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Zirngast forderte am ersten Prozesstag Freispruch

Max Zirngast wurde bis zum 24 Dezember in U-Haft gehalten.
Max Zirngast wurde bis zum 24 Dezember in U-Haft gehalten. ©APA/AFP/ADEM ALTAN
Im Fall Max Zirngast forderte der Anwalt des Journalisten am ersten Prozesstag einen Freispruch in allen Punkten. Laut Zirngast seien alle Anklagepunkte haltlos.
Prozess gegen Zirngast gestartet
Zirngast aus Haft entlassen

Der in der Türkei wegen angeblicher Mitgliedschaft in einer Terrororganisation angeklagte österreichische Student und freie Journalist Max Zirngast hat sich am Donnerstag erstmals vor Gericht verteidigt. “Die Indizien reichen für eines: Ein sofortiger Freispruch von uns allen”, sagte Zirngast der Solidaritätskampagne #FreeMaxZirngast zufolge in Ankara und stellte die Vorwürfe als haltlos dar.

Zirngast: Meine Arbeit als Journalist ist legal

Sein Anwalt Murat Yilmaz wies laut einem von seinen Unterstützern verfassten Bericht ebenfalls darauf hin, dass die Anklage aus willkürlichen Interpretationen bestehe und dies sehr gefährlich sei, weil damit der Rahmen der Rechtsstaatlichkeit verlassen werde. Dem 30-jährigen Aktivisten wird vorgeworfen, der Ankara-Verantwortliche einer “bewaffneten illegalen Terrororganisation” namens “Kommunistische Partei der Türkei/Funke (TKP/K)” zu sein, deren Existenz 2015 von einem Gericht in einem ähnlichen Fall nicht bewiesen werden konnte und die sich auch nicht auf der Liste der aktiven Terrororganisationen der türkischen Regierung findet. Angaben von Zirngast zufolge werden für die Anklage seine journalistischen Aktivitäten selektiv herangezogen.

“Wenn man mich schon angeklagt, dann für Dinge, die ich getan habe und die illegal sind. Aber die gibt es eben nicht”, erklärte er dem Bericht zufolge. Der Aktivist sei darauf eingegangen, dass seine Arbeit für internationale Zeitungen und Magazine ein legitimes Recht sei und keinesfalls strafbare Handlungen darstellte, hieß es. Die Tageszeitung Sabah und andere regierungsnahe Zeitungen hatten den Politikwissenschaftsstudenten laut seinen Unterstützern im Vorfeld als “Agent im Journalismus-Tarnmantel” bezeichnet.

Freispruch auf ganzer Linie gefordert

Der vorsitzende Richter befragte Zirngast dem Bericht zufolge bei der ersten Verhandlung, die von internationalen Beobachtern verfolgt wurde, lediglich zu seinem Interesse an der Türkei, seinen Sprachkenntnissen und weshalb er für die Zeitung der sozialistischen Organisation Toplumsal Özgürlük Parti Girisimi (TÖPG, Parteiinitiative für Soziale Freiheit) als Autor tätig sei.

Yilmaz und sein Mandant forderten am ersten Prozesstag Freispruch in allen Punkten, zumindest aber die Aufhebung der Meldepflicht und des Ausreiseverbots. Die beiden Maßnahmen zählen zu jenen Auflagen, unter denen Zirngast aus der Haft entlassen worden war. Das Gericht entband den Aktivisten von der Verpflichtung, sich wöchentlich bei den Behörden zu melden, hielt jedoch die Reisesperre aufrecht. Der Prozess wurde auf den 11. September vertagt, den Jahrestag von Zirngasts Festnahme.

Kneissl sichert Unterstützung zu

Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) erklärte am Donnerstag ihr Unverständnis über “die Entscheidung der türkischen Behörden, das Verfahren gegen Max Zirngast bis September zu verlängern und das Ausreiseverbot aufrechtzuerhalten”. Sie forderte die Türkei auf, das Verfahren “ehestmöglich” zum Abschluss zu bringen und versicherte, Zirngast auch weiterhin die “volle konsularische Unterstützung” zukommen zu lassen.

Neben dem 1989 geborenen Steirer standen am Donnerstag in Ankara auch die mitangeklagten Aktivisten Hatice Göz, Mithatcan Türetken sowie Burcin Tekdemir vor Gericht. Letztere war laut #FreeMaxZirngast gemeinsam mit den anderen festgenommen, nach zehn Tagen Polizeigewahrsam allerdings freigelassen worden, während Zirngast, Göz und Mithatcan bis 24. Dezember in Haft blieben. Allen vier Beschuldigten wird eine mutmaßliche Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen.

(APA/red)

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