AA

Young Singers Projekt: Elf junge Sänger auf dem Montblanc der Klassik

Es begann mit Sponsoren-Spektakel und fast 20 Minuten Verspätung. Die Firma Montblanc, Hersteller von Schreibwaren und noblen Accessoires sowie Finanzier des "Young Singers Project" bei den Salzburger Festspielen, hat es sich nicht nehmen lassen, ihre Firmen-Ideologie mit elf ausgesuchten jungen Sängern zu verknüpfen.

Die haben den Sommer über in Salzburg parallel zum Opernrepertoire der Festspiele von Stars wie Michael Schade und Barbara Bonney den letzten Sänger-Schliff bekommen. Gestern, Mittwoch, Abend war das Abschlusskonzert des Young Singers Projects im Großen Saal des Mozarteums.

So etwas wie ein Salzburger Ensemble ist in den Meisterklassen, die nicht nur von den Projektleitern Schade und Bonney, sondern auch von Thomas Quasthoff, Christa Ludwig, Jürgen Flimm oder Franz Grundheber geleitet wurden, wohl nicht herausgekommen. Aber was Intendanten wie Stefan Pauly, Ioan Hollender, Klaus Bachler oder Elisabeth Sobotka auf ihrer permanenten Suche nach den Stars von morgen zu hören bekamen, war durchaus hohe Gesangskunst. Elf Sänger aus elf Nationen gaben Arien aus Festspiel-Opern des heurigen Sommers, vor allem “Don Giovanni” hat die jungen Leute beschäftigt. Aber auch aus “Romeo et Juliette”, “Die Zauberflöte” und “Rusalka” waren Ausschnitte dabei.

Nebeneffekt dieses Young Singers Project war, dass die jungen Sänger – die meisten von ihnen kamen weitgehend fertig ausgebildet oder bereits in einem Engagement stehend nach Salzburg – in den Opern der Festspiele hätten einspringen können. Das war nicht nötig, weil heuer in den Festspielensembles niemand ausgefallen ist. Aber sie hätten es können. Daran haben die Sänger gestern Abend keinen Zweifel gelassen.

Sie stammen aus Russland, Deutschland, Amerika, China, Türkei, Rumänien, Botsuana, Südafrika, Ukraine, Spanien und Litauen. Und viele von ihnen werden dem Opernfan in den kommenden Jahren wiederbegegnen. Ganz sicher gilt das für Shen Yang aus China, dessen Bassbariton zum größten und saubersten gehört was seit langem in Salzburg zu hören war. Auch Aundi Marie Moore aus den USA hat einen gewinnenden und technisch reifen Sopran, den man sich in verschiedenen Opernrollen vorstellen kann. Ezgi Kutlu aus der Türkei, Angela Kerrison aus Botsuana, Joel Prieto aus Spanien, Lauren Segal aus Südafrika und Thorsten Büttner, der in Salzburg lebende Deutsche, überzeugten ebenfalls, auch wenn sich Letzterer in der Höhe noch etwas plagen musste.

Unterm Strich blieb der Eindruck von elf guten und manchen sehr guten Sängern, die mehr können, als die vom Sponsoren-Rummel, den Festspielen und den anwesenden Talentsuchern und Intendanten ausgelöste Nervosität gestern Abend zuließ. Ein künstlerisch aufschlussreiches und gleichsam – wie es scheint – wirtschaftlich tragfähiges Konzept der Salzburger Festspiele. Von Christoph Lindenbauer

  • VIENNA.AT
  • Kultur
  • Young Singers Projekt: Elf junge Sänger auf dem Montblanc der Klassik
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen