegend mit zwar sehr eingängigen, dabei aber auch fordernden Heavy-Rock-Songs. Kürzlich hat man das mit der Platte “The Last Hero” wieder bewiesen. “Wir versuchen immer einen neuen Zugang zu finden”, erzählte Gitarrist Mark Tremonti der APA. “Diesmal sind wir sofort in die Vorproduktion gegangen. Da arbeitest du sehr schnell, als ob du einen Blitz einfangen würdest. So bleibt es frisch.” Und Drummer Scott Philips ergänzte: “Wir wollten es nicht zu sehr überdenken und analysieren.”

Das Vorhaben scheint geglückt, auch Album Nummer fünf bietet reichlich Futter für Anhänger von mächtigen Riffs und progressiven Songstrukturen. “Jedes Mal ist der Sound ein bisschen anders”, so Tremonti. “Aber am Ende muss es Spaß machen, den Song zu spielen. Das fordert dich auch heraus. Härte und Melodie müssen zusammenpassen.” Ein nicht kleiner Anteil daran liegt natürlich auch bei Sänger Myles Kennedy, der mit seiner Vier-Oktaven-Stimme zwischen den Grenzen spaziert. “Wir wollen einfach nicht zu formelhaft agieren”, brachte es Philips auf den Punkt. “Und das ist ein sehr bewusster Schritt.”

Internationale und heimische Bands in Nickelsdorf

Wie man mit minimalen Mitteln großen Effekt erzeugt, haben Me+Marie gezeigt. Das Duo, bestehend aus Maria de Val sowie Roland Scandella und live von einem zusätzlichen Gitarristen unterstützt, sorgte auf der Brandwagen-Stage vor mehreren Dutzend Zuhörern für sehr intime Momente, die Blues, Soul und schweren Rock zusammenbrachten. Viele zweistimmige Harmonien, ein beeindruckendes Verständnis untereinander und tolle Songs wie “One Eyed Love” oder das eigenwillige Motörhead-Cover “Ace of Spades” ließen kaum Wünsche offen. Bleibt zu hoffen, dass sich die Gruppe ihren Weg nach oben im Line-up erspielen kann.

Auch heimische Bands durften auf den Pannonia Fields wieder ihr Können beweisen. Am Donnerstag präsentierten Kaiser Franz Josef auf der Brandwagen-Stage ihr neues, Ende des Monats erscheinendes Album “Make Rock Great Again”. Sänger und Gitarrist Sham freute sich darauf: “Wir spielen vor allem neue Lieder und sind auf die Reaktionen gespannt.” Auf Österreichs größtem Festival aufzutreten, bedeute der Band viel: “Hier sind wir zu Hause. Nova Rock bedeutet entweder Hitze oder Schlamm. Das ist halt DAS Festivalfeeling – und du spielst in der Einöde, da ist nichts drum herum, dieses Flair bietet kein anderes Festival.”

Für Bassist Pete war die heurige Ausgabe des Open Airs eine besondere Premiere: “Ich habe kein einziges Nova Rock ausgelassen, heuer bin ich aber das erste Mal als Act dabei. Sehr leiwand!” Und wenn er nicht selbst auf der Bühne stehen würde? “Wäre ich heute allein wegen Architects, Gojira und Mastodon privat gekommen. Ich wäre auf alle Fälle da”, sagte der Musiker im APA-Gespräch. Es scheint also für alle etwas dabei, wie etwa auch das kanadische Powertrio Danko Jones. Dessen Feelgood-Rock kam bestens an, wobei es der gleichnamige Sänger und Gitarrist verstand, in den 70ern verwurzelte Riffs zeitgemäß aufzubereiten. Ein bisschen redundant, aber durchaus unterhaltsam.

(APA)

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