Der Bauherr des World Trade Centers (WTC) in New York hat sich möglicherweise eines schweren Versäumnisses schuldig gemacht. Staatliche Prüfer deckten jetzt auf, dass die 110 Stockwerke hohen Zwillingstürme wahrscheinlich nie systematisch auf Feuergefahr getestet worden waren.
Erste vorläufige Ergebnisse einer Studie des Nationalen Instituts für Standards und Technologie (NIST) der USA besagen, dass das von der örtlichen Verkehrsbehörde Port Authority gebaute World Trade Center gegen ein Großfeuer offensichtlich nicht gewappnet war.
Nach den Bauvorschriften der Stadt New York hätten die als Trassen bekannten Stahlträger der Türme mit einer Isolationsschicht im Hochofen auf ihre Feuerbeständigkeit geprüft werden müssen. Bisher wurden aber keine Unterlagen für die Durchführung eines solchen Tests in der Bauphase des WTC gefunden.
Die „New York Times“ zitierte einen der Bauherrn des WTC, Guy Tozzoli, am Donnerstag mit einer Aussage zu diesen Stahlträgertests:
„Ich kann mich nicht erinnern, dass so etwas vorgenommen wurde, um ehrlich zu sein“. Es habe einige Tests mit feuerfesten Materialien gegeben, räumte Tozzoli ein. „Aber (wenn Sie fragen), ob wir Trassen bauten und sie testeten, neige ich dazu, Nein zu sagen.“
Die Zwillingstürme waren am 11. September 2001 in Flammen aufgegangen und schließlich eingestürzt, nachdem Terroristen besetzte Passagiermaschinen in sie gesteuert hatten. Unter ihren Trümmern wurden etwa 2.800 Menschen begraben. Seither suchen Experten nach den Faktoren, die die angeblich feuerfeste Konstruktion der New Yorker Wahrzeichen schmelzen und in sich zusammenkrachen ließen.
Die WTC-Türme waren aus Kosten- und Platzgründen in einer damals revolutionären Leichtbauweise errichtet worden. In dem NIST-Bericht heißt es, eine der am Bau beteiligten Architektengruppen, Emery Roth & Sons, habe sich bereits kurz nach Baubeginn beschwert, dass Port Authority eigenhändig Bauvorschriften abändere.
Nur wenige Monate später ordnete Port Authority die für den Feuerschutz zuständige Firma schriftlich an, die Bodentrassen mit einer Lage von 1,25 Zentimeter Feuer abweisendem Schaum zu besprühen. Nach Erkenntnis der NIST-Prüfer war diese Lage nie zuvor als ausreichend für die WTC-Stahlträger untersucht worden. Außerdem gab es weder Vorschriften noch Studien, die einen so dünnen Feuerschutz empfohlen hätten.
