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X-Wagen: Neue U-Bahn-Züge für Wien nehmen Form an

Seit Anfang des Jahres wird an der Produktion des X-Wagens gearbeitet.
Seit Anfang des Jahres wird an der Produktion des X-Wagens gearbeitet. ©APA/Roland Schlager
Seit Anfang des Jahres wird an der X-Wagen-Produktion gearbeitet. Am heutigen Donnerstag wurden der Fertigungsfortschritt präsentiert.
Bilder des X-Wagen

Ab 2025 sollen in Wien erstmals fahrerlose U-Bahn-Züge auf der neuen U5-Strecke durch den Untergrund brausen. Der Auftragnehmer Siemens arbeitet bereits an der neuen Fahrzeuggeneration. Ein erster Wagenkasten ist nun fertig. Der noch ganz in Grau gehaltene Torso wurde am Donnerstag Medienvertretern präsentiert. Bis Fahrgäste in den "X-Wagen" einsteigen dürfen, dauert es allerdings noch drei Jahre.

Bei dem X-Wagen handelt es sich um einen neuen vollautomatischen U-Bahn-Zug für Wien. Bei der Präsentation des Fertigungsfortschrittes gab es den ersten "lackierten Wagenkasten" der neuen U-Bahn-Züge zu sehen. Dieser ist bereit für den Innenausbau. Die fertiggestellten Züge werden mit der zweiten Jahreshälfte 2020 ausgeliefert. Die Betriebsbewilligung für den regulären Fahrgastbetrieb wird mit 2022 erwartet.

Sima: X-Wagen als wichtige Investition für klimafreundliche Mobilät in Wien

„Der X-Wagen ist eine wichtige Investition für die klimafreundliche Mobilität in Wien. Umweltschutz beginnt dabei bereits in der Fertigungshalle. Die neuen U-Bahn-Züge bestehen zu über 90 Prozent aus wiederverwertbaren Materialien. Die Leichtbauweise, die moderne LED-Beleuchtung und die besonders energiesparende Heizungs- und Klimaausstattung ermöglichen einen noch niedrigeren Energieverbrauch. Mit der Produktion am Standort Simmering ist der X-Wagen ein ‚waschechter Wiener‘, der Arbeitsplätze in der Region sichert und den Wirtschaftsstandort stärkt“, so Öffi-Stadträtin Ulli Sima.

Allerdings ist dieses bisher nur in der ersten Ausbaustufe - also für die U2-Verlängerung bis Matzleinsdorfer Platz und die U5 bis Frankhplatz - finanziert. Für die zweite Etappe bis zum Wienerberg (U2) bzw. zum Elterleinplatz (U5) ist die Einigung auf eine schon traditionelle Kostenteilung zwischen Stadt und Bund noch ausständig. Gefragt nach dem Stand der Dinge, sagte Sima zur APA: "Ehrlich gesagt laufen die Gespräche derzeit gar nicht." Schon unter Türkis-Blau sei die Bereitschaft für eine 50:50-Finanzierung "überschaubar" gewesen.

Sie hoffe aber, dass man mit der künftigen Regierung schnell Nägel mit Köpfen machen könne, denn schließlich gelte es in Österreich Klimaschutzziele zu erfüllen. "Ich erwarte mir, dass es bald Zusagen gibt und dieses Herumgeeiere rund um die zweite Ausbaustufe ein Ende hat", so die Ressortchefin. Laut Wiener-Linien-Geschäftsführer Steinbauer sollte es im kommenden Jahr zu einem Deal kommen, um die entsprechenden Zeitpläne einhalten zu können.

Wiener Linien: Öffentlicher Verkehr wird noch mehr leisten können

„Das Linienkreuz U2xU5 ist ein wichtiges Klimaschutzprojekt für Wien. Mit einem dichten, leistungsfähigem und attraktiven Verkehrsnetz können wir schon heute einen Modal Split von 38% erreichen. Der öffentliche Verkehr wird jedoch noch deutlich mehr leisten müssen, um Klima- und Umweltschutzziele sicherzustellen. Die Verlagerung des motorisierten Individualverkehrs auf den öffentlichen Verkehr reduziert den Energieeinsatz und den CO2-Ausstoß deutlich. Für dieses Vorhaben benötigen wir ein leistungsstarkes Öffi-Netz und leistungsstarke Fahrzeuge, wie den X-Wagen“, so Wiener Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer. Das Bremssystem des X-Wagens konnte ebenfalls überzeugen. Mit dem elektrodynamischen Bremssystem können eine Energierückspeisung von bis zu 90 Prozent der Bremsenergie in die Stromschiene ermöglicht werden.

Ausständig in Sachen U2/U5 sind außerdem noch die Auftragsvergaben für große Teile der Arbeiten. Die Wiener Linien haben die entsprechenden Ausschreibungspakete im vergangenen Jahr gestoppt bzw. neu aufgesetzt, da in der ersten Runde von den Firmen nicht akzeptable Angebote gelegt worden seien, wie es damals hieß. Die endgültigen Vergaben sollen nun im Frühjahr 2020 erfolgen, wie Steinbauer der APA sagte.

Der Baustart ist ebenfalls für kommendes Jahr geplant. Derzeit würden die "Erstangebote" geprüft. Ob sie besser ausgefallen seien als beim ersten Durchlauf, könne man noch nicht beurteilen, denn "zahlenmäßige Angebote haben wir noch nicht am Tisch, sondern nur Bewerbungen", erklärte der Geschäftsführer. Geht alles nach Plan, soll es bei der Inbetriebnahme der ersten Teilstücke der U2 bzw. U5 in den Jahren 2027 bzw. 2025 bleiben. Das ist ein Jahr später als geplant. Steinbauer hatte die Verzögerung bereits im Vorjahr im Zusammenhang mit den Ausschreibungsproblemen angekündigt.

Mit U5 kommt erste vollautomatische U-Bahn Linie nach Wien

Mit dem Bau der neuen U5 wird der X-Wagen Wiens erste vollautomatische U-Bahn-Linie bedienen. Der Zug wurde für das Wiener U-Bahn-Netz maßgeschneidert. Er kann modular mit oder ohne Fahrerkabine ausgestattet werden. Somit kann er manuell, halbautomatisch oder vollautomatisch in Betrieb genommen werden. Bereits 2021 wird der X-Wagen eine Testphase durchlaufen und vereinzelt im U-Bahn-Netz unterwegs sein. Dies jedoch ohne Fahrgäste. Sollte es zu einer Betriebsbewilligung kommen, könnte der X-Wagen bereits ab 2022 - mit U-Bahn-Fahrer, mit Fahrgästen auf den Linien U1 bis U4 unterwegs sein.

Albrecht Neumann, Leiter der Schienenfahrzeug-Sparte bei Siemens, ging auf ein paar technische Finessen des "relativ aufwendigen Fahrzeugs" ein. So legt man bei Siemens großen Wert auf Leichtbauweise, denn "jede Tonne muss ständig beschleunigt und abgebremst werden". Außerdem ermöglicht ständige Datenübertragung der Züge an die Zentrale eine "vorausschauende Wartung", bei der das System bei auftretenden Mängeln selbstständig Alarm schlägt und dadurch routinemäßige und oft unnötige Checks eingespart werden können. Für die Fahrgäste interessant: Die Sitze im X-Wagen werden nicht mehr als Plastik, sondern aus Holz gefertigt. "Die sind umweltfreundlicher, langlebiger und leichter zu reinigen", versicherte Neumann.

Anders als Konkurrent Bombardier, der die neuen Flexity-Straßenbahnen baut und durch Probleme mit Zulieferern die vereinbarte Liefermenge dieses Jahr nicht erfüllen kann, gebe es bei den U-Bahnen keine diesbezüglichen Schwierigkeiten, versicherte Siemens-Spartenchef Neumann gegenüber der APA: "Es ist alles auf Schiene."

„Mit dem X-Wagen schreiben wir die erfolgreiche Geschichte der U-Bahnen aus Wien für Wien weiter fort. Mit modernsten Sicherheitsstandards und einem innovativen Fahrgastinformationssystem werden die neuen Züge auf Jahre hinaus Maßstäbe bei Komfort und Nachhaltigkeit setzen", so Neumann.

X-Wagen: Innovatives Fahrgastinforamtionssystem kommt zum Einsatz

Weltweit kommt beim X-Wagen erstmals das innovative Fahrgastinformationssystem Plus zum Einsatz. Bereits vor Ankunft in der Station bieten digitale Informationsdisplays den Passagieren eine positionsabhängige Wegeleitung der nächsten Station, inklusive aktueller Anschlussverbindungen an. So wissen die Fahrgäste bereits vor der Station, in welche Richtung sie nach der Ankunft gehen wollen. Damit soll eine Optimierung des Fahrgastflusses und mehr Reisekomfort erzeugt werden.

Der erste X-Wagen nimmt bereits Form an. Der fertige X-Wagen soll einen offen gestalteten Innenraum mit großzügigen Einstiegsbereichen bieten. Damit sollen Fahrgäste schneller und bequemer ein- und aussteigen können. Die Sitze bestehen aus hochwertigem Schichtholz. Dabei erfolgt die Anordnung in einer Kombination aus den gewohnten Quersitzen mit zusätzlichen Längssitzen an der Außenwand der Züge sowie Klappsitzen. Auch für Kinderwägen und Gepäck steht viel Platz zur Verfügung. Bei allen U-Bahn-Türen befinden sich Klapprampen, zusätzliche Rollstuhlplätze in der Mitte des Zuges bieten höchste Barrierefreiheit.

U2xU5: Umbauarbeiten sind notwendig

Wo heute noch die U2 fährt, wird künftig die türkise U5 fahren. Die U5 wird die erste vollautomatische U-Bahn-Linie in Wien sein. Die bestehenden Stationen Karlsplatz bis Rathaus werden deshalb umgerüstet und mit Bahnsteigtüren ausgestattet. Die U5-Station Frankhplatz wird neu errichtet. Gänzlich ohne Fahrer werden die neuen Züge dann erst ab 2025 unterwegs sein, wenn die erste Ausbaustufe der U5 (Karlsplatz bis Frankhplatz) fertig ist. Jene Wiener, die beim Gedanken an eine völlig chauffeurlose Garnitur ein mulmiges Gefühl haben, beruhigte Steinbauer heute: "Die U-Bahn ist das erste Verkehrsmittel weltweit, bei dem der vollautomatische Betrieb voll funktioniert. Das ist kein technisches Neuland mehr", verwies er auf zahlreiche andere Städte wie Paris oder Barcelona, wo die selbstfahrende Metro seit Jahren eingesetzt wird: "Beim Pkw wird das noch ein bisschen dauern."

So wie in Städten wie Paris und Barcelona der vollautomatische Betrieb bereits erprobt ist, soll auch die U-Bahn in Wien noch sicherer und zuverlässiger machen. Die Bahnsteigtüren etwa öffnen sich erst, wenn der Zug in der Station bereits steht.

Der X-Wagen auf einen Blick

34 X-Wagen-Modelle mit einer Kapazität von je 928 Fahrgästen haben die Wiener Linien 2017 bei Siemens bestellt, die im Werk in Simmering gebaut und bis 2030 ausgeliefert werden. Dazu gibt es die Option auf elf weitere Züge. Im 550 Mio. Euro schweren Auftrag ist auch ein 24-jähriger Wartungsvertrag inkludiert.

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