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"Wunschkandidat" wird Salzburgs Schauspielchef

Den Deutschen Sven-Eric Bechtolf (51) haben die Österreicher zunächst als Schauspieler kennengelernt. In Ruth Berghaus' Inszenierung von Brechts "Der kaukasische Kreidekreis" spielte er 1993 am Wiener Burgtheater den Richter Azdak. Unter der Direktion von Klaus Bachler war Bechtolf dann von Anfang an auch als Regisseur eingesetzt, zum Einstand inszenierte er 1999 Schnitzlers "Reigen" im Kasino.

Und später inszenierte er “Cyrano de Bergerac” mit Klaus Maria Brandauer. Während Bachler die Burg in Richtung München verlassen hat, wechselt Bechtolf nun ab Herbst 2011 als Schauspielchef nach Salzburg.

Bechtolf soll schon im Rahmen der Findungskommission der “Wunschkandidat” von Alexander Pereira, dem Nachfolger von Jürgen Flimm als Intendant der Salzburger Festspiele, gewesen sein. Er wird Thomas Oberender ablösen, der sich zwischendurch mit Flimm überworfen hatte. Das Verhältnis von Pereira und Bechtolf soll dagegen äußerst harmonisch sein, am Zürcher Opernhaus arbeitete Bechtolf vielfach als Schauspieler und Regisseur unter seinem neuen Chef. Mit Bergs “Lulu” schuf er dort auch seine Debütinszenierung im Musiktheaterbereich.

Salzburg kennt der neue Schauspielchef gut: Der am 13. Dezember 1957 in Darmstadt geborene Bechtolf erhielt seine Ausbildung am Salzburger Mozarteum. Bei den Festspielen erhielt er für seinen Friedrich Hofreiter in Andrea Breths Inszenierung von Schnitzlers “Das weite Land” 2002 seinen zweiten Nestroy als bester Darsteller. Den ersten hatte er ein Jahr zuvor für seine Mitwirkung in “Drei Mal Leben” am Akademietheater erhalten. Als seine Aufgabe sehe er es, so Bechtolf, wieder weiter weg vom “Theater-Alltag” zu kommen. In Salzburg müsse etwas geboten werden, was nur dort möglich sei.

Diesbezüglich ist auch der “Jedermann” für Bechtolf nicht tabu. Christian Stückls Inszenierung, in die 2010 Nicholas Ofczarek und Birgit Minichmayr einsteigen werden, habe ein Ablaufdatum, kündigte er Medienberichten zufolge an, das Stück werde irgendwann eine Neuinszenierung brauchen. Zudem wolle er junge Theaterautoren fördern, ließ Bechtolf schon vorab wissen. Mehr über seine Pläne wird Bechtolf wohl am Dienstag in einem angekündigten Pressegespräch gemeinsam mit Pereira verraten.

Unter Pereira arbeitete Bechtolf in Zürich auch bereits mit dem Dirigenten Franz Welser-Möst zusammen, etwa für Korngolds “Die Tote Stadt” 2003 und 2004 für “Der Rosenkavalier” von Richard Strauss. An der Wiener Staatsoper stand Welser-Möst dem Regisseur zuletzt bei der “Ring des Nibelungen”-Neuinszenierung zur Seite. In Berlin hat Bechtolf zudem bereits 2001 “Hoffmanns Erzählungen” an der Deutschen Oper inszeniert. Im Theaterbereich hat Bechtolf u.a. noch “Romeo und Julia”, “Der Streit” und “Die Schlacht” (Thalia Theater Hamburg) inszeniert.

Engagements als Schauspieler führten ihn u.a. an das Zürcher Schauspielhaus, an das Schauspielhaus Bochum und das Hamburger Thalia-Theater, wo er einige Zeit auch in der Direktion tätig war. Zu den wichtigsten Regisseuren, mit denen er zusammengearbeitet hat, gehören Ruth Berghaus, Andrea Breth, Benno Besson, Jürgen Flimm, Peter Stein, Andreas Kriegenburg, Robert Wilson und Luc Bondy. Am Wiener Burgtheater hat er zahlreiche Rollen gespielt, darunter Philipp II in Don Carlos (Regie: Andrea Breth), Hettore Gonzaga in “Emilia Galotti” (ebenfalls Regie Breth), den Tragikow in “Der Wald” und die Titelrolle in Fiesco.

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