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Wundersame Raunächte um die Weihnachtszeit

"Glöckler" in weißen Gewändern und mit großen Kappen - bebildert mit traditionellen Motiven - und Schellen treiben in der letzten Raunacht vor dem Dreikönigstag die bösen Geister aus.
"Glöckler" in weißen Gewändern und mit großen Kappen - bebildert mit traditionellen Motiven - und Schellen treiben in der letzten Raunacht vor dem Dreikönigstag die bösen Geister aus. ©APA/Gerhard Pucher
Die Advent- und Weihnachtszeit steckt voller Geheimnisse und Hoffnungen. Besonders die "Rauchnächte", später auch "Raunächte", gelten seit Jahrhunderten als besondere Nächte, in denen Tiere angeblich sprechen und wir in die Zukunft blicken.
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Dementsprechend sind die Rauchnächte mit vielen Bräuchen verknüpft: Dazu gehören unter anderem das Räuchern der Häuser, Los- und Orakelspiele oder auch das Gebot, in diesen Nächten keine Wäsche aufgehängt zu lassen. Der Name stammt vom kirchlichen Räuchern, das seit dem Mittelalter nachweisbar ist. Das Wort “Raunacht” entstand erst seit dem späten 19. Jahrhundert als bewusste Abkehr vom religiösen Ursprung.

Rauchnächte: Tage zwischen den Jahren

Bis zu zwölf Nächte zwischen 21. Dezember und dem 6. Jänner werden je nach Region als Rauchnächte bezeichnet. “Zu den vier besonderen historisch überlieferten zählen der Heilige Abend, Silvester und die Nacht vor Dreikönig sowie in manchen Regionen auch die Thomasnacht am 21. Dezember”, so Ulrike Kammerhofer-Aggermann, die Leiterin des Landesinstitutes für Volkskunde.

Dürre Raunächte: Thomasnacht und Heiliger Abend

Zum Ausdruck kommt dies auch im Spruch “Raunacht san vier, zwoa foast zwoa dürr!” Die Bezeichnung “foast” und “dürr” hängt mit den Speisen zusammen, da in den “dürren Raunächten” – dazu zählten früher die Thomasnacht und der Heilige Abend – wegen der Adventfastenzeit kein Fleisch erlaubt war.

Räuchern mit Palmkatzerl bewahrt vor Unheil
Räuchern mit Palmkatzerl bewahrt vor Unheil ©Räuchern mit Palmkatzerl bewahrt vor Unheil./APA/BARBARA GINDL

Räuchern soll Unheil abwenden

Mit dem Räuchern in den Rauchnächten wollen die Menschen seit jeher Unheil von der Familie, von Haus und Hof abwenden. Michael Greger vom Landesinstitut für Volkskunde weiß von vielen Varianten des Räucherns: “Allen gemeinsam ist das Gluat- beziehungsweise Rachpfandl oder ein anderes, feuerfestes Gefäß. In dieses wird Glut gegeben, auf der Kräuter, Palmkatzerl und eventuell Weihrauch zum Glosen gebracht werden. Damit beräuchert ein Familienmitglied alle Räume des Hauses, Keller, Dachboden, die Schuppen, Stallungen, Nebengebäude, auch Garagen etc. Zugleich wird auch noch mit einem Palm- oder Tannenzweigerl Weihwasser versprengt. Während des Rundganges wird eventuell gebetet oder es werden Segenswünsche gemurmelt.”

Blick in die Zukunft

In den Rauchnächten wurde beziehungsweise wird auch in die Zukunft geblickt. Ein beliebter “Losbrauch” im Alpenraum war das “Hütelheben”: Unter unterschiedlich viele Hüte wurden Gegenstände verteilt, die durch ihre Symbolik die Ereignisse des nächsten Jahres voraussagen sollten, zum Beispiel ein Buch für Weisheit, ein Schlüssel für Arrest oder Hauskauf, ein “Wanderbinkerl” für Wanderschaft oder Reise, ein Pupperl für Mutterschaft, eine Münze für Reichtum, ein Kamm für lausige beziehungsweise arme Zeiten, ein Rosenkranz für einen geistlichen Beruf, ein Fingerhut für Fleiß etc. Wurde dreimal derselbe Gegenstand von einer Person erwischt, galt dieser als schicksalsweisend. Dort und da wird dieser Brauch auch heute noch ausgeübt.

Die Tradition sagt, dass aufgehängte Wäsche in den Raunächten Unglück bringt
Die Tradition sagt, dass aufgehängte Wäsche in den Raunächten Unglück bringt ©Die Tradition sagt, dass aufgehängte Wäsche in den Raunächten Unglück bringt./Bilderbox

In Raunächten keine Wäsche auf Leine

Es ist auch Brauch, in den Rauchnächten gewisse Verbote zu beachten, um Unglück abzuwenden. So sollte man zum Beispiel keine Wäsche zum Trocknen hängen lassen, denn Frau Percht zieht in dieser Zeit mit den ungetauft verstorbenen Kindern durchs Land. Früher herrschte auch ein Kartenspiel- und Flickverbot. Außerdem wird vielerorts ein Jagdverbot beachtet.

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